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Montag, 17. Juni 2024

Die Weinfest-Reise, 1. Tag: Omas Muskeln müssen brennen

Abschied nehmen für eine Woche


17. Juni 2024


Unser Dörflein feiert ab dem nächsten Freitag sein jährliches Weinfest. Nach unseren Erfahrungen im letzten Jahr haben wir beschlossen, künftige Weinfeste durch Abwesenheit zu umgehen. Heute fangen wir damit an.


Um kurz nach sieben geht's ins Bad, dann wird einerseits das Frühstück und andererseits die Abwesenheit vorbereitet. Das heißt, die eine macht das eine, der andere holt das Auto und die Pflanzen von der Straße in den Hof.


Gießen ist nicht nötig, in der Nacht hat es nochmal reichlich geregnet.


Um kurz nach acht sitzen wir mit Schwägerin und Schwager beim Frühstück, die beiden kamen am Samstag und machten einen Zwischenstopp auf dem Heimweg vom Schwarzwald bei uns. Nach dem Frühstück verabschieden wir sie, danach satteln wir die Räder, um kurz nach halb zehn sind wir auf der Piste.

Es ist grau, windig, und es regnet.


Nach Kitzingen fahren wir diesmal nicht auf der Straße, sondern auf dem Main-Radweg. Das bedeutet etwa sechs Kilometer mehr, dafür ist die Strecke schöner. Unterwegs leuchtet der Mohn in den Feldern und an deren Rändern. Außerdem schleimen sich Schnecken in  allen Größen und Farben über den Radweg, besonders schön sind die ganz kleinen mit ihrem winzigen, weißen Häuschen auf dem drei Zentimeter langen Körper.


Kurz vor Kitzingen ist die Straße neben dem Radweg gesperrt. Wir passieren drei Stellen, an denen der Hang auf einigen Metern Breite komplett von Bäumen und sonstiger Vegetation befreit ist – es scheint, als hätten die Regenfälle der letzten Woche(n) zu schweren Erdrutschen geführt.


Nach Kitzingen kommen uns die ersten anderen Radreisenden entgegen, viele werden es heute aber nicht mehr.


Rückblick auf Zentrum und Veste


In Ochsenfurt machen wir eine erste Pause: für jeden eine Banane und ein kleines Brot. Um kurz nach eins sitzen wir am Mainufer hinter Würzburg und machen richtig Mittagspause. Am Uferweg konnten wir leider nicht fahren, denn auf dem Festgelände laufen die Vorbereitungen für Würzburgs jährliches Open-Air-Festival. Und da dürfen nur die rein, die mitarbeiten.


JA zur Mittagspause mit Frau


Um Viertel vor zwei fahren wir stromfrei weiter, bis Zellingen kommt uns fast alles sehr bekannt vor. Hier und da ein neuer Biergarten, eine neue Baustelle, ein neuer Kinderspielplatz.


In Zellingen geht es um Viertel vor drei westwärts weg vom Radweg. Wir machen noch eine kurze Pause im Ort zur Stärkung der Moral. Mit uns pausiert ein Lkw-Fahrer, der sich eine Zigarette ansteckt und uns mit Lebensweisheiten erfreut:


„Ob du das Wasser trinkst oder in der Flasche hast, ändert nichts am Gewicht.“


„Du kannst dir das Leben nicht malen.“


Wir verabschieden uns, schalten den Motor zu uns nehmen die letzten 20 Kilometer in Angriff. Von dieser Seite sind wir noch nie mit Strom gefahren, es geht deutlich besser als gedacht, aber das ist ja auch kein Wunder, wenn man von 250 Watt zusätzlicher Leistung im Hinterrad angeschoben wird.


Was schwer erschien, war am Ende leichter als gedacht


Um kurz vor halb vier sitzen wir bei Marktheidenfelds Eis-Salon. Er gibt sich italienisch, wird aber von Ex-Jugoslawen geführt. Das ist OK, der Affogato gut und günstig. Punkt vier checken wir in unserem Hotel ein, schließen die Räder an die Stromversorgung an und gehen zur Pflege aufs Zimmer.


Solche Touren werden ab einem gewissen Alter auch mit Strom nicht unbedingt leichter. Wir haben die letzten drei, vier Wochen sportlich nichts gemacht, jetzt tut der Hintern weh, die Oberschenkel krampfen und man freut sich aufs Hinlegen.


Das klappt zunächst gut, aber nach etwa einer halben Stunde rastet irgendwo in der Nähe der Nachwuchs-DJ aus. Einerseits lässt er ganz schlechte Musik (wenn man das so nennen kann) durch Marktheidenfeld schallen, andererseits grölt er dazu Anweisungen ans hier nicht vorhandene Tanzvolk.


Und man muss sich wundern: Von den Nachbarn unternimmt keiner etwas


Feierabend!


Um Viertel vor sieben stehen wir auf, bilden uns sprachlich weiter und kleiden uns fürs Bräustüble an. Bevor wir dort hingehen, trennen wir die Räder noch vom Strom. Neben dem unvermeidlichen Bier gibt’s schräg gegenüber zwei Grillpfännle, außerdem buchen wir das Hotel für die Nacht von Donnerstag auf Freitag.


Und dann geht’s noch kurz an den Main und zurück ins Hotel, wo wir die zweite Halbzeit eines eher schlechten EM-Spiels zwischen AUS und FRA anschauen.


80 km leicht bergab, 20 km schwer bergauf