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Samstag, 24. Mai 2025

Frühling 2025 – 22. Mai: Tournus

Der Geist in der Schüssel

Viele französische Hotels haben ein eigenartiges Verhältnis zur Notdurft. An den separaten Raum zur Verrichtung haben wir uns schon gewöhnt, manchmal legt der Franzose aber noch eine Schippe drauf.

In unserer upgrade-Suite wird das Klo von innen beleuchtet und der Sitz mittels Strom erwärmt. Besagter Sitz macht aber nicht nur den Hintern warm, er kann auch allerhand, zumindest wenn man ihn lässt. Spoiler: Man lässt ihn nicht.

Entweder haben frühere Gäste mit den Funktionen rumgespielt, oder das Überangebot an Leistungen hat einen Kollaps herbeigeführt. Jedenfalls sind alle Maßnahmen hors service.

Für uns wär's sowieso egal, wir sind nicht auf Toiletten-Spielereien aus. Außerdem soll's heute reichlich regnen, wir bleiben also etwas länger liegen. Gegen neun sind wir bei unserem Boulanger in Centre ville, nehmen vor Ort zwei Formule p'tit dej und gleich noch ein bisschen was fürs zweite Frühstück im Hotel und für den Nachmittag mit.

Was er könnte, wenn er dürfte, wie er könnte

Danach holen wir das versäumte Duolingo von gestern nach und machen uns fertig fürs Schwimmbad. Zurück im Zimmer ist das Housekeeping noch aktiv. Wir warten kurz, dann warten wir auf besseres Wetter, essen noch was und legen uns zum Mittagsschlaf nieder.

Nach knapp fünf Minuen bricht im ganzen Haus und in allen Rauchmeldern Feueralarm aus.

Die Rezeption beruhight mich auf Nachfrage, dass es nur ein Test ist, dieser aber zumindest von der Dauer gerade etwas aus dem Ruder läuft. Wir nehmen es mit Humor, legen uns wieder hin, und irgendwann hören die Sirenen auch wieder auf. Nach dem Schlafen, essen wir das Mitgebrachte vom Morgen – très calorique!

Draußen der Regen, drinnen wir

Der Regen hört zwar ab 16 Uhr langsam auf, aber es bleibt kühl. Also beschließen wir, für morgen ein bisschen einzukaufen. Im Carrefour um die Ecke werden wir nicht fündig, aber im Essig-Regal stehen tatsächlich knapp zehn normale Flaschen Martin-Pouret. Leider alle mit Cidre-Essig gefüllt, mit dem wir nichts anfangen können (und wollen).

Macon ist nicht weit, wir kennen da einen gut sortierten Auchan mit günstiger Tankstelle, er wird unser nächstes Ziel. Den Sprit gibt's dort tatsächlich billiger als in Deutschland, und drinnen rührt uns dann der Donner: Auch hier stehen im Essig-Regal normale Flaschen Martin Pouret, diesmal ist es der Rotwein-Essig in der 0,75-Liter-Flasche. Sie kostet weniger als die 0,25-Liter-Flasche im online-Shop.


Insgesamt halten wir uns mit dem Einkaufen wieder länger als nötig auf, so dass wir zurück im Hotel gerade noch Zeit zum Umziehen haben. Dann fahren wir zu Guillaume nach Le Villars, der eine neue Kellnerin beschäftigt, die uns sehr an Irena erinnert und irgendwie angespannt wirkt.


Die Gattin nimmt das Œuf bio servi mollet et asperges française en déclinaison, ich begnüge mich mit einer Tartelette sablée aux escargots d’Amandine. Beim Hauptgang sind wir uns einig: Poulette de Bresse farcie aux morilles, beim Dessert nicht, die eine nimmt das Soufflé chaud au Grand-Marnier, der andere La Rhubarbe rôtie en crumble, pochée au gingembre.


Wie Großeltern ihre Enkel prägen

Dazu gibt's, wie immer, Les pierres blanches von der Domaine des Tourterelles. Hier haben wir ihn zum ersten Mal getrunken, hier bleiben wir ihm treu. Nach dem Essen gehen wir noch rüber zur Kirche, schauen nach der Varèse-Tafel und machen uns schließlich auf den Rückweg. Morgen geht's auf die Fähre ...