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Dienstag, 3. Juni 2025

Frühling 2025 – 3. Juni: Bocca del'Oro / Porto-Vecchio

60 von 62 Rennradfahrer:innen empfehlen das

Es gibt auch heute wieder Frühstück. Vorher überraschen wir aber noch die jungen Menschen im Service: Wir kommen von der anderen Seite.

Ansonsten ist alles wie gestern. Große Auswahl an Oliven- und ähnlichen Kuchen, die man vielleicht eher zum Apéritif als zum Frühstück essen möchte. Heute ergänzt um Mini-Croissants mit Thunfisch-Spinat-Füllung.

Zur Feier des Tages bestelle ich ein Omelette mit Pancetta. Es ist ganz gut, aber eher ein stark gebräunter Pfannkuchen. Außerdem zeigt es nochmal deutlich, von welcher Qualität sein Pendant im Neubau von Bastelica war – hell wie ein Rührei, zur rechten Zeit zweimal sanft gefaltet und deshalb innen noch leicht flüssig ... ein Gedicht.

Zwei von zwei Rennradfahrer:innen gefällt das

Genug geträumt, heute steht die Küstenrunde von Komoot auf dem Programm, außerdem müssen wir sehen, ob die Bremsen wieder ordentlich zupacken. Bis elf haben wir ein paar Hemden gewaschen und die Räder zusammengebaut, ich bringe noch unsere Rechner in die Obhut der Rezeption, eine Minute später rollen wir los.

Ein paar Worte noch zur Annahme von Wertsache an der Rezeption: Ich kenne das Prozedere so, dass man als Gast seine Sachen abgibt, der Rezeptionist steckt sie in eine Tasche oder ähnliches und man bekommt eine Quittung zur Abholung. Das ist hier anders: Der Gast schreibt auf ein Papier, was er übergibt, unterschreibt das Papier und gibt es mit den Wertsachen ab. Beim Abholen bekommt er alles zurück.

Ich wundere mich hier über gar nichts mehr.

Der Wind ist gegen, der Motor mit uns, das bringt wenig Vortrieb. Ist aber auch gut so, denn die Bremsen greifen nicht wie gewohnt. Wir bremsen also immer wieder probehalber mit wenig Veränderung. Im Laufe der Runde wird es etwas besser, am Ende kommen wir jedoch zu dem Schluss, dass der Spezialist von gestern vielleicht doch weniger spezialisiert und das Aufbringen von Entfetter nicht die beste aller möglichen Lösungen war.

Zurück im Hotel reinigen wir die Bremsbacken mit einem Lappen und holen so eine ganze Menge des aufgesprühten Materials wieder runter. Hoffen wir aufs nächste Mal.

Absolut unerreichbar

Die Bremsen sind unterwegs durchaus wichtig, denn es geht beachtlich auf- und gerne mal sportlich abwärts. Nach fünf Kilometern hat uns der Herrgott eine Steigung in den Weg gestellt, die wir mit unserem schlappen 250-Watt-Motörchen nicht bewältigen können, da müssen wir knapp 100 Höhenmeter schieben.

Der restliche Teil links der Bundesstraße fährt sich wie von allein, rechts der Bundesstraße liegt uns relativ bald eine sehr lange Natter im Weg, die ihr Sonnenbad aber schnell genug beendet und sich nach rechts zurück in die Büsche macht.

Anschließend nimmt der (Auto-)Verkehr wieder zu, was das Fahren weniger angenehm macht. Entlang unzähliger Hotels, Restaurants, Campingplätzen und sonstiger Urlaubermagneten kommen wir zwar gut voran, eine Freude ist es allerdings nicht.

Look but don't go

Und mit dem Weg zum Strand, den wir als Nebeneffekt der Fahrt zu finden hofften, sieht es auch mau aus. Strandzugänge sind hier limitiert und privatisiert. Das einzige Stück freien Zugang sehen wir nur ein paar Kilometer von unserem Hotel entfernt. Der Weg hinunter ist weit, der Rückweg garantiert beschwerlich, und schon aus weiter Entfernung sehen wir, dass der Abschnitt intensiv von einer Surfschule genutzt wird.

Das Private ist politisch

Also ab ins Hotel, Swimmingpool, Mittagessen, Mittagspause. Unser Hotel in Erbalunga hat uns tatsächlich das Mückenöfchen nachgeschickt, ohne etwas dafür zu berechnen!

Danach sitzen wir ein Stündchen auf unserer Terrasse, schauen den frischgewaschenen Trikots usw. beim Trocknen zu und machen ein paar Sachen, für die man einen Computer braucht.

Über uns zieht mit lautem „wieht-wieht“ der Rotmilan seine Kreise, von der Rezeption und den Wegen dringt das Geräusch der rollenden Koffer nach oben, heute ist Anreisetag.

Voglio volare come il nibbio

Abendessen gibt's heute auf der Terrasse. Mit Witwe Ambal und allem, was der Kühlschrank sonst noch hergibt. Nach dem Essen schauen wir, nach Hotels für die beiden Nächte, die wir noch auf Korsika verbringen müssen.

Die Realität sieht anders aus

Frühling 2025 – 2. Juni: Bocca del'Oro / Porto-Vecchio

Waschtag im Paradies

Auf dem Weg zum Frühstück sprechen wir an der Rezeption mit der Chefin wegen der Unzulänglichkeiten des Hauses, sie ist naturgemäß völlig anderer Meinung als wir. Der Kunstrasen ist nicht ihre Idee, sondern obligatoire, um Wasser zu sparen. Und all die anderen Kleinigkeiten sind ja einfach zu lösen, wir müssten bloß Bescheid sagen.

Dass man die Behebung von Problemen nicht seinem Gast aufbürdet, ist für sie neu. Auf eine Rückzahlung der bereits entrichteten Schlafgebühren will sie sich auf keinen Fall einlassen. Wir gehen davon aus, dass das Geld gebraucht wird. Das Frühstück bestätigt unsere Befürchtungen. Es bietet maximal durchschnittliche Qualität und ist auch inhaltlich nicht gerade der burner.


Suchbild mit Eidechse


Zurück in unserer Hütte klopft das Zimmermädchen osteuropäischer Herkunft mit dem Ölkännchen an. Sie weiß nicht genau, was sie machen soll, ist aber zu allem bereit. Der Safe enthält inzwischen Batterien, funktioniert aber trotzdem nicht.


Die junge Frau radebrecht ein bisschen mit uns und meint, wir könnten ja in eine bessere Behausung umziehen. Wir gehen auf das Angebot ein und mit ihr zur Rezeption. Die neue Option will uns die Chefin aber persönlich präsentieren: direkt oberhalb des Parkplatzes zeigt sie uns voller Stolz eine relativ neu erbaute, rot lackierte Holzhütte, aber die Gattin winkt ab. Dafür alles wieder ein- und nochmal auspacken, lohnt sich einfach nicht.


Wir fahren lieber nach Porto-Vecchio und beglücken die Familie Mulliez.


Zuerst geht es über eine kleine Umgehungsstraße zu Decathlon, wo es zwar keine Werkstatt, dafür aber einen engagierten und fachlich kompeten Mitarbeiter gibt. Der zeigt uns, wie man bei Rad 1 die Backen einer zusammengepressten Scheibenbremse löst und bei Rad 2 die quietsche Scheibenbremse reinigt. Kosten: null. Wir zahlen bloß für den benötigten Reiniger.


Nicht weit entfernt fahren wir bei Auchan rechts ran. Der Laden brummt, die FeWo-Enthusiasten rundum decken ihren Bedarf für die kommende Woche. Wir wollen auch mal auf der Terrasse essen und kaufen ein bisschen Wurst, Käse usw. ein. Dazu für 7,99 ein Replikat des Mückenöfchens, das wir in Erbalunga vergessen haben.


Zurück in Bocca dell'Oro waschen wir erstmal ein paar Teile unserer Wäsche aus, dann gehen wir ins Becken. Die Dusche dort ist übrigens so hoch, dass Menschen ab etwa 1,70 Meter Gesamthöhe nur schwer aufrecht stehen können – ist wahrscheinlich ebenfalls obligatoire.


Danach, also nach dem Schwimmen, essen wir eine Kleinigkeit und legen uns kurz hin. Zwei Stunden später werden wir wach – die Hitze hier nimmt einen doch mehr mit, als man denkt.


Zum Abendessen: Abendstimmung

Nach dem Aufstehen suchen wir ein Plätzchen fürs Abendessen. Das ist gar nicht so einfach, weil das Essen mit dem Parken des Fahrzeugs verbunden und dieses in der näheren und weiteren Umgebung mit hohen Zwangsgebühren belastet ist. In Porto-Vecchio schlägt die Stunde mit knapp drei Euro zu Buche, in Strandnähe sollen bis zu 20 Euro für einen Parkaufenthalt fällig werden (egal, wie lange).

Wir suchen uns drei Lokale entlang der Uferstraße aus und fahren sie einfach schnell mal ab. Am Ende gewinnt die alte Schabracke, die unserem Domizil auch noch am nächsten liegt.

Von der Gattin inspiriert

Hier parkt der Chef persönlich die Wagen der Gäste ein, hier kann man von der Terrasse aus schön übers Meer schauen, hier trinkt man Monika, und hier isst man gut. Nach Lemonspritz und Pastis teilen wir uns ein Tartare de boeuf vorneweg unds erfreuen uns anschließend an Mafalde con salsiccia, noci e parmigiano und Pizza Chorizo.

Zum Schluss gibt's noch einen ordentlichen Café, und beim Bezahlen reservieren wir gleich für Mittwochabend.

Nach dem Essen ist vor dem Bungalow

Auf der Terrasse sitzen wir uns noch ein Viertelstündchen für morgen warm und schauen unserem grünen Gast beim Abendessen zu.

Je später der Abend, ...