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Freitag, 27. Juni 2025

Frühling 2025 – 27. Juni: Sulzano

Kaum aufgestanden, schon wieder hinlegen

Das Frühstücksbuffet hat sich nicht verändert, wir setzen uns raus auf die Veranda und genießen die kühle Luft vom See.

Am Tisch nebenan sitzt ein deutsches Paar mit kleinem Kind. Das Kind kann schon mit den Fingern essen, die Eltern sprechen nicht mit ihm. Der Vater schaut auf sein Telefon, die Mutter pendelt zwischen Tisch und Buffet. Irgendwann spricht die groß gewachsene Kellnerin das Kind auf Italienisch an, es blüht auf und stößt Entzückungsschreie aus. Die Eltern wundern sich und schweigen weiter.

Monte Isola am Vormittag

Noch einen Tisch weiter sitzen vier Briten. Vater, Mutter, fünfjähriger Sohn und angewiderte Nanny. Der Sohn heißt Alfred und kommuniziert  mit Kopfhörern und Tablet, der Rest des Tisches schaut auf Telefone. Die Eltern leeren zum Frühstück vier Gläschen Berlucchi.

Nachbars Haus am Nachmittag

Die Gattin liest ein bisschen, der Gatte schreibt ein bisschen. Um zwölf gehen beide in den See. Danach noch ein bisschen ruhen auf den Liegen am Pool und anschließend nach oben. Irgendwann gibt's Nektarinen, am Nachmittag gehen wir nochmal in den See, der recht aufgewühlt schwappt und viele Pflanzenreste auf der Oberfläche trägt. Hinterher lesen wir noch auf den Liegen am Pool.

Jeanne-Claudes und Christos Beitrag zu Sulzanos Popularität

Vor dem Abendessen laufen wir noch ein bisschen am Ufer entlang und schauen, ob der Hafen noch so ist, wie er war.

Dieses Dolce vita muss irgendwann ein Ende finden ...

Hafen vor grünen Tüchern über Berg-Attrappen

Kurz vor acht sind wir im Restaurant und bringen die Kellner dazu, uns die zweite Hälfte unseres Aperitifs von gestern an einen Tisch am Seeufer zu servieren. Melonis Luftwaffe malt uns zum Abschied noch einige Versionen der italienischen Tricolore in der abendlichen Himmel, wir lamentieren uns vor, wie schön unser Leben ist und setzen und um kurz nach acht an unseren Tisch in La Veranda.

Die Briten mit Kind und Nanny sind auch wieder da. Der Vater kommt barfuß zum Abendessen, der aufgeweichte Sohn trägt nach einigen Stunden im Pool und in der prallen Sonne wieder Kopfhörer und vergnügt sich mit seinem Tablet.

Was gibt's zu essen?

Einerseits Tartare di tonno, andererseits die Parmigiana, die gestern Abend falsch serviert wurde. Der Teller spricht dafür, dass es eine andere ist als gestern Abend. Danach nimmt er Scialatielli con cozze e bottarga und sie das gestern für sehr gut befundene Roast beef con salsa verde. Dazu einen Lugana, der nicht auf der Karte steht und zum guten Schluss ein Tiramisu mit zwei Löffeln.

Italienisch für Fortgeflogene

Nach dem Essen bringt die Nanny den Junior ins Bett, dadurch wird vorne am Seeufer wieder ein Tisch frei. Wir besetzen ihn mit zwei Gläsern Berlucchi und der dritten Flasche Aqua frizzante.

Morgen geht es nach Freiburg, jetzt geht es ins Bett.

Frühling 2025 – 26. Juni: Sulzano

Heißes Pflaster: Mercato settimanale a Mantova

Das Frühstück wird seitens des Hotels durch einige Maßnahmen erschwert. Erstens tagt im Raum vor dem Frühstück eine Firma mit gefühlt 50 wichtigen (und italienisch sehr gut angezogenen) Menschen. Zweitens setzt das Haus gegen die mörderische Temperatur nur einen Standventilator ein (und der bläst direkt auf unseren Tisch). Drittens ist das Angebot ziemlich mau.

Wir checken also aus und überlegen, wie wir das Gepäck zu unserem entfernt parkenden Auto schaffen. Der Markt auf dem Platz vor dem Hotel macht es unmöglich, das Hotel auf legalem Weg zu erreichen. Der Staat drängt uns also wieder mal in die Illegalität.

Unser Gepäck geben wir erstmal an der Rezeption ab, gehen dann zum Auto und fahren es gegen zwei Einbahnstraßen ans Hintertürchen des Hotels. Einige der Italiener, die wir unterwegs passieren, regen sich auf – Motto: Jetzt fahren die Touristen schon wie wir! –, anderen ist es egal – Motto: Mir doch egal! –, und der Tesla-Fahrer, der ein paar Meter vor dem Hintertürchen unerlaubt die Gasse verstopft, folgt dem edukativen Impetus – Motto: Denen werde ich zeigen, wer hier illegale Dinge tun darf!

Die Gattin schafft ihn sprachgewandt an die Seite, ich passiere und auf unserem Weg zurück hat er sich brav an der Straßenseite eingerichtet.

Schön anzuseen: il lago

Bevor wir den Brutkasten Mantova verlassen, schauen wir noch bei Pane al Pane vorbei, um ein paar Gläschen Mostarda und zwei kleine Törtchen als Wegzehrung zu erstehen. Für Gäste unseres Hotels gibt zehn Prozent Nachlass.

Nach einem enttäuschenden Besuch bei Aldi in Curtatone kurbeln wir über die bekannten Straßenzustände in Richtung und durch Brescia und von dort ins Franciacorta Village, wo man uns zwei Hemden und ein Polo-Shirt zu deutlich reduzierten Kosten verkauft. Vom Wetter gezeichnet, essen wir im Schatten der Arkaden die Törtchen aus Mantova.

Schön anzuseen: Monte Isola

Im nahen Gussago unterhält Conad einen Superstore. Wir fahren hin, um uns nach dem Besuch zu fragen, was daran denn super gewesen wäre. Immerhin hat es für ein paar Käse, etwas Mostarda und ein paar Flaschen Franciacorta gereicht.

Kurz darauf erreichen wir Sulzano, checken im Hotel ein und puzzeln das Auto in den Parkplatz. Oben im Zimmer ziehen wir uns gleich um und gehen in den See. Der Pegel ist sehr hoch, das Wasser angenehm kühl – wir bleiben ein bisschen drin.

Schön anzuseen: la terrazza

Danach Dusche und Pause, mit Ach und Krach sind wir um acht unten beim Essen. Vorneweg gibt's einen halben Berlucchi, danach zwei Antipasti: Tartare di manzo und Roast beef con salsa verde. Als Hauptgänge nehmen wir Ravioli di baccalà bzw. Tagliolino cacio e pepe und als Dessert einen kleinen Flan al cioccolato.

Um halb zwölf gehen die Lichter aus.