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Freitag, 21. Juni 2024

Die Weinfest-Reise, 4. Tag: Dieser Weg wird kein leichter sein

Rechts ist der Flughafen, von links kommen die Flieger im Minutentakt


20. Juni 2024


Auf dem Weg zum Frühstück haben wir einen Lidl-Mann im  Fahrstuhl. Der muss uns natürlich genau erzählen, was es mit der Buchung des kompletten EG auf sich hat.


Er weiß total Bescheid: Lidl sponsort ja die Einkaufkinder dieser EM. Heute laufen sie beim Spiel DAN : GBR ein. Diese Kinder nächtigen samt ihrer Eltern bei uns im Hotel. Dazu gibt’s  Bespaßung und Geschenke aller Art. Heute müssen die Kinder dann im Stadion ran, und unser Fahrstuhl-Mann ist der Fotograf des Events. Er hat die Familien von der Ankunft über alle Stationen begleitet, und zum guten Schluss gibt's von Lidl bestimmt noch ein schönes Fotoalbum für die Familien.


Apropos Familien: Auf unserem Weg durch Sachsenhausen laufen von der Gerbermühle bis zur Uniklinik unzählige Grüppchen erwachsener Menschen in dänischen und englischen Trikots auf Sachsenhäuser Seite am Main entlang.


Die Gattin ist völlig entgeistert – aber wie entgeistert wäre sie erst gewesen, hätte sie geahnt, dass am Nachmittag rund 4.000 in Dänen-Trikots gewandete Dänen von der Alten Oper zum Hauptbahnhof und von dort weiter zur Fan-Zone am Frankfurter Mainufer ziehen und bei dieser Gelegenheit den kompletten Innenstadtverkehr zum Kollabieren bringen würden.


Genutzt hat es übrigens nichts, das Spiel endete 1:1.


Den weiteren Weg kennen wir gut. Zwischen Schwanheim und Flörsheim gibt es keine nennenswerten Veränderungen. Bei Okriftel nimmt die Umwandlung der alten Fabrik Gestalt an, es gibt erste Neubauten, die zum Verkauf stehen und wohl das Geld für die nächsten Bauabschnitte in die Kassen spülen sollen.


Zwischendurch stehen rund 20 Störche knöcheltief im Wasser und delektieren sich am lokalen Angebot an Fröschen und sonstigem Getier.


Direkt hinter Flörsheim fahren wir vom Radweg ab und nehmen durchs vollverschleierte Rüsselsheim die Route zum Waldfriedhof. Um kurz nach eins sind wir da, um drei ist die Trauerfeier für eine alte Kollegin terminiert, die in den letzten zwei Jahren gegen einen Krebs gekämpft und vor ein paar Wochen verloren hat.


Die Trauerfeier ist anders. Etwa 40 Teilnehmer, kein Trauerredner, kein Tralala, nur drei Lieder, dann trägt der Ehemann die Urne zum Grab. Die Gäste nehmen individuell Abschied, danach trifft sich die Trauergemeinde zum Leichenschmauß. Wir ziehen die Regenhosen wieder aus und machen uns auf den Weg zur Fähre nach Kornsand.


An dieser Stelle ein Lob an „gpx.studio“, mit dessen Hilfe wir den Abstecher navigiert haben. Der Weg ist super, wir kommen schnell und einfach durch Rüsselsheim und zum Deich. Auf dem weiteren Weg gibt's hier und da Probleme, einmal geht es so weit, dass wir in die mückenreiche Einöde abbiegen und an einer Absperrung vor den hyperaktiven Blutsaugern fliehen müssen.


44 Gänge westwärts

Die Fähre erreichen wir just in time, auf der anderen Seite geht es weiter in Richtung Oppenheim.


Die Gattin wünscht sich eine Panoramafahrt am Rhein, der dafür angebotene Weg entpuppt sich als Schlammstrecke. Wir erkennen die Wahrheit des Mottos „Wenn du den Menschen etwas antun willst, dann erfülle ihre Wünsche.“


Knapp 1.500 Jahre trinken, trinken, trinken

Durch Dienheim und Ludwigshöhe fahren wir nach Guntersblum, wo wir ein Hotel mit Restaurant gebucht haben.


Unterwegs sprechen wir mit einem Nebenerwerbs-Winzer und einer netten Pferdehalterin, am Ziel kommen wir erstmal an der falschen Stelle an: Familie Baumann hat mehrere Besitztümer im Ort, wir werden von der Chefin persönlich vom Weingut zum Hotel mit Restaurant dirigiert.


Rheinhessen steht stramm


Nach dem Duschen finden wir uns im Hof zum Essen ein. Der Restaurantleiter ist gut drauf, wir auch, das wird ein schöner Abend. Wir essen Menüs mit drei bzw. fünf Gängen, die Weine dazu kommen vom hauseigenen Weingut und sind gut und günstig.


Das Essen ist überraschend gut, wir sind sehr angetan. Gegen zehn gehen wir schlafen, die Nacht verläuft gut, das Mückenöfchen bringt die Parasiten um.


Ein kleiner Umweg machte die Etappe zur traurigen Angelegenheit