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Dienstag, 24. Juni 2025

Frühling 2025 – 23. Juni: Golfo Aranci

Der Bär groovt

Was passiert, wenn vier Italiener beim Frühstück gemeinsam ans Buffet gehen? Richtig, es wird leise im Frühstücksraum.

Die Kleine von gestern Abend ist auch wieder da, noch ein bisschen angeschlagen. Sie spricht mit der Mutter englisch, mit dem Vater deutsch, und sie freut sich sichtlich, wenn dem Kellner etwas runterfällt. Suleyka (die britische Tochter, die immer aussieht als käme sie vom Bauchtanz) ist auch wieder schön ausgezogen.

Olbia zur Mittagszeit

Wir sind gut vorbereitet und können schon um halb elf fertig gepackt aufbrechen. Auf der SS125 fahren wir zunächst nach Olbia, drehen dort eine Runde durch die Stadt und fahren dann weiter bis nach Palau. Hier waren wir vor 36 Jahren mit dem noch recht frischen Kind und setzten zu seiner Freude per Fähre nach La Maddalena über.

Da rufen wir doch in der Hitze einfach mal in München an und lassen den erinnerungsschwachen Spross an der Vergangenheit teilhaben.

¡Hey, Maddalena!

Weiter geht es über Capo d'Orso, eines der meistfotografierten Motive Italiens, und Cannigione nach Baja Sardinia und Porto Cervo. Wir gönnen uns für zweifuffzich einen bewachten Parkplatz und gehen zu Fuß ins Zentrum des Geschehens. Die Ladenzeile im Zentrum erinnert uns ein bisschen an Wertheim Village mit Wohnungen oben drüber. Auf der Piazza tanzen bewegungsferne Insta-Mädels vor überteuerter Kulisse.

Vor der Bucht von Laconia

Und während man so sitzt und seinen Kaffee trinkt, kommt plötzlich links Zweiergruppen, wie Kinder in der Schule, die sich anstellen, bevor sie den Klassenraum gehen, auf die Piazza. Es werden immer mehr und mehr und am Ende sind es mindestens 40 Leute. Da ist irgendwo ein Reisebus angekarrt worden, und der Inhalt darf jetzt einmal durch Porto Cervo gehen und die Menschen dort bestaunen. Wir gehören dazu.

Cervo Village

Nach dem Caffè fahren wir durch Cala di Volpe, vorbei am teuersten Hotel der Insel, und Cugnana nach Golfo Aranci, wo um 20:30 Uhr unser Schiffchen nach Livorno ablegt.

Geldanlage vor Cala di Volpe

Wir sind viel zu früh dran, es ist gerade mal sechs, als wir hinter zwei anderen Autos mit deutschem Nummernschild in die Reihe der Wartenden aufschließen.

Wer zu früh kommt, den belohnt das Leben

Wie das Schicksal es manchmal will, geht es praktisch ohne Aufenthalt direkt auf die Fähre.

Frühling 2025 – 22. Juni: San Teodoro

Nach dem Frühstück wird rumgepoolt

Heute sitzt beim Frühstück eine höchst tätowierte Tus hinter uns und lässt sich von ihrem Telefon mit Filmchen berieseln. Das Angebot des Buffets ist überschaubar, aber wir hatten es auch schon viel schlechter.


Da unsere Rechner sich nicht mit dem Hotel-Netzwerk verbinden lassen, die Telefone aber schon, spreche ich zwei andere Gäste an, die sichtbar sowohl mit dem einen wie dem anderen Gerät im Wlan unterwegs sind. Die Herren sind Amerikaner und sehen so aus, als hätten sie im Zuge des amerikanischen Angriffs auf Iran einen Job auf La Tavolara erledigt und befänden sich jetzt wieder auf dem Heimweg. Eine Lösung haben sie auch nicht.


Wir machen uns auf den Weg zu EuroSpin in San Teodoro, um ein paar Sachen zum Essen zu erwerben. Die Gattin fährt heute so, wie sie es mir immer vorwirft und macht all die Fehler, die sonst mit vorbehalten sind – ein perfekter Sonntag.


Vorn der Strand, hinten die Insel der US-Army


Im Supermarkt lernen wir, dass Nektarinen in Italien Pesce noci heißen, da kaufen wir gleich mal ein Kilo. Außerdem stellen wir fest, dass der Sonntagseinkauf für die örtlichen Sarden ein beliebter Treffpunkt ist. Man sieht sich, man grüßt sich, man verabredet sich für den Nachmittag oder Abend. Der Ort selbst ist zwar auch schon vom Tourismus gezeichnet, hat sich aber doch eine gewisse Unschuld bewahrt. Es gibt wenige der sonst üblichen gestalterischen und sonstigen Exzesse.


Auf dem Rückweg halten  wir kurz an, um den großen Strand zu fotografieren. Zwei deutsche Radfahrer halten auch und versperren damit das Motiv. Die Gattin steigt aus, um eine unverstellte Position einzunehmen und wird von den Kollegen gleich um ein Foto gebeten. Schön, wenn man sich so einfach nützlich machen kann.


Nach dem Einkauf fahren wir unser Auto unter einen überdachten Parkplatz am Hotel und laden alles aus, was wir haben. Die vorsichtshalber im Unterboden deponierte Wäsche nehmen wir raus, Schmutzwäsche, die nicht mehr gebraucht wird, kommt als Polster für Flaschen und Gläser wieder rein. Dann laden wir alles wieder ein und sind jetzt gut vorbereitet für die letzte Woche in Richtung Deutschland.


Kaum zu fassen, was der Kleine fasst


Mittags gehen wir in den Pool, essen ein bisschen was, legen uns hinterher kurz hin und 
gehen am Nachmittag nochmal an den Strand. Heute ist Sonntag und etwas mehr Betrieb. Das Wasser ist leicht kühler geworden, das liegt wohl daran, dass es spürbar mehr Bewegung gibt. Vor dem Abendessen sortieren wir unsere Wäsche und sonstigen Sachen nochmal neu. Wir gehen davon aus, dass wir in der letzten Woche mit einem Koffer für uns beide auskommen werden.


Beim Abendessen lernen wir: Nicht jede ausgezogene Frau sieht gut aus. Das beweisen z.B. zwei Engländerinnen am Nebentisch. Die Mädels sind wohl Freundinnen, und die eine wird von den Eltern der anderen mit in den Urlaub genommen. Der britische Vater liefert ein tolles Beispiel modernen Patriarchats, er stellt der Freundin seiner Tochter eine Frage, diese antwortet, und dann referiert er mindestens zehn Minuten lang zum Thema.


Erfreulicherweise gibt es auch wieder Essen. Auf fünf Tischen das von gestern bekannte Piccolo buffet di Antipasti, danach isst sie Tortiglioni alla trasteverina und Rollatina di coniglio, während er Meze maniche all'arrabbiata und Pojarski di vitello nimmt. Nachtisch gibt's auch noch, zwei Mal Meringata all'amarena.


Abends ist ausgepoolt


Nachdem wir uns in die Bar gesetzt haben, kommt auch die Dreijährige mit ihren Eltern nochmal vorbei und macht sich und allen, die drumrum sitzen,
 einen schönen Abend. Erst tanzt sie zur Musik aus dem großen, hässlichen JBL-Lautsprecher, dann erweitert sie ihren Radius immer weiter durch die Bar über die Rezeption und schließlich auf die gesamte angrenzende Architektur.


Die Eltern schauen ihr zu, lassen das Kind in Ruhe machen. Wir haben das Gefühl, die Kleine genießt das, und sie machte es auch sehr gut.