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Mittwoch, 18. Juni 2025

Frühling 2025 – 18. Juni: Villasimius

Schöner Ausblick

Die Gattin bleibt beim Müsli, ich nehme heute auch mal eins, ergänze es aber durch die bereits genannten Backwaren. Ansonsten sehe ich die Jammer-Tuss von vorgestern, sie telefoniert aktuell nicht, da sie mit Mama und Papa an einem Tisch sitzt.

Und damit bin ich bei dem Thema, das mich jetzt schon länger beschäftigt: Warum legen Frauen verschiedesten Alters, verschiedester Bauart und verschiedesten optischen Reizes neuerdings so umfangreich ihren Hintern zu Bräunungszwecken frei?

Als ich um die18 war und mit gleichaltrigen Mädels über Schminke, Nagellack und gewagte Kleidung sprach, hörte ich so gut wie immer: „Das mache ich doch nur für mich, nur weil es mir gefällt.“

Weniger schöner Anblick

Dieses meinerseits schon immer mit Zweifel behaftete, aber am Ende nie widerlegbare „Argument“ scheint mir hier unhaltbar. Zum einen erfordert es großen technischen Aufwand oder enorme körperliche Flexibilität (ich sage nur: Chinesischer Nationalzirkus!), um sich am Anblick seines gebräunten Hintern erfreuen zu können.

Zum anderen bin ich außerhalb von Badeanstalten kaum in der Lage, andere an meinem farblich optimierten Hinterteil teilhaben zu lassen. Denn meist steckt dieses Teil ja von Stoff verborgen in irgendwelchen Kleidern, Röcken, Hosen oder was auch immer.

Wenn es am Ende also nur darum geht, mit allem aktuell verfügbaren Weiblichen in Konkurrenz zu treten und allem aktuell verfügbaren Männlichen mit meinen vermeintlichen körperlichen Qualitäten den Verstand zu rauben, dann erscheint mir das doch ein sehr gefährliches Unterfangen. Einerseits, weil die Konkurrenz eventuell größer und ansehnlicher ist als gedacht. Andererseits, weil die eigene nackte Haut sich nicht nur gegen andere Hintern, sondern auch gegen andere freigelegte Bauteile konkurrierender Geschlechtsgenossinnen behaupten muss.

Sehnsuchtsort hinter Palmen und Pinien

Ich selbst gehe heute übrigens außer Konkurrenz ans Meer. Meine Haut kann eine Pause von der Sonne sehr gut gebrauchen, weshalb ich mich zwar auch hinlege, den Körper insgesamt aber eher bedeckt halte. Madame schwimmt weiter, als gäbe es kein Morgen.

Nach ausgiebiger Mittagspause und zweiter Einheit am Strand gehen wir gegen halb sechs in unser Apartment, buchen ein Hotel in Mantova – die Fähre nach Livorno haben wir gestern schon klargemacht – und gehen kurz nach sieben zum Apéritif.

Draußen schüttet es.

Das Abendessen nehmen wir deshalb drinnen ein: Selezioni di antipasti di mare e und Varietà di verdure vom Buffet, danach versehentlich bestellte Gnocchi di zucca bzw. Tortelloni di stracotto di manzo, gefolgt von Tonno scottato al sesamo und Agnello sardo in umidoDesserts gibt's auch: eine Sweet roll (= Bisquitrolle mit Crèmefüllung) und eine Pesca, das ist eine Kombination aus rohem und gekochtem Pfirsich.

Den Caffè gibt's in der inzwischen getrockneten Pool-Bar. Morgen fahren wir nach Lanusei.

Wir werden keine Spuren hinterlassen

Frühling 2025 – 17. Juni: Villasimius

Jeff Bezos heiratet nächste Woche in Venedig

Auch dieser Tag beginnt mit essen. Heute ohne besondere Vorkommnisse. Wir wollen nicht unerwähnt lassen, dass die eine von uns sich über ein naturbelassenes Müsli freut, was in den letzten Wochen kaum zu bekommen war. Der andere von uns erfreut sich mehr und mehr an dem variantenreichen Backwerk, das jeden Morgen angeboten wird.

Dazu ein, zwei Caffè – schon ist das italienische Frühstück fertig.

Wir machen heute mal: nichts. Vormittags im Wasser und am Strand liegen, mit Radfahren haben wir's bei 30 Grad im Schatten nicht so. Mittags ein bisschen Obst, Siesta und ab fünf wieder an den Strand.

Pauline macht heute Pause. Ihre Zweitbesetzung kommt aus Italien und hat einen größeren Bruder namens Alessandro.

Mutter und Tochter ruhen engumschlungen auf einer der Liegen. Alessandro ärgert seine Schwester. Beide schreien sich an, schlagen mit grüner bzw. roter Schaufel aufeinander ein, die Tochter rettet sich zur Mutter, Alessandro wird wiederholt zur Ordnung gerufen.

Daher kennen wir seinen Namen.

Irgendwann ist im Stück der Punkt erreicht, an dem Alessandro zur Staffage degradiert wird und sich still und teilnahmslos zum Spielen in den Sand verzieht. Das es soweit ist, merkt er daran, dass sich seine Schwester schreiend über die Beine der Mutter wirft und dieses Schreien in den nächsten Minuten, manche sagen: Stunden, zwar durchaus variiert, aber um keine Nuance reduziert.

Wenigstens eine, die hier nicht bloß den ganzen Tag rumhängt

Die Mutter lässt sich erstmal nicht beeindrucken, setzt sich dann auf und nimmt die um sich schlagende und strampelnde Tochter auf ihren Schoß, tätschelt sie und spricht sanft auf sie ein. Italienische Gäste rundum interessieren sich nicht für die Situation, deutsche schütteln die Köpfe.

Wir gehen um kurz nach sechs duschen. Das Schreien hört nicht auf. Direkt am Strand singt und tanzt eine Gruppe von etwa zehn fröhlichen Kindern unter Anleitung der hauseigenen Animateure.

Ein paar Schritte weiter hüpft eine Gruppe Spatzen aufgeregt auf dem Weg herum. Sie jagen eine dünne, schwarze, etwa 1,20 Meter lange Schlange, die sich – was sonst könnte sie tun –quer über den Weg schlängelt. Wahrscheinlich geht es darum ein Nest vor dem Räuber zu schützen. Die Aktion dauert knapp fünf Minuten, dann hat sich die Schlange weit genug entfernt, und alle anderen gehen bzw. fliegen ihres Weges.

Wenigstens einer, der hier den Überblick hat

Der Sella & Mosca-Sprudel von gestern ist überraschend schnell ausgetrunken, da werden wir morgen improvisieren müssen.

Das Abendessen beginnt mit neuen Selezioni di antipasti di mare e und Varietà di verdure vom Buffet, es folgen zwei Mal Cannelloni al ricotta e spinaci und zwei Mal Filetto di manza. Dessert gibt's heute wieder individuell: einen Brownie con popcorn und eine Campagna, was sich als Minzcreme mit gerösteten Nüssen erweist.

Pauline hat am Abend dann doch noch ihren Auftritt.

Bei bester Laune rennt sie die üblichen Wege, erweitert ihren Radius sogar in Richtung des Gartens und macht dann einen entscheidenden Fehler: Sie fordert ihre Oma heraus. Die Dame war in den letzten Tage weitgehend unauffällig, hat aber sehr gut aufgepasst. Kaum, dass die Enkelin ihr kleines Spielchen beginnt, hält Oma mit hoher Geschwindigkeit dagegen.

Pauline versteht sofort, dass sie gegen diese Frau keine Chance hat und stellt weitere Aktivitäten ein.

Die zweite Flasche des hervorragenden Rotweins zum Essen hätten wir an der Bar trotzdem nicht zwingend ordern müssen.