Schöner Ausblick |
Die Gattin bleibt beim Müsli, ich nehme heute auch mal eins, ergänze es aber durch die bereits genannten Backwaren. Ansonsten sehe ich die Jammer-Tuss von vorgestern, sie telefoniert aktuell nicht, da sie mit Mama und Papa an einem Tisch sitzt.
Und damit bin ich bei dem Thema, das mich jetzt schon länger beschäftigt: Warum legen Frauen verschiedesten Alters, verschiedester Bauart und verschiedesten optischen Reizes neuerdings so umfangreich ihren Hintern zu Bräunungszwecken frei?
Als ich um die18 war und mit gleichaltrigen Mädels über Schminke, Nagellack und gewagte Kleidung sprach, hörte ich so gut wie immer: „Das mache ich doch nur für mich, nur weil es mir gefällt.“
Dieses meinerseits schon immer mit Zweifel behaftete, aber am Ende nie widerlegbare „Argument“ scheint mir hier unhaltbar. Zum einen erfordert es großen technischen Aufwand oder enorme körperliche Flexibilität (ich sage nur: Chinesischer Nationalzirkus!), um sich am Anblick seines gebräunten Hintern erfreuen zu können.
Zum anderen bin ich außerhalb von Badeanstalten kaum in der Lage, andere an meinem farblich optimierten Hinterteil teilhaben zu lassen. Denn meist steckt dieses Teil ja von Stoff verborgen in irgendwelchen Kleidern, Röcken, Hosen oder was auch immer.
Wenn es am Ende also nur darum geht, mit allem aktuell verfügbaren Weiblichen in Konkurrenz zu treten und allem aktuell verfügbaren Männlichen mit meinen vermeintlichen körperlichen Qualitäten den Verstand zu rauben, dann erscheint mir das doch ein sehr gefährliches Unterfangen. Einerseits, weil die Konkurrenz eventuell größer und ansehnlicher ist als gedacht. Andererseits, weil die eigene nackte Haut sich nicht nur gegen andere Hintern, sondern auch gegen andere freigelegte Bauteile konkurrierender Geschlechtsgenossinnen behaupten muss.
Ich selbst gehe heute übrigens außer Konkurrenz ans Meer. Meine Haut kann eine Pause von der Sonne sehr gut gebrauchen, weshalb ich mich zwar auch hinlege, den Körper insgesamt aber eher bedeckt halte. Madame schwimmt weiter, als gäbe es kein Morgen.
Nach ausgiebiger Mittagspause und zweiter Einheit am Strand gehen wir gegen halb sechs in unser Apartment, buchen ein Hotel in Mantova – die Fähre nach Livorno haben wir gestern schon klargemacht – und gehen kurz nach sieben zum Apéritif.
Draußen schüttet es.
Das Abendessen nehmen wir deshalb drinnen ein: Selezioni di antipasti di mare e und Varietà di verdure vom Buffet, danach versehentlich bestellte Gnocchi di zucca bzw. Tortelloni di stracotto di manzo, gefolgt von Tonno scottato al sesamo und Agnello sardo in umido. Desserts gibt's auch: eine Sweet roll (= Bisquitrolle mit Crèmefüllung) und eine Pesca, das ist eine Kombination aus rohem und gekochtem Pfirsich.
Den Caffè gibt's in der inzwischen getrockneten Pool-Bar. Morgen fahren wir nach Lanusei.