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Mittwoch, 26. Juni 2024

Die Weinfest-Reise, 8. Tag: Das Alter fährt mit

Weikersheimer Idylle am Vormittag


24. Juni 2024


Vom schlechtesten Frühstück dieser Reise gehen wir zur Rezeption, um das Finanzielle zu regeln, und von dort zum Aufzug. Das mit dem Aufzug ist an sich schon hoch kompliziert, denn der Hotelkomplex ist über die Jahre wie ein Geschwür gewachsen. Deshalb müssen wir von der Rezeption ins 1. OG fahren, dort über zwei Gänge zum nächsten Aufzug gehen, mit diesem ins 3. OG fahren und dann wieder über Gänge und Stufen hinunter zu einer Zwischenebene, in der unser Zimmer liegt.


Neben der Aufzugstür hängt eine Urkunde von TourCert. Sie gilt für die Jahre 2023–2025 und bestätigt, dass unser Hotel ein Destinationszertifizierungsprogramm durchlaufen hat. Ich lese flüchtig: Denazifizierungsprogramm.


Um Viertel nach zehn fahren wir endlich los. Unser Streckenmeister Garmin hat andere Wege im Sinn als die Beschilderung auf der Straße. Deshalb fahren wir erstmal heftig bergauf, statt bergab und verzetteln uns zwei, drei Mal auf der Suche nach dem weiteren Weg.


Irgendwann kommen wir trotzdem durch Weikersheim. Von da ist es nicht mehr weit zum Beginn des Gaubahn-Radwegs, auf dem wir kilometerweit bergab nach Ochsenfurt rasen werden.


So sieht's aus im Land des Tauberhasen


Zwischen Röttingen und Bieberehren klappt es noch nicht so recht mit dem Bergabfahren, aber hinter Aub geht es los. Leider wechseln sich die angenehmen mit weniger angenehmen Strecken ab, außerdem wird es beständig heißer.


Im letzten August sind wir den gleichen Weg gefahren, hatten keinerlei Erwartung und waren begeistert. Diesmal waren wir auf stramm bergab eingestellt und sind ziemlich enttäuscht.


Die Lok auf dem Abstellgleis, wir warten weiter auf die endlose Abfahrt


In Ochsenfurt machen wir Mittagspause, schauen den Einheimischen beim Prüfen des Offenen Bücherschranks zu und gönnen uns zum Abschluss der Mahlzeit noch einen Kaffee und einen Granatsplitter vom Bäcker an der Ecke.


Mittags in Ochsenfurt


Den weiteren Weg nach Kitzingen kennen wir aus dem Eff-eff, nach etwas mehr als 60 Kilometern haben wir unseren Akku zur Hälfte geleert (so weit die Sache mit der endlosen Abfahrt), für die nächsten 25 Kilometer schalten wir etwas mehr Strom zu.


Wir fahren so, wie wir am letzten Montag begonnen hatten: auf dem Main-Radweg nach Schwarzach und von dort nach Hause.


Das sah vor einer Woche noch wesentlich trister aus


Das Publikum unterwegs ist schwierig. Kleine Gruppen, die nebeneinander fahren und darauf auch in Kurven nicht verzichten möchten. Einzelne, die andere überholen und uns dabei auf unserer Spur entgegenkommen. Ein Motorroller, der die gesperrte Straße nicht nutzen kann und deshalb mit hohem Tempo über den an dieser Stelle besonders schmalen Radweg brettert. Ein (Ehe?)Paar, das exakt im Scheitelpunkt einer Kurve und damit hinter einer Hecke anhält – sie wechselt das Trikot, er steht neben ihr auf unserer Seite – hätte ich nicht zufällig etwas Gelbes gesehen, wäre ich in ihn hineingefahren.


Darauf angesprochen, reagieren sie alle gleich. Sie haben alles richtig gemacht, wir sollten nicht so schnell fahren, wir sind doof. Manchmal gibt's auch noch ein paar Unflätigkeiten dazu. Die Verbreitung des Pedelecs bringt leider viele Leute aufs Rad, die besser Taxi fahren oder laufen sollten.


Gegen halb vier sind wir zu Hause und ziemlich platt. Die Runde hat uns stärker gefordert als wir dachten. Der Akku hat für die letzten Kilometer nicht mehr den nötigen Strom geliefert. Also erstmal duschen, dann Pause. Um halb acht sind wir mit unserer Haus-Aufpasserin auf dem Weinfest verabredet.


Hereinspaziert!


Der Abend wird noch recht nett, wir sehen und treffen viele Bekannte, der Wein von Kohles ist OK, das Essen vom örtlichen Metzger ist eher Weinfest-Niveau.


Um halb zehn treten wir den Heimweg an. Mo geht sofort ins Bett, ich schaue mir noch die zweite Halbzeit CRO : ITA an. Dem Spiel fehlt lange ein Tor, nachdem es gefallen ist, fällt den Italienern ein, dass sie zum Fußballspielen auf dem Platz waren.


Bekannter Weg neu erlebt