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Mittwoch, 28. Mai 2025

Frühling 2025 – 26. Mai: Erbalunga

Der Strand von Pietracorbara

Nach dem Wochenende ist heute wieder Schule, und die Schule ist praktisch direkt neben unserem Zimmer. Wir lernen, dass französische Schüler nicht direkt in den Unterricht gehen, sondern sich vor Lesen und Rechnen erstmal austoben dürfen. Das macht den Touristen wach; wir sind vor neun Uhr beim Frühstück.

Da fallen uns zwei junge Frauen auf, eine feengleich schön, die andere unförmig und hässlich wie die Nacht finster. Diese Kombination habe ich schon oft gesehen, warum ist das so, warum finden die Mädels so zusammen, gibt's da tiefere Gründe?

Egal, angesichts eines Blickes in den Spiegel kümmern wir uns um unsere eigenen Unzulänglichkeiten, damit sind wir schon gut genug ausgelastet.

Heute soll es nochmal in Richtung Norden gehen und von Macinaggio aus eventuell hinauf zum Col de la Serra. Wir kommen überraschend gut in die Gänge und sind schon vor elf unterwegs.

Nach knapp zwei Stunden haben wir den höchsten Punkt unserer Ausfahrt erreicht

Die Strecke in den Norden ist ein wahres Vergnügen, denn all jene, die gestern noch mit Autos und Rennrädern die Straße verstopften, sitzen heute wieder in ihren Büros oder sonstwo und nehmen uns geplagten Reisenden nicht den kargen Raum entlang der Uferstraße weg.

Nach Macinaggio brauchen wir eine knappe Stunde, den Col de la Serra lassen wir aus, schauen wir doch lieber mal, was uns in Luri erwartet.

Der entscheidende Abzweig befindet sich in Santa Servera, wo es zunächst auf breiter Straße und ganz sanft nach oben geht. In Luri sieht es aus wie in anderen südeuropäischen Kleinstädten auch: schattig und dunkel – Stadtplanung im Zeichen der Sonne.

Die Turnhalle der örtlichen Schule hat keine Wände, dafür einen Zaun und ein luftiges Dach, das den Platz mit Basketballkörben und Fußballtoren überspannt. Der Korse gibt sich als mehr Italiener und weniger Franzose zu erkennen, und das Hôtel de ville heißt plötzlich Casa comuna.


Ein Ausblick jagt den nächsten


Im weiteren Verlauf wird die Straße immer schmaler, über Suare geht es zurück an die D80. Auf dem Weg dorthin passieren wir einen Trupp lokaler Handwerker, hören im Wald die Glocken frei grasender Ziegen oder Schafe und sehen einen großen, weißen Plüschbären, der quasi gekreuzigt an einem Zaun hängt.


Nahe Cagnano überrascht uns eine große Kirche und kurz vor der Zufahrt zur D80 sehen wir auf der linken Seite der Straße das Hotel Misincu. Es ist recht neu, macht einen feinen Eindruck und berechnet laut booking.com 341,00 Euro pro Nacht, Frühstück inklusive.


Von unserem Hotel brechen wir später mit dem Auto nach Pietracorbara auf, wo wir am örtlichen Strand anbaden wollen.

Der Strand ist gut erreichbar, hat einen ausreichend großen Parkplatz und wird, nach Aussage der Nummernschilder, gern von Deutschen, Holländern und Briten genutzt. Wir reihen uns nahtlos in diese Gruppe ein, gehen schnurstracks ins sehr flache Wasser und tauchen nach etwa dreißig Schritten ab.

Das Wasser ist klar und sehr angenehm, vom Ufer wird angewärmtes Wasser weggezogen und gegen einige Grad kälteres ausgetauscht. Das führt zu gewissen Schreckmomenten, wenn man ungewollt in diesen Austausch einbezogen wird. Wir halten das aus und verabschieden uns nach etwa einer halben Stunde mit dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.

Wie kamen die Menschen nur auf Île de Beauté?

Erst bei der anschließenden Pause merken wir, wie anstrengend der heutige Tag war. Alles dauert länger und nur mit Ach und Krach schaffen wir es, bis halb acht so weit verfügbar zu sein, dass wir das Abendessen in Angriff nehmen können.

In Erbalunga ist heute nicht viel los, die meisten Restaurants haben geschlossen, die einschlägigen Wege und Plätze sind wenig frequentiert und weitgehend leer. Wir können uns nicht recht entscheiden und kommen am Ende ganz am Ende der Uferlinie zu Les Galets.

Draußen sitzt der Patron, drinnen sind auch nur zwei Tische besetzt. Der Kellner ist gut drauf und bietet uns einen Tisch im Zentrum des Geschehens an, den wir dankend zu Gunsten eines anderen, weniger exponierten Platzes ablehnen.

Essen gibt es auch: zuerst Rillettes de Thon und Tataki de Thon, danach zwei Mal Côte de Cochon in einer Portionsgröße, die mehr als einen hungrigen Erwachsenen satt gemacht hätte. Dazu empfiehlt der muntere Kellner ordentliche Weine, und am Ende kommen wir auch finanziell besser weg als erwartet.

Ganz geschafft haben wir die üppigen Portionen übrigens nicht, die reichhaltigen Reste lassen wir uns in drei(!!) Plastikbehälter einpacken. Der Kellner fragt: „Vous avez un chien?“ Viel zu spät fällt mir einen, dass „Nous sommes le chien“ die richtige Antwort gewesen wäre.

Fazit: Ein paar Schritte mehr, die sich gelohnt haben.

Uferstraße mit starker Abweichung