Oink! |
Auch heute brechen wir, wie immer, gegen elf auf. Vorher haben wir das Übliche an Frühstück, packen unser Hab und Gut wieder schön ein und dann geht es um elf auf die D27.
Schon nach ein paar Metern der erste Stopp: Abschied von den kleinen und großen Schweinen am Straßenrand. Links im großen Gatter sind die kleinen Schweine, etwa 15–20 in verschiedenen Alterstufen, die rumquieken, wild durch die Gegend rennen, übereinander (her)fallen und die alten Muttersäue als Milchbar oder Getränkeautomat benutzen.
Auf der rechten Seite sehen wir sechs ältere Exemplare beiderlei Geschlechts und – wie der Nachwuchs links – in unterschiedlichen Farben. Anders als die Jungen, tendieren die Alten eher zum Rumliegen. Das geht so weit, dass die ganze Truppe vor unseren Augen einen echten Sauhaufen bildet.
Wir folgen der D27 bis Cauro, wo wir links auf die viel besser ausgebaute T40 abbiegen und durch einige sehr schöne Städte kommen. In einer von ihnen, Petreto-Bicchisano, gönnen wir uns um halb eins auf der Terrasse der Bar de la Post zwei Café und hören der etwa zehnköpfigen Biker-Gruppe beim Italienischsprechen zu.
Kleine Pause in feinem Ambiente |
Es ist wirklich atemberaubend schön rundrum.
Auf der Straße vor uns kommen Motorradfahrer mit ziemlich wenig Gepäck vorbei. Das heißt: Die Herren und Damen haben wahrscheinlich noch weniger zum Wechseln dabei als wir und wechseln die Wäsche noch seltener als ich.
Auf dem Weg zurück zum Auto hören wir, dass der Kollege mit der Motorsense sich trotz Mittagszeit und Sonntag immer noch durch seinen Garten arbeitet. Wahrscheinlich hat er die Woche über einfach keine Zeit.
Irgendwo hinter Olmeto taucht plötzlich wieder das Meer in Reichweite auf. In Propriano liegt eine große Fähre der Corsica Linea, sie fährt über Nacht nach Marseille. Es folgen weitere schöne Ausblicke aufs Meer und ein, zwei kurze Stopps. Irgendwann überholen uns die Biker aus Italien.
Die Landschaft wird felsiger und küstiger |
Das bisherige Highlight dieser Reise liefern wir dann in Sartène. Laut Display und Ansage des Navis biegt die T40 mitten im Ort plötzlich zweimal scharf nach rechts in Richtung Bonifacio ab.
Gottseidank fährt sie weiter, denn oben stehen dann wieder die grünen Schilder, und alles ist in Ordnung.
Karge Küste, ... |
... vom Wind in Form gebracht |
Deutlich später als erwartet erreichen wir Bonifacio und folgen den Schildern zum Fährhafen. Dort wollen wir abklären, ob es eventuell Chancen gibt, unser Ticket für den 7. Juni auf einen früheren Tag zu tauschen, oder ob wir uns wenigstens auf eine Warteliste setzen lassen können.
Die Stadt wirkt beeindruckend. Als Festung ausgebaut thront sie hoch über dem Meer, man weiß gar nicht, wie man noch auf die enge Straße schauen soll, die steil hinab zum Anleger führt. Unten angekommen, stehen wir erstmal der Müllabfuhr im Weg. „C'est dangereux!“, brüllt der Fahrer, und wo er recht hat, hat er recht.
Im Hafen von Bonifacio |
Die Gattin stellt sich also woanders hin, ich gehe inzwischen in das Fährbüro und finde alle Schalter geschlossen. Die nächste Abfahrt ist um fünf, da müssten wir locker eine Stunde warten. Das machen wir natürlich nicht, sondern fahren erstmal weiter zu unserem Hotel.
Der Weg dorthin führt zunächst innerots bergauf, und wir sehen Familien mit Kindern und Fahrrädern. Die einen fahren den Nachwuchs auf Kindersitz oder im Anhänger, die anderen lassen ihn selbst fahren. Das erscheint uns bei einem Jungen von unter fünf Jahren, einem Fahrrad von maximal Bürgersteig-Qualität und einem Gefälle von weit über sechs Prozent ziemlich ambitioniert.v
Wenn er diesen Urlaub überlebt, kann der Bub überall fahren.
Wir nehmen am Ortsende die eine kilometerlange, gerade Straße mit ein paar Kreisverkehren zwecks Reduktion der Geschwindigkeit. Unterwegs sehen wir wieder Radfahrer, diesmal Tourenfahrer, die in der Hitze, gegen den Wind versuchen, nach Bonifacio zu kommen. Wir möchten nicht auf ihrem Sattel sitzen.
Unser Hotel liegt südlich von Porto-Vecchio und vor allem ganz weit weg von Porto-Vecchio. Dafür macht es schwer auf dicke Hose. Uns haben sie damit gekriegt, jetzt sind wir schwer enttäuscht. Der Parkplatz ist leer, das wäre ja noch in Ordnung. Die junge Frau an der Rezeption macht den Job noch nicht sooo lange, der Weg zu unserer Bleibe führt über steile Stufen und Kunstrasen nach oben.
Große Inszenierung, kleine Besetzung |
Das Zimmer ist OK, aber den Preis nicht wert. Das Schwimmbad ganz nett, aber dto. Das Internet ist fünf Minuen lang da, dann nicht mehr. Es gibt kein Restaurant. Der Safe funktioniert nicht. Keine Haken fürs Handtuch im Bad. Die Türen quietschen. Die Rezeption ist nach 20 Uhr nicht mehr besetzt.
Auf dem Weg zum Essen (in Porto-Vecchio) lassen wir die Rezeption an unserem Missfallen teilhaben, sie will alles aufschreiben. Dann geht sie nach Hause.
Urlaubslandschaft am Ostende Korsikas |
Bedenkliches Weltbild am Ostende Korsikas |
Dann bestellen wir einen Teller Charcuteries corses als Vorspeise und einmal Steak de thon mi-cuit, einmal Loup entier cuit au four als Hauptgang. Dazu ein Fläschen weißen Île-de-beauté und am Ende wird es doch noch ein ganz schöner Abend.