Nach mieser Nacht in bunter Plastikwäsche und entsprechend starker Hitzeentwicklung erwarten uns im umgenutzten Restaurant ein maues Frühstück und eine Chefin, die mit gequältem Lächeln vorgibt, ihren Fehler vom Vorabend vergessen machen zu wollen.
So richtig überzeugend kommt das aber nicht rüber, wir machen uns schon vor neun und ohne Wehmut wieder auf den Weg. In Beauvoir-sur-Mer steht rechts der Straße ein Intermarché zum Einkauf bereit, später kommt uns auf der D51 in Richtung l'Epoids ein kalter Wind aus West entgegen. Entlang der Straßen sehen wir überall flache, einfache Katen.
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Flach, glatt, schwarz. Und wir fahren espresso
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Über die D758 erreichen wir Bouin, auf der D118 den Port du Collet. Über die schmale, steile Brücke tragen wir unsere bepackten Räder und fahren nach kurzer Verschnaufpause an der Küste weiter in Richtung Les Moutiers-en-Retz, wo uns – viel zu früh – die örtliche Laterne des morts erwartet.
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Treppauf, ... |
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... auf, auf! ... |
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... treppab |
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Look yeah, but don't park |
Ein Paar trägt seinen Hund abseits des Weges spazieren und entwickelt dabei ein Verhaltensmuster, das allen Beteiligten gut zu gefallen scheint: Wenn Herrchen ihn absetzt, läuft der Hund fröhlich weg und Frauchen muss ihn wieder holen. Dann trägt sie den Gefangenen zurück in Herrchens Arme, der setzt ihn ab usw. usf. Wir hätten stundenlang zuschauen können.
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Willkommen im Neolithikum |
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Willkommen in der Bretagne |
Pornic ist toll, wir kommen durch schöne Straßenzüge und feine Wohnviertel, da fährt man gerne nochmal hin. Auch wenn's beschwerlich ist: erst hoch in die Hügel, dann runter an die Hafen-City und von dort steil wieder hinauf.
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Urlaub vom Feinsten |
Etwas weiter nördlich erreichen wir Saint-Michel-Chef-Chef, wo die leckeren Kekse wachsen, und direkt danach Saint-Brevin-les-Pins, wo ich nach einigem Fahren durch die weitläufigen Pinienwälder und entlang des Boulevard de l'Océan tatsächlich den Campingplatz wiederfinde, auf dem ich 1972 mit einem automobilen Freund meinen ersten Campingurlaub verlebte.
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Der Franzose schleimt sich ein |
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Kinder, wie die Zeit nicht vergeht |
Leclerc hat tatsächlich den gesuchten Guide, und wir stellen erfreut fest, dass wir vor dem Supermarkt genau am Ausgangspunkt der Strecke stehen. Weiter geht es in Richtung Paimboeuf, wo wir leider keine Unterkunft finden.
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Café am Verkehrsknoten von Saint-Brevin-les-Pins |
Also fahren wir weiter ostwärts an einem Kanal entlang, die Loire-Mündung verschwindet langsam außer Sichtweite. Unterwegs sehen wir viele Kühe, viel Landwirtschaft, viele Heuballen und viel Industrie. Außerdem ist plötzlich der Kuckuck wieder da (an der Küste war keiner) und begleitet uns mit seinen Rufen.
Die Strecke führt schnurgeradeaus durch eintöniges Gebiet, langsam geht uns die Kraft aus, der Tag ist bereits deutlich länger geworden als gedacht bzw. gewünscht. Anlässlich einer Biopause überholt uns ein Rollerfahrer, der alle zwei, drei Tritte das Bein wechselt und mit dieser Technik und hohem Körpereinsatz ein sensationelles Tempo vorlegt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir ihn später noch eingeholt hätten.
Nach knapp 115 km ergattern wir 20 km vor Nantes und direkt am Ufer der Loire ein Zimmer für 55 Euro. Der Patron ist sehr freundlich, das Zimmer zeigt, dass er mit kleinem Aufwand und großen Ideen eine Menge aus dem Hotel gemacht hat. Es ist unser zweites Domizil ohne Tür zwischen Schlaf- und Badezimmer.
Unten im Lokal – wie soll man's nennen: Kneipe, Bistrot, Resto? – gibt's Salat, Pizza und irgendwas Schweinisches mit Pommes. Dazu einen ordentlichen Roten aus Saumur, danach Nougat glacé und zwei Café. Leistung und Preis sind gleichermaßen in Ordnung.
Um elf schlafen alle.
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