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Sonntag, 23. Juni 2024

Die Weinfest-Reise, 6. Tag: You look great today!

Mehr Regen als man sieht

22. Juni 2024


Beim Frühstück trifft sich die Welt. Im langen Schwarzen mit Schlitz, im Fußballtrikot, im Fahrradtrikot, im (zu) knappen Höschen, im (zu) engen T-Shirt.


Ich stehe am Kaffeeautomaten, und bevor ich loslegen kann, schreibt mir der Automat eine Botschaft: „You look great today!“ Das ist zwar schmeichelhaft, aber zur Sicherheit schaue ich mich erstmal um, ob nicht der Mensch hinter mir gemeint ist.


Da steht aber niemand, also müssen die Worte mir gelten. Ich schaue an mir hinunter, sehe wie das Trikot um Bauch und Hüften spannt und denke mir: „Recht hat sie, diese intelligente Maschine.“ Mit dem Kaffee gehe etwas aufrechter als sonst zu unserem Tisch.


Den zweiten Kaffee hole ich mir an der anderen Maschine. Und tatsächlich: Bevor ich drücken kann, die gleiche Botschaft. Und wieder niemand anderes in der Nähe. Das kann kein Versehen, dass muss die Wahrheit sein.


Nach dem Frühstück packen wir, fahren ins 1. UG, befreien die Räder und fahren nochmal zurück zum Haupteingang. Drinnen gebe ich unsere Keycards zurück, draußen fängt der Regen an, wir machen uns auf.


In der Fußgängerzone kommen wir kaum durch, die Gattin mosert, ich grummle zurück. Ein Mann fortgeschrittenen Alters übernimmt die Mediation – nur wenige Meter nördlich läuft parallel die Fahrradstraße. Damit sind alle zufrieden, wir kommen gut zum Neckar und werden gleich ins Auf und Ab der Wohnstraßen verbannt.


Über Neckargemünd und Wiesenbach geht es weiter durch den Regen. Mal bleiben wir stehen, um etwas gegen den Regen anzuziehen, dann wird es innen zu feucht, und wir halten an, um es wieder auszuziehen. Hinter Hoffenheim (ja, da gibt's tatsächlich ein Dietmar-Hopp-Stadion) wird der Regen so stark, dass wir alles anziehen, was wir haben. Und bis zum Tagesziel nichts mehr ausziehen.


Wir fahren nördlich des Technik-Museums in Sinsheim vorbei, sehen das Stadion der Hoffenheimer nicht und erreichen gegen 14 Uhr die Stadtverwaltung von Grombach, wo wir die morgens geschmierten Brötchen essen.


Die Innenstadt von Bad Wimpfen rüttelt uns ganz schön durch


Der Regen hört nicht auf, die Stimmung trübt sich immer mehr ein. Und dann kommt auch noch der zweite nennenswerte Anstieg des Tages. Die Herzfrequenz wird heute dank neuer Batterie (im Sender, nicht im Herzen) ordnungsgemäß übertragen, bei Bad Rappenau stellen dafür die Leistungsmesser in den Pedalen die Arbeit ein.


Irgendwas is' immer.


Feiner wohnen


Gegen 16 Uhr erreichen wir unser Hotel in Bad Friedrichshall. Die Räder und die Taschen sind so verdreckt, dass wir sie hinter dem Haus erst einmal abspritzen. Gegen halb fünf sind wir in unserem großen Zimmer.


Schöner schlafen


Das Restaurant im Hause hat heute leider nicht geöffnet, das Angebot in der Stadt ist auf den ersten Blick wenig einladend. Aber irgendwas muss der Mensch ja essen, also gehen wir nach sieben mal über die Brücke und schauen, was wir finden können.


Negroni classico und sbagliato


Kurz hinter der Brücke wartet auf der rechten Seite „Laguna“ auf uns. Das ist ein Eiscafé mit Restaurant und nur mäßig befüllt. Wir dürfen uns den Zweiertisch aussuchen und bekommen in der Folge reichlich aufgetischt: Bruschetta, Bolognese, Carbonara und einen Salat. Danach noch einen Schokobecher, ein arosiertes Zitronensorbet und zwei Caffè.


Der Kellner spricht mit sichtbarem Vergnügen deutsch mit uns.


Einen Tisch weiter sitzt eine Gruppe von sechs jungen Leuten mit sehr viel Migrationshintergrund. Ich schaue ihnen eine Weile zu und verabschiede mich mit der Erkenntnis, dass mir mit solchen Menschen um Deutschland nicht mehr bange ist.


Das lässt sie etwas irritiert zurück.


Kurz vor zehn sind wir zurück, nehmen Emil und Erich vom Netz und schauen noch die zweite Hälfte von BEL : ROM. Die Herren machen das sehr gut, wir können uns kaum auf Duolingo konzentrieren.


Im schönsten Regen am Neckar lang

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