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Sonntag, 29. Juni 2025

Frühling 2025 – 29. Juni: Valff

Bloß nicht hängen lassen

Das heutige Frühstück ist super. Bis auf den Kaffee.

Es gibt richtiges Müsli, es gibt Obstsalat. Es gibt sehr gutes Rührei, im Hause aufgebackene und trotzdem sehr leckere Brötchen. Und es gibt auch sonst alles, was das Herz begehrt. Dazu einen aufmerksamen Service, der schnell abräumt, was bei den kleinen Tischchen vorteilhaft ist.

Um uns herum sitzen hörbar viele Schweizer, die sich offensichtlich in Freiburg ein schönes Wochenende für kleines Geld machen.

Gesten Abend hatte ich noch mit unserem heutigen Hotel telefoniert und gefragt, ob wir ein bisschen früher kommen dürften. Der Chef meinte, dass er schon eine Lösung finden werde. Heute sagt uns Google bei der Abfahrt um halb elf, dass wir schon vor zwölf ankommen werden.

Immer wieder sonntags ...

Also lassen wir uns Zeit, fahren ohne Navigation durch die Stadt, tanken erstmal sehr günstig und folgen dann dem ersten Schild in Richtung Autobahn. Bei Riegel geht es raus und links ab in Richtung Marckolsheim, von dort nach Sélestat und schon sind wir in Valff.

Um noch ein wenig Zeit zu schinden, fahren wir direkt am Hotel vorbei zu unserem Ziel für das Abendessen, um einen schönen Tisch auszusuchen. Dann geht nichts mehr – wir fahren zum Hotel. Ein Zimmer ist tatsächlich schon bereit für uns, wir checken ein und machen uns Pool-fein.

Der Nachmittag vergeht mit Modiano und F. Scott Fitzgerald, gegen vier legen wir uns nochmal hin, um sechs machen wir Duolingo, und um kurz nach sieben nehmen wir unseren Tisch bei den drei Gänsen ein.

Elsässer Hausmannskost

Es gibt 1x Bibleskas, eine Tarte flambée traditionelle und eine au Munster. Abschließend zwei Dames blanches und zwei Cafés, dann 300 Meter zurück zum Hotel. Die Kellnerin hat versprochen, dass es beim nächsten Mal Bretzels zum Picon bière gibt. Wir werden das überprüfen.

England ist U21-Europameister. Gute Nacht, Deutschland.

Frühling 2025 – 28. Juni: Freiburg

Grenzgänger bei Chiasso

Frühstück und Abreise erledigen wir schnell und problemlos, die Straßen aus Sulzano hinaus bis zur Autobahn sind bekannt schlecht. Heute ist Samstag, da sind wieder viele Radrennfahrer rund um den See und in seiner näheren Umgebung unterwegs.

Auf der A4 erwartet uns ein zeitweise zäher Verkehr, am Samstag ist Bettenwechsel, da fahren die Deutschen (und Holländer, Briten, Franzosen) heim. An den Mautstellen herrscht immer wieder ziemliches Gedränge. Das liegt daran, dass die Beschilderung eher verwirrend als hilfreich ist und dazu führt, dass Autofahrer sich gemäß der Vorgaben eingereiht haben und deshalb falsch stehen.

Bergfahrer

Später, vor dem Gotthard gibt es auch wieder Gedränge, aber da steuern Ampeln schon weit vor dem Tunnel, wie viele Autos blockweise einfahren dürfen. So wird ein besserer Verkehrsfluss organisiert, und die Durchfahrt gestaltet sich problemlos.

Auch der weitere Weg auf der N2 durch die Schweiz geht flüssig durch bis nach Deutschland, einziges Manko ist die fehlende Daten- und Telefonverbindung innerhalb der Schweiz, aber da muss man, im besten Sinne des Wortes: durch.

In Freiburgs Zentrum

Kurz vor sechs stehen wir vor unserem Hotel in Freiburg. Es ist modern, hat eine sehr individuelle Note und gefällt uns spontan sehr gut. Zu Fuß sind es etwa 15 Minuten bis in die Innenstadt. Wir duschen, machen eine kurze Pause und stehen um Viertel nach sieben wieder auf der Straße. Heute Abend sind wir bei Frau Disch im Kuro Mori.

Wo die Schwarzwald-Geishas leben

Der Laden brummt, drinnen und draußen sind etwa 120 Plätze zu bedienen, das machen fünf Leute im Service. In der Küche stehen vier junge Männer, die im Schweiße ihres Angesichts die Teller raushauen. Man hat den Eindruck, dass Frau Disch den Laden im Griff hat, dafür steht sie aber an so einem Tag wie heute auch von zehn Uhr morgens bis Mitternacht ohne große Pause auf der Matte.

Am Tisch neben uns sitzen zwei Engländer, die sich zunächst ausgiebig mit ihrem Essen und nach dem ersten Gang mit der Küche beschäftigen. Um den Köchen besser zuschauen zu können, wechselt er auf den Platz neben seiner Frau und lässt uns wissen, dass er lang genug gearbeitet hat und es heute genießt, anderen bei der Arbeit zuzusehen.

So kommt man ins Gespräch.

Endlich mal wieder kein Fleisch

Die beiden heißen Sandy und Graham und kommen aus der Nähe von Manchester. Sie lieben den Schwarzwald, waren schon öfter zum Wandern hier, kennen Triberg (da sie es englisch aussprechen, gibt es anfangs das Stanton-Missverständnis) und haben seit acht Jahren eine Kuckucksuhr zu Hause.

Man kann mit den beiden bestens schwätzen, gutes Essen mögen sie auch und erzählen mit sichtlichem Vergnügen von ihren Sonntagen: „Sunday it's Roast Beef and Yorkshire Pudding“. Als wir fragen, ob sie uns einen Doggy Bag schicken können, kommt der Abend erst richtig in Schwung.

Und was gibt's bei uns? Kaiseki für zwei, dann Pulposalat mit Spitzpaprika, Fenchel und Thai-Basilikum und Grünes Curry mit Miso-Aubergine und wildem Brokkoli. Als Desserts ein Yuzu-Sorbet und Schwarzwälder Kirsch Kuro Mori Style.

Um zehn machen wir uns geschwitzt, fröhlich und zufrieden auf den Rückweg.

Freitag, 27. Juni 2025

Frühling 2025 – 27. Juni: Sulzano

Kaum aufgestanden, schon wieder hinlegen

Das Frühstücksbuffet hat sich nicht verändert, wir setzen uns raus auf die Veranda und genießen die kühle Luft vom See.

Am Tisch nebenan sitzt ein deutsches Paar mit kleinem Kind. Das Kind kann schon mit den Fingern essen, die Eltern sprechen nicht mit ihm. Der Vater schaut auf sein Telefon, die Mutter pendelt zwischen Tisch und Buffet. Irgendwann spricht die groß gewachsene Kellnerin das Kind auf Italienisch an, es blüht auf und stößt Entzückungsschreie aus. Die Eltern wundern sich und schweigen weiter.

Monte Isola am Vormittag

Noch einen Tisch weiter sitzen vier Briten. Vater, Mutter, fünfjähriger Sohn und angewiderte Nanny. Der Sohn heißt Alfred und kommuniziert  mit Kopfhörern und Tablet, der Rest des Tisches schaut auf Telefone. Die Eltern leeren zum Frühstück vier Gläschen Berlucchi.

Nachbars Haus am Nachmittag

Die Gattin liest ein bisschen, der Gatte schreibt ein bisschen. Um zwölf gehen beide in den See. Danach noch ein bisschen ruhen auf den Liegen am Pool und anschließend nach oben. Irgendwann gibt's Nektarinen, am Nachmittag gehen wir nochmal in den See, der recht aufgewühlt schwappt und viele Pflanzenreste auf der Oberfläche trägt. Hinterher lesen wir noch auf den Liegen am Pool.

Jeanne-Claudes und Christos Beitrag zu Sulzanos Popularität

Vor dem Abendessen laufen wir noch ein bisschen am Ufer entlang und schauen, ob der Hafen noch so ist, wie er war.

Dieses Dolce vita muss irgendwann ein Ende finden ...

Hafen vor grünen Tüchern über Berg-Attrappen

Kurz vor acht sind wir im Restaurant und bringen die Kellner dazu, uns die zweite Hälfte unseres Aperitifs von gestern an einen Tisch am Seeufer zu servieren. Melonis Luftwaffe malt uns zum Abschied noch einige Versionen der italienischen Tricolore in der abendlichen Himmel, wir lamentieren uns vor, wie schön unser Leben ist und setzen und um kurz nach acht an unseren Tisch in La Veranda.

Die Briten mit Kind und Nanny sind auch wieder da. Der Vater kommt barfuß zum Abendessen, der aufgeweichte Sohn trägt nach einigen Stunden im Pool und in der prallen Sonne wieder Kopfhörer und vergnügt sich mit seinem Tablet.

Was gibt's zu essen?

Einerseits Tartare di tonno, andererseits die Parmigiana, die gestern Abend falsch serviert wurde. Der Teller spricht dafür, dass es eine andere ist als gestern Abend. Danach nimmt er Scialatielli con cozze e bottarga und sie das gestern für sehr gut befundene Roast beef con salsa verde. Dazu einen Lugana, der nicht auf der Karte steht und zum guten Schluss ein Tiramisu mit zwei Löffeln.

Italienisch für Fortgeflogene

Nach dem Essen bringt die Nanny den Junior ins Bett, dadurch wird vorne am Seeufer wieder ein Tisch frei. Wir besetzen ihn mit zwei Gläsern Berlucchi und der dritten Flasche Aqua frizzante.

Morgen geht es nach Freiburg, jetzt geht es ins Bett.

Frühling 2025 – 26. Juni: Sulzano

Heißes Pflaster: Mercato settimanale a Mantova

Das Frühstück wird seitens des Hotels durch einige Maßnahmen erschwert. Erstens tagt im Raum vor dem Frühstück eine Firma mit gefühlt 50 wichtigen (und italienisch sehr gut angezogenen) Menschen. Zweitens setzt das Haus gegen die mörderische Temperatur nur einen Standventilator ein (und der bläst direkt auf unseren Tisch). Drittens ist das Angebot ziemlich mau.

Wir checken also aus und überlegen, wie wir das Gepäck zu unserem entfernt parkenden Auto schaffen. Der Markt auf dem Platz vor dem Hotel macht es unmöglich, das Hotel auf legalem Weg zu erreichen. Der Staat drängt uns also wieder mal in die Illegalität.

Unser Gepäck geben wir erstmal an der Rezeption ab, gehen dann zum Auto und fahren es gegen zwei Einbahnstraßen ans Hintertürchen des Hotels. Einige der Italiener, die wir unterwegs passieren, regen sich auf – Motto: Jetzt fahren die Touristen schon wie wir! –, anderen ist es egal – Motto: Mir doch egal! –, und der Tesla-Fahrer, der ein paar Meter vor dem Hintertürchen unerlaubt die Gasse verstopft, folgt dem edukativen Impetus – Motto: Denen werde ich zeigen, wer hier illegale Dinge tun darf!

Die Gattin schafft ihn sprachgewandt an die Seite, ich passiere und auf unserem Weg zurück hat er sich brav an der Straßenseite eingerichtet.

Schön anzuseen: il lago

Bevor wir den Brutkasten Mantova verlassen, schauen wir noch bei Pane al Pane vorbei, um ein paar Gläschen Mostarda und zwei kleine Törtchen als Wegzehrung zu erstehen. Für Gäste unseres Hotels gibt zehn Prozent Nachlass.

Nach einem enttäuschenden Besuch bei Aldi in Curtatone kurbeln wir über die bekannten Straßenzustände in Richtung und durch Brescia und von dort ins Franciacorta Village, wo man uns zwei Hemden und ein Polo-Shirt zu deutlich reduzierten Kosten verkauft. Vom Wetter gezeichnet, essen wir im Schatten der Arkaden die Törtchen aus Mantova.

Schön anzuseen: Monte Isola

Im nahen Gussago unterhält Conad einen Superstore. Wir fahren hin, um uns nach dem Besuch zu fragen, was daran denn super gewesen wäre. Immerhin hat es für ein paar Käse, etwas Mostarda und ein paar Flaschen Franciacorta gereicht.

Kurz darauf erreichen wir Sulzano, checken im Hotel ein und puzzeln das Auto in den Parkplatz. Oben im Zimmer ziehen wir uns gleich um und gehen in den See. Der Pegel ist sehr hoch, das Wasser angenehm kühl – wir bleiben ein bisschen drin.

Schön anzuseen: la terrazza

Danach Dusche und Pause, mit Ach und Krach sind wir um acht unten beim Essen. Vorneweg gibt's einen halben Berlucchi, danach zwei Antipasti: Tartare di manzo und Roast beef con salsa verde. Als Hauptgänge nehmen wir Ravioli di baccalà bzw. Tagliolino cacio e pepe und als Dessert einen kleinen Flan al cioccolato.

Um halb zwölf gehen die Lichter aus.

Donnerstag, 26. Juni 2025

Frühling 2025 – 25. Juni: Mantova

Hoch, Gebirge

Zum Frühstück gibt es heute unterschiedliche Meinungen. Ich fand, es war eines der besten auf unserer Reise, die Gattin ist da ganz anderer Meinung.

Nach dem Frühstück geht es dann zur für uns üblichen Zeit, also etwa um elf Uhr, langsam auf die Strecke. Google veranschlagt etwa vier Stunden, wir erwarten, dass es ein bisschen im Zickzack über einige Berge der Apuanischen Alpen im Nordosten der Toskana geht.

So fahren wir ein paar Kilometer ganz normal und dann geht es tatsächlich bergauf und noch mehr bergauf und noch mehr bergauf, und diese Alpen werden immer alpiner und die Ausblicke immer wilder. Wir haben wirklich das Gefühl, in der Schweiz zu sein, nur halt auf etwa 50 Prozent verkleinert.

Gebirge, runter

Ein Schild weist in Richtung Chiozza, ich übersehe das i und bin froh, dass die Gattin selbst fährt. Nach einigen Rampen fahren wir auf steiler Straße auf das Städtchen zu und sehen die für Radrennen typischen Sprüche auf dem Asphalt – wir fahren auf der elften Etappe des Giro d'Italia 2025.

Es geht hinauf nach Alpe San Pellegrino, das Schild rechts zeigt 19%, der Weg ist schmal, von oben rollt Gegenverkehr. Die Gattin ist nett, will den Italiener passieren lassen, und kommt aus dem Stand mit dem Auto den Berg nicht mehr hoch. Da ist langsames Zurückrollen und ein zweiter Anlauf vonnöten.

Jetzt liegen nur noch 19 von 100 vor dem Fahrer

Wahrscheinlich haben die Giro-Fahrer an dieser Stelle auch gedacht, hoffentlich muss ich hier nicht mal mit dem Auto hoch.

Die Strecke führt dann noch weiter durch eine uns völlig absurd erscheinende Toskana. Es geht wieder runter, dann nochmal hoch, und am Ende landen wir auf etwa 800 Metern Höhe in Toana. Dort war die Bergwertung der 2. Kategorie auf der Giro-Etappe. 
Dort setzen wir uns auf zwei Caffè in die Bar Peter Pan, wo es für 13 Euro ein Mittagessen mit Vorspeise, Hauptspeise, Beilagen, Wasser und einem Viertelliter Wein gibt.

Irgendwann verliert dann auch Google den Überblick

Ein paar Meter später fahren wir durch Vitriola. Hier stehen feine Villen in kleineren und größeren Parks. Einige stehen auch zum Verkauf, aber wer will hier wohnen? Fernab von allem, ohne nennenswerte Infrastruktur? Der Giro war gerade da, und wir kommen in nächster Zeit auch nicht mehr vorbei. Was uns im Vorbeifahren sehr überrascht: Nach gefühlt jedem zweiten Haus befindet sich in der Kurve ein nagelneuer Container-Platz für Plastik, Glas, Papier und sonstigen Abfall. Sieht aus, als gäbe es da ein Förderprogramm der EU.

Wir fahren aus den toskanischen Alpen Toskana in Richtung Modena-Sassuolo-Emilia und bereisen dabei der Reihe nach alle Kreisverkehre Italiens. Die Straßen werden wieder so, wie wir es kennen, nämlich mit automatischer Begrenzung der Geschwindigkeit auf höchstens 40 bis 50 km/h durch entsprechend gestalte Oberflächen.

Abschied von der kleinen Schweiz

Die beste aller Ehefrauen regt sich über die durch Gewerbe und sonstige Zweckbauten zerfledderte Landschaft und die Welt der Italiener im Allgemeinen auf, und Mantova ist noch etwa eine Stunde entfernt. Das Restaurant, in das wir heute gehen wollten, hat mittwochs leider geschlossen. Da werden wir sehen müssen, wo und wie wir den Abend verbringen.

Links und rechts der Straßen stehen weite Flächen von Wein, alle ebenerdig, kein einziger Hügel. Rio Saliceto ist einer der Weinorte, die die Trauben der Region verarbeiten. 

Auch das flache Land hat seine Schönheit

Viele der von uns befahrenen Strade provinciale sind auf der rechten Hälfte der Straße abgerutscht. Mal geht es nur leicht runter in Richtung Seitenstreifen, dann wieder liegt die Straße wie abgesackt um einige Zentimeter tiefer. Für uns Teutonen ist das eine etwas unangenehme Art des Fahrens. Wenn man den Italiener darauf fahren sieht, könnte man denken, er fühlt sich wie ein Steilwand-Artist.

Wir sind durchaus froh, als wir etwas später als gedacht in Mantova ankommen. Den Weg zum Hotel kennen wir gut, die Modalitäten mit der Zone traffico limitado ebenfalls. Die Damen sind freundlich, wir bringen unser Gepäck nach oben, holen unseren Parkausweis ab und stellen den Wagen vorschriftsmäßig ab.

Es ist mörderisch heiß.

Gleich acht, immer noch 34 Grad

Nach Dusche und Pause machen wir uns auf die Suche nach einem Plätzchen fürs Abendessen, es sollte auf jeden Fall Grana Padano con Mostarda geben.

Die Straßen und Plätze sind relativ leer, die Hitze drückt. Wir schleppen uns langsam und vorsichtig durch das Zentrum Mantovas und schauen hier und da mal rein bzw. auf die ausgehängten Menüs.

Fündig werden wir bei La cucina. Die Atmosphäre wirkt zeitgemäß, die Klimaanlage läuft. Und es gibt Salame di nostra produzione con giardiniera, grana, mostarda e focaccia für den einen und Focaccia a lunga lievitazione con stracciatella di burrata für die andere. Als Hauptgänge nehmen wir Maccheroncini al torchio con stracotto di guancia d’asino bzw. Vitello tonnato con con insalata di cetrioli e ravanelli all’alga nori.

Der Esel schmeckt, das Kalb auch. Und der dazu empfohlene Wein rundet den Abend schön ab. Leider müssen wir hinterher wieder raus aus dem Lokal.

Schon zehn, nur noch 30 Grad

Mittwoch, 25. Juni 2025

Frühling 2025 – 24. Juni: Barga

In jeder Beziehung besser als in der Schlange stehen


Aufstehen um kurz nach fünf, Dusche, kleines Frühstück in der Kabine und dann nach oben in die Bar, wo es Cappuccini und Croissants ohne Anstehen gibt. Zumindest das haben wir auf dieser Reise gelernt: Frühstück auf Fähren nie vorbestellen!

Bis dahin läuft alles super, aber dann stehen wir lange und ohne nachvollziehbaren Grund vor der Treppe, die runter zu den Autos führt. Es folgen unverständliche Durchsagen, bis wir einfach mal nach vorne treten und mit runtergehen, obwohl wir gar nicht dran sind. So kommen wir schnell ins Auto, und dann geht es plötzlich auch schnell runter vom Schiff.

Wenn es dann geht, wollen natürlich alle schnell raus, und auf den schmalen Straßen des Hafens von Livorno treffen heimwärts orientierte Urlauber auf den alltäglichen Lieferverkehr im Hafen. Um sein Fortkommen zu verbessern, macht der Italiener aus den drei markierten Spuren der Straße gerne auch mal vier, was in einem der Kreisel dazu führt, dass ein PKW mit einem LKW in unerwünschten Kontakt kommt und dadurch der ganze Verkehr längere Zeit aufgehalten wird.

Sonne, Schirme, Liegen, Speisen & Getränke

Wir biegen zwischendurch noch falsch ab, kommen aber schnell zurück und dann geht es tatsächlich durch weites Hafengelände und auf abenteuerlichen Wegen raus aus Livorno. Google weiß, dass wir nicht Autobahn fahren wollen und schickt uns erstmal an der Küste entlang nach Tirrenia.

Auf rund zehn Kilometer Länge reiht sich links Bagno an Bagno und rechts Hotel an Hotel an Restaurant an Fachgeschäft für Strandartikel.

Am Ortseingang von Pisa entscheiden wir uns für eine Pause bei der Pasticceria Lilly. Nicht weit entfernt finden wir einen Parkplatz neben einem Stuttgarter Porsche und rümpfen erstmal die Nase. Aber dann kommt ein Pärchen die Straße entlang und bietet uns auf Englisch die restliche halbe Stunde seines Parktickets an.

Es sind natürlich die Porschefahrer, die ebenfalls heute früh aus Sardinien in Livorno angekommen sind. Allerdings sind sie von Olbia gefahren, und die Abläufe und Zustände auf der Fähre schildern sie eher so, wie wir sie auf dem Weg nach Bastia erlebt haben. Sie kommen gerade von Lilly und können sowohl Caffè als auch Pasticceria empfehlen.

Nach der süßen Pause fahren wir nach Pisa ein, wir sind ja früh dran, da wird es rund um den Turm noch nicht überfüllt sein.


Tatsächlich finden wir in geringer Entfernung einen günstigen Parkplatz, aber als wir die Einkaufsmeile vor dem Zugang zum Domplatz passiert haben, stehen schon Hunderte von Touristen entlang des Weges und halten die Arme hoch, um für den befreundeten Fotografen den Turm zu stützen. Wir gehen zweimal um die Anlage, müssen auf den Dombesuch verzichten, weil der erst später öffnet.

Stille Gassen gibt es in Lucca nur wenige

Im Auto überlegen wir, mit welcher wohlklingenden Stadt wir uns nun die Zeit vertreiben und einigen uns auf Lucca. Die Altstadt ist von einer riesigen, immer noch sehr gut erhaltenen Festungsanlage umgeben und im Inneren von einem Netz quadratisch angelegter Straßen und Gassen durchzogen. Überall gibt es viel zu sehen, die zentrale Piazza dell'amphiteatro ist von Lokalen und Touristen übersät, und der Herrgott verlangt drei Euro Eintritt für den Besuch seines Domes.

Das ist dem Ungläubigen ein Hausbesuch nicht wert, wir ziehen lieber weiter durch die Gassen und erfreuen uns an den Auslagen der Parfümerien und Klamottenläden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den spontanen Bedarf der Durchreisenden zu decken.

Wer Gott will rechte Gunst erweisen, der zahlt Eintritt

Nach Besichtigung der Stadt essen wir ein bisschen was aus der Kühlbox, dann haben wir immer noch mehr Zeit als gedacht. Beim Blick auf die Karte sticht uns Montecatini Terme ins Auge. Den Namen kennt man, das ist nicht weit weg, und es sind nur rund 30 Kilometer Umweg zu unserem Hotel.

Die Stadt ist eine einzige Enttäuschung. Wir fahren neben einer Baustelle rechts ran und lesen bei Wikipedia, dass es einen regen Kurbetrieb gab und der hoch liegende Ortsteil schön sein soll: Montecatini Alto. Dort kommen wir aber nie an, weil wir auf dem Weg nach oben den Kurpark passieren und die alten Bauwerke sehen.

Von Montecatini Alto ist gut übers Land schauen

Einmal auf dem Weg, können wir zwar erst sehr spät wieder umdrehen, aber der Blick von oben macht das wett. Um halb drei stehen wir dann vor der Trink- und Wandelhalle, die noch immer betrieben wird. Leider richten sich die Kureinrichtungen mit ihren Öffnungszeiten nicht nach unserer Anwesenheit, sondern haben dann geöffnet, wenn wir nicht mehr da sind.

Wer hier kurt, spricht Italienisch, Englisch oder Russisch

Das Ganze sieht auf jeden Fall beeindruckend aus, irgendwann reißen wir uns los, gehen zum Auto zurück und machen uns auf dem Weg zu unserem Hotel.

Was nun folgt, hatten wir nicht eingeplant, weil nicht erwartet. Zunächst geht es auf der E76 mit mehr als hundert Sachen – so schnell waren wir lange nicht mehr unterwegs – in Richtung Lucca zurück. Dann fahren wir auf verschiedenen Strade provinciale nordwärts durch eine Toscana, die aussieht wie eine proportional verkleinerte Schweizer Bergwelt.

Die Kurven haben wir auf den Inseln gut geübt, es geht also gut voran, aber die Ausblicke sind atemberaubend und wirken trotzdem irgendwie falsch.

Um kurz vor vier erreichen wir unser Hotel. Während der Gatte das Gebäude und die Lage einmalig findet, stört sich die Gattin an der sicher recht eigenwilligen Möblierung und sonstigen Bestückung des Hauses. Das ist weniger ein Hotel als ein privater Gastgeber mit vielen sehr großen Zimmern.

Schon hier scheiden sich die Geister

Von all dem unbeeindruckt gehen wir erstmal in den sehr großen Pool, den wir aber nach ca. zehn bis zwanzig Bahnen wieder verlassen, weil die Tochter der Besitzerin mit ihren Freundinnen zunehmend Besitz davon ergreift. So ist das mit den privaten Gastgebern.

Wir duschen, ruhen noch ein bisschen und gehen dann in die historische Altstadt zum Essen. Anfangs geht das gut, aber nach zwei Dritteln des Weges führt eine schmale Gasse sehr steil aufwärts. Das mag die Hüfte gar nicht.

Gleich rechts geht's zur Osteria

Die Osteria ist eine Empfehlung der Gastgeberin, sie ist um halb acht kaum besucht. Wir bekommen einen schönen Tisch auf der Veranda, trinken einen Apéritiv (wer nimmt den Spritz, wer den Wein?) und schauen, was wir gerne essen möchten.

Die Entscheidung fällt für den Piatto dell'Osteria, eine Mischung von Wurst, Käse und Bruschette, anschließend gibt es einmal Ravioli al ricotta e pomodoro und einmal Strozzapreti al ragù di salsiccia. Dazu einen günstigen, aber guten Sangiovese della casa und hinterher noch Tiramisu und Torte alle pere e cioccolato.

Während wir sitzen, lernen wir, das Barga in großer Zahl von Engländern frequentiert wird. Auf dem Heimweg lernen wir, wie die Mülltrennung in Italien funktioniert: Jeder sammelt seinen Müll in seiner Tüte und stellt sie vor seine Tür.

Frühling 2025 – 23./24. Juni, Zwischenspiel: la seconda notte mediterranea

Tramonto sulla Sardegna

Die Einschiffung auf die Fähre geht überraschend schnell und angenehm vor sich. Das liegt wohl daran, dass Zahl der Mitfahrer viel geringer ist als von Toulon nach Bastia. Es liegt aber sicher auch an den Leuten von Corsica Ferries und am Schiff selbst.

Das Ambiente wirkt wie auf einem alten Kreuzfahrtschiff, mit richtigem Restaurant, feiner Bar mit Tanzfläche (!) und wesentlich italienischer wirkender Besatzung.

Gut eingepackt

Wir stellen unsere beiden Tüten in die Kabine, gehen hoch in die Panorama Bar, holen uns die obligaten
 Aperol-Spritz und lassen uns aus dem Sonnenuntergang fahren: ostwärts rund um die vorgelagerten Inseln. Mit der Sonne im Rücken und dem Tyrrhenischen Meer vor Augen blicken wir auf die letzten Wochen, vermeiden Sentimentalität und freuen uns auf die Tage in Italien, die jetzt noch vor uns liegen.

Mit zwei frischen Plastikbechern aus der Bar gehen wir in unsere Kabine, futtern den mitgebrachten frischen Ricotta und den jungen piemonteser Toma und gehen gegen zehn Uhr schlafen.

Um eins klingelt der Wecker, dann gibt’s die zweite Vomacur.

Levata del sole sull'Italia

Dienstag, 24. Juni 2025

Frühling 2025 – 23. Juni: Golfo Aranci

Der Bär groovt

Was passiert, wenn vier Italiener beim Frühstück gemeinsam ans Buffet gehen? Richtig, es wird leise im Frühstücksraum.

Die Kleine von gestern Abend ist auch wieder da, noch ein bisschen angeschlagen. Sie spricht mit der Mutter englisch, mit dem Vater deutsch, und sie freut sich sichtlich, wenn dem Kellner etwas runterfällt. Suleyka (die britische Tochter, die immer aussieht als käme sie vom Bauchtanz) ist auch wieder schön ausgezogen.

Olbia zur Mittagszeit

Wir sind gut vorbereitet und können schon um halb elf fertig gepackt aufbrechen. Auf der SS125 fahren wir zunächst nach Olbia, drehen dort eine Runde durch die Stadt und fahren dann weiter bis nach Palau. Hier waren wir vor 36 Jahren mit dem noch recht frischen Kind und setzten zu seiner Freude per Fähre nach La Maddalena über.

Da rufen wir doch in der Hitze einfach mal in München an und lassen den erinnerungsschwachen Spross an der Vergangenheit teilhaben.

¡Hey, Maddalena!

Weiter geht es über Capo d'Orso, eines der meistfotografierten Motive Italiens, und Cannigione nach Baja Sardinia und Porto Cervo. Wir gönnen uns für zweifuffzich einen bewachten Parkplatz und gehen zu Fuß ins Zentrum des Geschehens. Die Ladenzeile im Zentrum erinnert uns ein bisschen an Wertheim Village mit Wohnungen oben drüber. Auf der Piazza tanzen bewegungsferne Insta-Mädels vor überteuerter Kulisse.

Vor der Bucht von Laconia

Und während man so sitzt und seinen Kaffee trinkt, kommt plötzlich links Zweiergruppen, wie Kinder in der Schule, die sich anstellen, bevor sie den Klassenraum gehen, auf die Piazza. Es werden immer mehr und mehr und am Ende sind es mindestens 40 Leute. Da ist irgendwo ein Reisebus angekarrt worden, und der Inhalt darf jetzt einmal durch Porto Cervo gehen und die Menschen dort bestaunen. Wir gehören dazu.

Cervo Village

Nach dem Caffè fahren wir durch Cala di Volpe, vorbei am teuersten Hotel der Insel, und Cugnana nach Golfo Aranci, wo um 20:30 Uhr unser Schiffchen nach Livorno ablegt.

Geldanlage vor Cala di Volpe

Wir sind viel zu früh dran, es ist gerade mal sechs, als wir hinter zwei anderen Autos mit deutschem Nummernschild in die Reihe der Wartenden aufschließen.

Wer zu früh kommt, den belohnt das Leben

Wie das Schicksal es manchmal will, geht es praktisch ohne Aufenthalt direkt auf die Fähre.