Was Urzulei zum Ziel von Reisebussen macht |
Das Frühstück gestaltet sich heute sehr sardisch, es ist sonst nicht viel im Angebot. Wir tun es also den anderen Gästen gleich und erfreuen uns an den frisch gebackenen Pains au chocolat, die hier anders heißen.
Die Straße verläuft entlang des Gebirgszuges auf der rechten Seite, links stehen die hellen Felsen des Parco Nazionale und dahinter die noch höheren, noch helleren und ebenfalls unbewaldeten Spitzen des Gennargentu. Es ist eine Demonstration der Schönheit dieser Insel. Die Gattin ist sprachlos und bedauert, dass sie heute mit dem Fahren dran ist, aber sie könnte sowieso nicht fotografieren, da alle Motive links von uns sind.
Manche Erinnerungen muss man im Kopf mit nach Hause nehmen, nicht auf der Festplatte.
Auch Dorgali hat schon bessere Tage gesehen |
In Dorgali, wo uns vor 40 Jahren ein betrunkener Schäfer unter den Augen der Polizia Locale das Hammelfleisch auf der Spitze seines Messer in den Mund schob, trinken wir heute in der Ortsmitte ungefährdet unseren Caffè. Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir bei Dimitri vorbei. Er bietet Pizza & Sushi an, und nichts könnte bei seinem Namen näher liegen.
Entlang des weiteren Verlaufs der SS125 kommen jetzt langsam wieder in die sardische Zivilisation. Man erkennt es an den Werbeplakaten für Hotels, Immobilien, Supermärkte, Winzer(genossenschaften) und dem freundlich lächelnden Dottor Palmas, der zwölf Implantate zum Preis ab 8.995,00 € anbietet – eingebaut in nur einer Sitzung. Meine erfahrene Gattin und ich fragen sich, wie das funktionieren soll.
Abschied vom Gennargentu |
Ein paar Kilometer nördlich kommen wir schließlich nach La Caletta, einer damals wie heute üblen Touristensiedlung, über die wir heute nur noch mehr erschrecken als 1983/84. Wir finden Giannis Bar del Porto wieder, essen ein Eis im Straßenverlauf (1,30 pro Kugel) und stellen fest, dass unser ehemaliges Hotel wohl irgendwann einem Bagger weichen musste – kein wirklich großer Verlust für die Insel.
La Caletta ist immer noch hart für seine Besucher |
Keine halbe Stunde später erreichen wir das erste von mehreren Hotels, die wir uns für die abschließenden beiden Tage vorgemerkt haben. Da wir auf den letzten Metern keine bösen Überraschungen erleben möchten, wollen wir uns erstmal vor Ort ein Bild machen.
Das Hotel liegt abseits von San Teodoro und entpuppt sich als ein echter Glücksfall. Die Dame an der Rezeption rechnet uns vor, was die zwei Nächte mit Halbpension kosten, dann räumt sie uns – ohne dass wir danach gefragt oder sonstige Anstalten gemacht hätten – einen Rabatt von 25 Prozent ein, und wir greifen beherzt zu.
Das Zimmer ist groß und bietet einen schönen Blick, der Pool ist einladend und nicht weit weg gibt es sowohl die bei Touristen beliebte Spiaggia Isuledda als auch die eher von den Einheimischen frequentierte Spiaggia Li Marini.
Die Bar ist professionell bestückt und besetzt, das Restaurant liefert ein wirklich beachtliches Programm an alter Hoteltradition. Auf fünf Tischen gibt es Il piccolo buffet di Antipasti, danach nehmen wir Spaghetti alle cozze bzw. Ravioli di ricotta e spinaci. Als Hauptgänge folgen Noce di vitello glassata und Paillard alla griglia.
An einem der Nachbartische sitzt Pink mit ihrem Sohn, direkt daneben ein asiatische Familie mit zwei kleinen Jungs mit Jetlag. Der jüngere hängt an seiner Mutter, der ältere hat seine Schuhe ausgezogen und sitzt im Schneidersitz auf einem Stuhl am Tisch. Beide sind hundemüde, aber speziell der Vater macht einen tollen Job, um die Familie bei der Stange zu halten.
Dazu die üblichen Insta-Mädels, ein deutsches Ehepaar mit kleiner Tochter und viele sehenswerte Essensbegleiter mehr. Apropos Essensbegleiter: Was uns überall auf Sardinien auffällt, ist die große Zahl an Kellnern. Da hat man meist das gute Gefühl, umsorgt zu sein.
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