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Farbenfrohes Bastia
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Die Schule fängt auch am Dienstagmorgen pünktlich an – ergo sitzt der Tourist früh am Frühstückstisch.
Die Fähre hat wieder neue Passagiere an Land gespült. Auf dem Weg zum Innenhof sehen wir vom Pool aus eine etwa siebzigjährige Frau, die routiniert ihren etwa gleichaltrigen hellblauen Porsche 356 A rückwärts einparkt. Damit man sie auch abseits des Parkplatzes leicht mit ihrem Auto verbinden kann, trägt sie einen Mechaniker-Overall im Hellblau des Autos.
In diesem sitzt sie beim Frühstück mit einer ebenfalls etwa gleichaltrigen Frau zusammen, deren Gesicht nach mehreren Schönheitsreparaturen bis zur Kenntlichkeit entstellt ist. An unserem Nachbartisch sitzt parallel ein Ehepaar in den Achtzigern; der Mann führt seinen Nagelpilz in Sandalen vor.
Fahrrad ist heute erstmal nicht geplant, stattdessen fahren wir gegen halb elf nach Bastia, parken nahe des Hafens und gehen durch die Stadt, schauen überall rum, hier und da mal rein und fahren nach eins zurück.
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Das nördliche Korsika spricht wie das südliche Italien
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Vom Meeresspiegel geht es auch in Bastia steil bergauf
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Bei unserer Rückkehr ist der Hotel-Parkplatz mit sieben weiteren Porsche unterschiedlicher Baujahre, Farben und Ausstattungen bestückt, etwa die Hälfte der Fahrzeuge stammt aus der Schweiz, ist ja nicht so weit. Von 1958 bis 2020 ist alles vertreten, manche schöner, einige völlig verunstaltet, aber alle werden an einer Rallye an Christi Himmelfahrt teilnehmen.
Wo noch Parkplätzchen frei waren, stehen jetzt acht dicke BMW-Motorräder aus UK.
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Geld und Geschmack gehen nicht immer Hand in Hand |
Mittags essen wir unsere Reste auf: Käse, Tomaten und die Souvenirs vom gestrigen Abendessen. Nach dem Mittagsschlaf gehen wir an den großen, später an den kleinen, unbeheizten Pool, den wir von unserem Zimmer aus sehen können. Zurück im Zimmer duschen wir, trinken einen Kaffee und machen Duolingo.
Keine Zeit mehr für das Blog.
Abends wieder die leidige Frage nach dem richtigen Lokal. Im Ort bzw. rund um den Hafen wieder das gleiche Bild, kein Restaurant, in dem wir wirklich gerne essen würden.
Aber anders als an den vergangenen Abenden leuchtet rechts an der Ecke, neben dem heute geschlossenen A Piazzetta, ein kleines Licht: das Cantinalolo. Drinnen wie draußen sieht es originell aus, die Kellnerin lächelt zauberhaft, wir möchten bleiben. Lieber draußen als drinnen – die freundliche Dame widmet für uns einen Dreier- zum Zweiertisch um.
Das kommt bei einem anderen deutschen Paar nicht gut an. Die beiden sitzen direkt neben der Eingangstür und können sich denkbar schlecht verständigen, aber sie hätten lieber an unserem Tisch gesessen, was die Kellnerin ihnen zuvor verwehrt hatte. Innerlich danke ich Madame Nicoli für ihre Geduld bei dem Versuch, unser Französisch zu entwickeln.
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Flan für sechs Personen, Laurent-Perrier stellt leider nur die Kühlung |
Das andere Paar geht vorzeitig, Lolo sagt, es breche ihm das Herz und, wir haben den bisher besten Abend auf Korsika. Vorneweg teilen wir uns Poireaux vinaigrette à l'ancienne, danach gibt es Brochette de Poulet und Moules gratinées ail et persil. Als Dessert hat Lolo einen Flan vorbereitet, den er vor unseren Augen aus der Form stürzt und von dem er uns zwei großzügige Stücke abschneidet.
Zum Kaffee müssen wir in die Bar weiter unten gehen, dort sitzen bereits einige der BMW-Fahrer bei diversen Bieren. Später im Hotel bleibt noch etwas Zeit zum Schreiben.
Morgen geht es weiter in die Mitte der Insel, die kleine Eule verabschiedet sich und uns.
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