Die Tropen bei Nurachi |
Heute stehen wir etwas früher auf, denn es soll heiß werden. Das Frühstück nehmen wir im Innenhof. Es ist sehr! landestypisch.
Danach machen wir uns auf die von Komoot vorgeschlagene Runde. Die Fahrt gestaltet sich wieder schwierig, weil Komoot uns erneut auf eine schlechte, diesmal eine sandige Piste führt. Also drehen wir um und fahren auf der Landstraße weiter.
Vielleicht können wir wenigstens auf einem schönen Weg am Meer zurückfahren. Die drei älteren Sardinnen und Sarden, mit denen wir in Putzu Idu darüber reden, raten uns ab. Mit den schmalen Reifen wird das nicht so einfach, aber ein Stück weit sollte es gehen. Das Ende vom Lied: Wir müssen ein paar hundert Meter durch die Macchia laufen, bevor wir am Ende endlich wieder auf eine richtige Straße kommen.
Die lässt sich dann sehr gut fahren, wird aber irgendwann unpassierbar, weil sich eine Herde Schafe auf ihr zu einem neuen Futterplatz bewegt. Wir schauen dem Treiben staunend zu, fahren dann langsam in die Herde, die Tiere retten sich nach rechts, schon geht es weiter.
Auf den folgenden Kilometern wird es immer heißer, und wir sind froh, als wir endlich zurück zum Hotel kommen. Wir waschen gleich die Trikots und hängen alles neben der Zimmertür über die Holzbank zum Trocknen. Dann gehen wir schwimmen und staunen, dass die Zimmermädchen das Zimmer gemacht und uns einen Wäscheständer für die Wäsche hingestellt haben.
Während die Wäsche draußen trocknet, können die Räder drinnen laden. Wir stellen sie ins Zimmer und fahren im Auto in Richtung Costa Verde.
Leider hat die Gattin wieder nicht daran gedacht, dass sie immer etwas essen muss. Jetzt versucht sie, sich mit zwei Bonbons kalorienmäßig am Leben zu halten, während wir im Süden von Cabras durchs Niemandsland fahren.
Entlang der SP49 fahren wir in Richtung Süden, rechts ein weites Wasserbassin, überall steht Schilf. Die Damen im Hotel haben uns gestern noch voller Stolz die Decken im alten Haus gezeigt, die alle mit Schilf in traditionellen Mustern und Stärken verkleidet sind. Mal sind Rohre von etwa drei Zentimetern einfach in Quadraten nebeneinander verlegt, dann sind feine Schilfstreifen zu Mustern geflochten, wie wir sie z.B. von Thonet-Stühlen kennen.
Als Dämmung gegen das Stühlerücken im OG funktionieren sie leider nicht.
Im Wasser stehen weiße Flamingos, denen offensichtlich das Rosa der Garnelen abgeht, von denen sie sich anderswo ernähren. Ringsum stehen Unmengen von Sträuchern aller Art – Oleander, Agaven mit vier bis sechs Meter hohen Blütenständen, die aussehen wie Bäume. Außerdem Mauern aus Feigenkakteen, die weithin mit dicken, gelben Blüten um fliegendes Getier werben.
Dann tauchen plötzlich Disteln mit Blütenständen groß wie Tennisbälle auf. Sobald sie soweit sind, gehen sie auf und präsentieren einen flachen Teller mit unzähligen weißen Blüten.
Die nächste größere Stadt ist Arborea, nach eigener Einschätzung „L'isola felice delle mucche“. Glücklich waren und sind wohl vor allem die Milchverarbeiter, die sich große, schöne Villen leisten konnten und so auf quadratischen Strukturen ein wirklich sehenswertes Städtchen schufen.
Auf der Suche nach Essbarem für die Gattin fahren wir die Quadranten erfolglos hin und her und kommen plötzlich an einem Metzger vorbei. Zuerst sieht es so aus, als würde eine lange Schlange von Kunden vor dem Geschäft warten, dann sieht man links ein kleines Auto mit Warnblinker und rechts, direkt vor dem Metzger, einen nahezu völlig zerstörten Kleinwagen. Das vordere Drittel ist völlig weggeschossen und man fragt sich, wie das bei Tempo 50 in der Stadt überhaupt möglich ist.
Überall stehen Menschen, alle haben ein Telefon in der Hand, einige weinen. Als wir vorne wieder auf die SP49 kommen, kommt uns schon die Ambulanz entgegen.
Mittagspause machen wir in Sant'Antonio di Santadi. Der örtliche Käser hätte uns gerne einen seiner großen Pecorini verkauft, aber die Gattin weiß das zu verhindern. Dafür gönnt sie sich selbst ein Panino, von dem eine Familie hätte satt werden können. Die Jugend kommt in der Bar vorbei, die Handwerker kommen vorbei. Zwei Buben fahren Wheelies auf einer Vespa.
Während die Gattin ihr Panino belegen lässt, setzen sich zwei Männer an den Nachbartisch. Kurz darauf kommt ein weiterer Mann zu ihnen. Einer der beiden am Tisch steht auf, greift in die Hosentasche und zählt ein dickes Bündel Geldscheine durch. Ich denke noch, dass der dritte im Bunde Geld wechseln will, da klappt der Zähler das Bündel wieder zu und drückt es dem dritten in die Hand.
So fahren wir weiter. Immer noch in dem Glauben, wir könnten mal eben an die Costa Verde fahren. Je näher wir den Bergen kommen, desto mehr wird sie zur Costa Marrone. Auf einer kleinen Anhöhe neben der Straße weiden schwarze Ziegen, die Straße windet sich vor uns in Richtung Torre dei Corsari.
Wir fahren durch den Ort, ganz oben an der Steilküste steht ein tolles Hotel, es ist geschlossen. Von oben geht der Blick über einen weiten Strand, aber bis man da hinkommt, muss man ganz schön weit fahren.
Der Blick auf die Uhr sagt, es ist gleich vier. Und wir hatten schon vor 40 Jahren mal Probleme, aus der Costa Verde wieder rauszukommen. Daraus haben wir gelernt, da fahren wir lieber gleich zurück und gucken mal, ob wir noch mal in den Pool kommen.
Im Restaurant hat man uns einen schönen Tisch reserviert. Als Primi nehmen wir Gnocchetti alla Campidanese, als Secondi Arosto morto di vitello. Statt der inklusiven Sorbetti schwätzen wir dem Kellner einmal Profiteroles und einmal Flan ab. Großzügig wie er ist, berechnet er uns nur eine der beiden Portionen.
Morgen fahren wir ganz tief in den Süden und nehmen einen neuen Weg durch die Costa Verde.
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