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Samstag, 16. April 2022

Deutschland ohne e – die 4. Etappe: Viel Sonne, noch mehr Gegenwind und Schiffbruch im Anker

Muskelkraft uns rüber schafft

Ein schwieriger Tag.


Einerseits tolle Herberge, sehr gut gefrühstückt, strahlende Sonne, wunderschöne Strecke. Andererseits im Durchschnitt nur elf Grad und auf mindestens 40 Kilometern starker Gegenwind.


Der Hessische Fernradweg R1 ist weiter gut ausgeschildert, da braucht man keine Navigation. Aber es gilt, Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel: Melsungen via hier lang oder via dort lang. Nachdem wir die Räder via hier lang einen steilen Abzweig hochgeschoben haben, sehen wir von oben, was via dort lang bedeutet: die Überquerung der Fulda von Hand.


Das machen wir!


Also den Abzweig wieder runter, geradeaus und direkt zur Fulda Seilfähre Beiseförth. Das hört sich einfacher an als es ist, denn am Seil der Seilfähre zieht der geneigte Übersetzer von eigener Hand (und mit eigener Kraft) mittels eines ca. LP-großen Schwungrades den Fährkorb zu sich hin und dann ans andere Ufer. Ein großes Vergnügen für alle(s) außer Händen, Schultern und diverse Muskelgruppen.


Sehr schön hier, sollten wir mal besuchen ...

Elf Kilometer später lassen wir Melsungen rechts liegen, kurbeln links der Fulda bis an die Fuldaschleife und bleiben gegen eins auf einer sonnigen Bank zwischen Ditters- und Dennshausen zum Mittagessen hängen bzw. sitzen.


Schöner Weg, kurz vor dem Mittagessen

Das parallel angestrebte Buchen einer Unterkunft gestaltet sich österlich schwierig. Das eine Hotel nimmt nicht ab, das Tourist Office in Hann. Münden (ja, diese Stadt heißt wirklich so!) schlägt eine Alternative vor – dazu später mehr.


Nach dem Mittagessen durchqueren wir Kassel und sind überrascht vom Flair der Fulda-Auen, die Wassersport und Naherholung aufs Schönste verbinden.


Danach folgen die 30 unangenehmsten Kilometer des Tages. Bis Hann. Münden (ja, diese Stadt heißt wirklich genau so!) folgen wir einem wunderschönen Weg durch das ruhige Tal der Fulda – und werden vom entfesselten Wind aus Norden kaum durchgelassen. Das ist kein Spaß, denn neben der kräftezehrenden Strampelei macht auch die abnehmende Temperatur dem Körper zu schaffen.


Irgendwann kommen wir doch noch im fachwerkig absolut sehenswerten Hann. Münden (…) an, kaufen bei Penny das Nötigste für die Feiertage (betrunkene Reichsbürger hinter der Kirche inklusive) und erreichen irgendwann auch das über das Tourist Office gebuchte Hotel


Die Bilder auf der website sind dreiste Fäschungen! Es ist eine Absteige erster Güte, gemanagt von Menschen, die Indern oder Pakistani nicht unähnlich scheinen und mit Weser-Radfahrern wirklich nichts  anfangen bzw. verbinden können.


Kirche kurz vor Penny

Wir haben keine Alternative, fügen uns in unser Schicksal und tun, was wir nach Ankunft immer tun. Dann geht’s zum Italiener, denn heute wünscht die Gattin Pasta.


Das Essen ist gut (Minestrone, tolle Foccacia und 2x gute Pasta), die Bedienung weniger. Dafür ist die polnische Nachbarin nett, die unsere Zweifel an der Zabaione zerstreut. Naja, etwas mehr Marsala hätte der Sache bestimmt gut getan. Am Ende kommen wir irgendwie zurück ins Hotel, wünschen allseits eine gute Nacht und freuen uns auf morgen.


Kurze Etappe, langes Strampeln gegen den Wind