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Sonntag, 11. Juni 2023

La France avecque ... les anges de l'enfer

Was heute vor uns liegt


11. Juni 2023


Heute ist wieder Ungeheuerliches passiert, wir waren die Ersten beim Frühstück.


Da ist man unbeobachtet und sieht Dinge, die man sonst nicht sieht. Hier gibt es z.B. Eierbecher aus Silikon, eine super Erfindung. Wenn man sie unten am Rand anfasst, kippt oben das Ei raus. Und im Hintergrund läuft die Playlist Richard Clayderman spielt, was ihm grad so einfällt.


Aus Chȃtelaillon-Plage führt uns ein sehr schöner Radweg, anfangs fahren wir entlang einer dichten Folge von Bistrots, Buden und sonstigem Pop-up-Entertainment, die sich auf den Ansturm an Vor- und Nachmittag vorbereiten. Bei uns daheim stünden Würstchenbuden, hier sind es Austernbuden.


Kurz drauf kommt uns Monsieur BONJOUR !!! entgegen. Die meisten grüßen ja freundlich in Frankreich. Bei diesem Herrn aber sind wir vor lauter Begrüßung fast vom Fahrrad gefallen.


Erste Pause bei Kilometer 22


Es folgt ein sehr gepflegter, toll asphaltierter Radweg. Endlich mal wieder richtig Radfahren, bis die Huhu-Rufe der Gattin ertönen, die bei gewissen Geschwindigkeiten nicht mehr mitkommt. Oberhalb von 25 km/h stellt der Motor die Arbeit zurück.


Vor Yves geht es ein bisschen bergauf, vielleicht kommt der bekannte Schauspieler hierher. Außerdem kommen: der Kontrolleur des Radwegs (macht ein bisschen Platz), der Quad-Fahrer (weicht keinen Millimeter), das Pärchen, bei dem die Frau den Fahrrad-Grundkurs in der Grundschule verpasst hat und heute gefährlich vor uns her schlängelt.


Der erste Blick auf die Charente


Und in Le Petit Vergeroux kommt uns das lokale Chapter der Hell's Engels entgegen, etwa 150 bis 200 Maschinen, teils einfach, teils doppelt besetzt. Es stinkt fürchterlich, aber die Herren sind drauf. Ich grüße, sie grüßen freundlich zurück. Vielleicht machen sie eine kleine Spritztour mit ihrem Präsidenten, vielleicht ist es nur eine Schutzgelderpressung.


Im Süden Rocheforts treffen sich dann die Touristen am Transbordeur und lassen sich für 2,10 Euro pro Nase über die Charente transbordieren. Es ist schon interessant, dass uns danach zeitgleich einfällt, dass wir vor elf Jahren aus der entgegengesetzten Richtung kommend, irgendwo noch ein Mückenspray gekauft haben. Schon gestern Abend haben wir uns über den Film zur Schwebe unterhalten, den schauen wir zu Hause gleich nochmal an. Im weiteren Verlauf fahren wir dann eine Abkürzung, die wir uns gestern neu ausgesucht haben.


Schwebend über die Charente


Eine Einheimische auf dem Fahrrad versucht, uns mittels Rufen und Winken von diesem Weg abzubringen, aber wir fahren munter weiter, und es gibt auch keine Probleme. Nördlich von Saint-Agnat führt die Strecke über Kilometer an einem Kanal entlang auf einem Radweg, der früher mal eine Wiese war. Jetzt sind es zwei Streifen à 30 Zentimeter links und rechts von einem ca. 60 Zentimeter breiten Grasstreifen. Am Ende halten uns zwei Franzosen auf, die aus der Gegenrichtung kommen und uns vor dem warnen, was jetzt vor uns liegt.


Direkt danach erklärt uns ein dritter Franzose, die Strecke sei gut befahrbar, und er hat Recht. Da haben wir in den letzten Tagen und Wochen viel Schlimmeres erfahren.


Chȃteau Paintball


Beim Chȃteau La Gataudière machen wir Mittagspause. Das alte Gemäuer ist zwar Kulturerbe, dient heute aber weniger als Wohnstatt blauen Blutes, dafür umso mehr als Vergnügungsumfeld. Hauptsächlich für Freunde des Paintball, deren Geballer und Geschrei die gesamte Umgebung erfüllen.


Wir sind nur noch ein paar Kilometer von Ronce-les-Bains entfernt – manchmal wundert man sich, wie schnell 60 Kilometer gefahren sind – und noch vor 14 Uhr im Hotel. Wir bekommen gleich unser Zimmer, laden die fehlenden 70 Watt in die Räder und gehen in den Pool. Das Meer hat schon wieder Angst vor uns und ist bis zur Île d''Oléron vor uns zurückgewichen.


Unterwegs zum Strand


Anschließend schlafen wir wie müde, um sechs ruft der Junior an und spielt Face Value mit den alten Eltern.


Kurz nach halb acht sitzen wir auf der Terrasse, essen sehr leckere Austern und etwas zu lang gebratenen Thunfisch. Dazu gibt's einen feinen Entre Deux Mers und viel zu gucken. Ab etwa 22 Uhr traut sich das Meer zurück. Es weiß wohl, dass wir gleich schlafen gehen.


Von Strand zu Strand (mit Hinterland)