Seiten

Montag, 22. Mai 2023

La France avecque ... Airbnb au troisième étage

Ganz weit oben über Bisanz, ganz weit weg vom Radweg


22. Mai 2023


Madame hat jetzt die Halsschmerzen, die Monsieur bei Abfahrt hatte. Madame atmet schwer, auch in der Nacht. Monsieur schläft deshalb schwer, gerade in der Nacht.


Soweit die Ausgangslage des heutigen Tages. Es wird noch besser.


Wie jeden Morgen schauen wir aufs Display und lassen uns von Garmin den Weg zeigen. Heute meint er es besonders gut mit uns und schickt uns nicht etwa auf den EuroVélo 6 am Kanal entlang, sondern durch eine umfangreiche Parkanlage im Norden der Stadt, vorbei am Bahnhof, an der Caserne Vauban und am Ende sogar quer über den Campus der Uniklinik.


Es geht hinauf, es geht hinunter, es geht wieder hinauf. Und es geht vor allem: weg vom Doubs.


Endlich wieder auf dem richtigen Weg


Wir wissen nicht, wer dem System diesen Weg eingespeist hat (zugegeben, es gibt einen Verdächtigen), aber irgendwann reicht es auch dem Sanftmütigen. Kurz hinter der Stadtgrenze schalten wir Garmins Streckenführung aus und wechseln auf die D105, die uns nach La Marne und Thoraise führt. So haben wir zwar den Kanal durch den Berg verpasst, sind aber wenigstens auf dem richtigen Weg.


Und Strom haben wir auch schon deutlich mehr verbraucht, als geplant.


Kaum Kilometer gefahren, schon mitten in der Romantik


An der Schleuse bei Saint-Vit machen wir Mittagspause. Ziemlich früh, es sind erst 32 von ca. 85 Kilometern absolviert. 


Greenwashing im Tetrapack: Sieht aus, wie frei von Pestiziden o.ä., ist aber nur Landschaftsschutz irgendwo in Polen


Gut gestärkt fahren wir weiter in Richtung Dole, wo wir um Viertel nach zwei ankommen. Der Sohn ruft gerade an, wir setzen uns mit ihm auf eine Bank an der Promenade und hören von einem Besuch in Obermenzing.


Nein, heute verzichten wir mal auf das Wortspiel mit dem Namen der Stadt


Die Zeit drängt, für ca. 16 Uhr ist Regen angesagt, außerdem wollen wir um diese Zeit das gestern gebuchte Apartment „La Marina“ in Saint-Jean-de-Losne beziehen. Also fahren wir mit erhöhter Unterstützung weiter. Nächster Halt ist Frédéric Boubayas Patisserie in Damparis. Die Augen sind, wie so oft, größer als der Magen, so dass wir die Hälfte einpacken und für morgen mitnehmen.


Kurzer Halt an der letzten Schleuse vor dem Ziel


Ab Ortsende sind es noch knapp zwölf Kilometer bis ans Ziel, jetzt geben die Motoren nochmal alles. Und tatsächlich, es reicht bis an den Quai National, wo wir besagtes Apartment in der Nummer fünf gebucht haben.


Der Strom hat tatsächlich bis Saint-Jean-de-Losne gereicht


Die Hütte sieht übel aus. Vier Stockwerke, gefliester Eingang, die Balkone der oberen Etagen sehen von unten nicht sehr tragfähig aus. Am schlimmsten sieht es ganz oben rechts aus, wo die lokale Flora schon aus der Balkondecke wächst.


Madame meldet uns an, wenig später kommt ein Pärchen zum Einchecken. Er ist der Vermieter, sie spricht wohl etwas Englisch. Die Räder machen unerwartete Probleme, denn es ist – natürlich – das Apartment hinter dem bewachsenen Balkon im 3. OG. Unten gibt es zwar einen Keller, aber keine Steckdose.


Monsieur ist untröstlich. Er fragt uns, wie wir denn sonst mit Airbnb zurecht kommen. Und er hat noch ein Apartment. Nicht weit weg, zu ebener Erde. Das gibt er uns zum gleichen Preis. Wir gehen mit, was sollen wir sonst auch machen? Der zweite Anzug passt besser: ein kleiner Laden, frisch renoviert und in eine kleine Wohnung umgewandelt. Alles neu, nur der Garten hintenraus könnte noch ein update vertragen.


Die Räder stehen im Wohnzimmer. Die gewaschene Trikots hängen auf dem Kleiderständer im Garten. Mal sehen, wo wir heute Abend was zu essen bekommen, es ist Montag, da hat das Sauconna geschlossen.


Apéritif avecque une vue


Unser Abend endet im „La cotinière“, am östlichen Ende der Hafenpromenade. Dort gibt es 2x friture d'ablettes, 1x Filet de sandre, 1x Boeuf bourguinion und zwei Desserts. Dazu Chablis und Hautes côtes de Beaune. Zwei Tische weiter sprechen deutsche Menschen abendfüllend über „Rotwein“. Ich denke jedes Mal an „Reinemachefrau“.


Morgen geht's ins Herz der Bourgogne.


Der Umweg über den Norden der Stadt hat uns am Ende etwa fünf Kilometer erspart