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Mittwoch, 1. Juni 2022

Deutschland ohne e – die 19. Etappe: Unterwegs mit Erfrischungen

Wer ständig an Flüssen und Küsten rumfährt, darf sich über Wasserbilder nicht wundern

Irgendwie ist das hier überall immer noch ziemlich ostzonal.


Die Tassen und Müslischalen beim Frühstück sind stapelbar, das Besteck gewichtslos, alle anderen Frühstücker sehen ganz anders aus als wir. Aber die Brötchen sind nicht schlecht.


Wir schaffen es, dem sich ankündigenden Regen davonzufahren. Auf guten Wegen rechts der Havel erreichen wir Pritzerbe, wo wir die Fähre um Haaresbreite verpassen. Langes Warten wollen wir uns ersparen, nehmen wir doch einfach die Landstraße nach Rathenow und kürzen dabei noch ein gutes Stück ab.


Die deutsche Verkehrspolitik in einem Satz – Reschpeckt!

Entlang der B102 erreichen wir Premnitz und kaufen bei Edeka am trostlosen Marktplatz fürs Mittagessen ein. Am Rande der gleichen Bundesstraße geht es nach Rathenow, wo wir erst drei – noch oder wieder – sturzbetrunkene Fußgänger mit Rollkoffern überholen und dann eine Unterführung meistern müssen, die wohl für den ICE nach Berlin gebaut wurde, dessen Gleise heute die Stadt teilen.


Vielleicht gibt es ja hierzulande in Sachen geteilte Stadt so was wie ein Trauma ...


Hinter Rathenow finden wir zurück auf den Radweg. Die Umgebung wird wieder sehenswert, leider vermutet Petrus Wassermangel bei uns und gibt uns für einige Kilometer eine Wolke als steten Quell der Erfrischung mit.


Der Strand am Biwakplatz (vor dem Regen)


So erreichen wir Grütz mit seinem großzügigen, komplett ausgestatteten Rastplatz. Ein anderer Radreisender packt gerade seine Siebensachen und klärt uns darüber auf, dass es sich hier um einen Biwakplatz handelt, von denen es im Osten und speziell in Brandenburg sehr viele gibt.


Für 2,50 Euro pro Nase kann man hier übernachten, grillen, Strom und Wasser abzapfen und bei wärmeren Bedingungen in der Havel baden. Holz ist vorhanden, zwei Dixi-Klos gibt es auch. Wir sind sprachlos und machen Mittagspause. Kleiner Wermutstropfen: Nicht weit entfernt befindet sich ein Truppenübungsplatz, der unser Essen mit Salutschüssen begleitet.


Nachdem wir fertig sind, fängt der Regen an. Wir bleiben also noch ein bisschen, fahren mit nachlassendem Regen weiter und sind in Warnau und Garz überrascht, wie schön Orte im Osten erhalten und restauriert sein können. Ob das hier alles noch in ostdeutscher Hand ist? 


Garz und wie die Welt es sah

Der restliche Weg führt ziemlich geradeaus und gegen einen spürbaren Nordwestwind. Aber das stählt den kleinen Körper, und so sind wir am Ende überrascht, dass der Weg bergauf zum Hotel, der uns von unserem ersten Besuch noch in ganz steiler Erinnerung ist, kaum der Rede wert ist.


Wir checken ein, verstecken unsere Räder auf der Terrasse vor dem Zimmer, da erinnert sich Petrus an uns. Zweimal donnert, blitzt und schüttet er überflüssiges Wasser auf Havelberg. Wir duschen, ruhen und speisen nach halb acht österreichisch und gut im Hotelrestaurant.


Einer der schönsten deutschen Radwege geht zu Ende