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Samstag, 20. Mai 2023

La France avecque ... les coureurs de Motocross

Der Kanal wartet schon auf uns


20. Mai 2023


Das Essen gestern Abend war hervorragend! 2x Foie gras ordentlich portioniert, 1x Lammkarrée, 1x Entrecôte, 1x Chariot des fromages und 2x Dessert. Der Wein war ok, der Blick auf die Mitesser nicht mit Geld zu bezahlen. Das Ehepaar mit den zwei Söhnen: vier Menschen, die partout nicht miteinander reden wollten. Das vierköpfige Geschäftsessen in der Ecke: Männer, die nicht zum Spaß zusammen essen gehen. Der durchgängig positiv gestimmte Sommelier.


Fast 100 Menschen füllten das Restaurant. Zwischendurch war's auch mal etwas unruhiger, aber insgesamt eine Atmosphäre zum Niederknien. In Deutschland undenkbar. Genau wie das Essen und die Weinkarte im Folio-Format.


Leider gab die Nacht wieder Anlass zur Sorge: Madame hatte mehrere Rendezvous mit der Toilette, was aber nicht zu einem erneuten Abbruch führte. Stattdessen nehmen wir entspannt am sehr guten Frühstück teil, staunen wahlweise über die bzw. erfreuen uns an den anderen Teilnehmern und kommen um kurz nach zehn in die Gänge.


Heute haben wir's nicht weit: 40 Kilometer bis Mömpelgard.


Hausboote bei Montreux-Château


Bis Hagenbach geht's steil bergab, dann am Kanal entlang nach Dannemarie, wo wir bei Super U Wasser und Proviant erwerben. Der weitere Weg ist etwas langweilig, die Zahl der Radreisenden ist wirklich bemerkenswert.


Die Kanalstrecke geht tendenziell leicht aufwärts mit starken Steigungen an jeder zweiten Schleuse. Nur wenige von ihnen sind heute noch bewohnt oder werden anderweitig genutzt. Kurz hinter Bourgogne verlassen wir das Elsass und fahren über eine kleine Brücke ins Departement Doubs.


Mehr Doubs geht kaum


Etwas später schließen wir zu einem Pärchen auf, das nicht überholt werden möchte. Kein Problem, dann scheuchen wir sie halt ein bisschen. Das ist sicher etwas unfair, aber wenn er 25 km/h fahren will, dann fahren wir halt mit fünf Metern Abstand hinterher.


Unglaublich, wo wir noch überall hin wollen


Wenig später erreichen wir Mömpelgard; unser Hotel liegt streategisch günstig. Der Rezeptionist gibt sich viel Mühe mit uns. Erst muss er einen Parkplatz mit Steckdose finden, dann reserviert er für morgen ein Zimmer bei den Kollegen in Besançon für uns. Und dann erklärt er noch, warum es an diesem Wochenende rundum keine freien Zimmer mehr gibt.


Wahrzeichen von Mömpelgard, Lieblingsplatz der martinets noirs


Wir gehen aufs Zimmer, essen ein bisschen von den Super-U-Einkäufen, machen uns frisch und erkunden danach die Stadt. Anschließend reservieren wir einen Tisch für den Abend, bevor die Mopedfahrer alle belegt haben.


La pause gourmand ist auch beim sechsten Versuch nicht buchbar, wir landen wieder im Le Chatel. Das Essen ist besser als bei unserem letzten Besuch: 2x Œuf à la bourguignonne en cocotte, 1x Filet de truite à l'oseille, 1x Saucisse de Morteau au comté und 2x Mousse au chocolat et fève tonka.


Wir sind recht früh dran. Das Restaurant füllt sich anschließend zügig, es gibt also viel zu sehen. Neben uns treffen sich Vater, Mutter und Sohn, alle drei Mitglieder der French Garisson. Die T-Shirts und Kutten sehen aus wie bei Hell's Angels, das Ganze ist aber nur blöd. Am Tisch daneben sitzen Sunday Father & Son, die anfangs freudig Platz nehmen, sich aber mit fortschreitender Zeit nichts mehr zu sagen haben.


Absoluter Höhepunkt ist der Sechser-Tisch schräg gegenüber. Zuerst kommen zwei Frühdreißiger mit Söhnen im Alter von ca. sechs und vier Jahren. Die Eltern setzen sich einander gegenüber, nehmen ihre Telefone raus und versinken minutenlang blick- und wortlos im Digitalen. Die Kinder sind mal auf der einen, mal auf der anderen Seite des Tisches, werden aber nicht weiter wahrgenommen. Die Mutter rückt nach der Bildschirmzeit erstmal ausgiebig ihre üppigen Auslagen zurecht, der Vater bleibt digital.


Dann kommt das Pärchen, mit dem sie verabredet sind. Den Mann siehe ich nur von hinten, er wird ständig vom stiernackigen Vater in kumpelhafte Griffe genommen, fällt aber sonst nicht weiter auf. Das übernimmt sein feminines Mitbringsel, eine Tussi, wie man sie selbst in einer Großstadt suchen muss. Auch hier hat der Operateur sicher ein gutes Stück zur aktuellen Form beigetragen, auch hier wird manuell justiert, was das Zeug hält.


Die vier sprechen Englisch miteinander. Die Kinder haben ein Smartphone. Ich hätte dem Gespräch gerne für ein paar Minuten gelauscht. Andererseits: Wer weiß, ob ich es wirklich Minuten ausgehalten hätte.


Weniger Gänge als früher, aber konsequent in der richtigen Richtung