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Sonntag, 21. Mai 2023

La France avecque ... la femme qui ne fume pas

Steile Rampen führen Radfahrer aus Mömpelgard

21. Mai 2023


Heute war der Gatte nächtens aktiver als erwartet. Bis zum Frühstück war die Malaise aber überwunden, der Mann hat ja einen Pferdemagen (Bullshit!).


Vor dem Beladen zeigen die Akkus Füllstände von 90 bzw. 95 Prozent. Das ist weniger als gewünscht, wird aber reichen müssen für die Fahrt nach Bisanz. Das Wetter ist ganz gut, der Weg aus der Stadt etwas umständlich, aber um kurz nach zehn haben wir all die Widrigkeiten hinter uns gelassen und fahren weiter westwärts.


Touristen-Glück auf dem Kanal

In L'Isle-sur-le-Doubsmachen wir eine kleine Bananen-Pause, von dort geht es auf den schönsten Teil der Doubs-Strecke. Wir vergleichen sie gerne mit dem Main zwischen Marktheidenfeld und Bürgstadt.


Ein Relikt aus der Zeit, als Touristen noch in L'Isle-sur-le-Doubs verweilten 

Was uns auffällt: Für Radreisen hat sich mehr und mehr der Rennlenker durchgesetzt. Vor 15 Jahren war es noch eine kleine Sensation als wir am Main auf Höhe des Eisernen Stegs ein Pärchen mit genau solchen Rädern anhielten, wie wir sie haben wollten. Damals gab es sie nicht von der Stange, heute gibt es sie motorisiert und mit Anlötteilen fürs wichtigste Zubehör.


Vor Roche-lès-Clerval kommen wir in den Genuss der ersten Steigung des Tages. Wir kennen sie gut, erleben sie aber völlig neu. Entlang des Sentier du Moulin fahren wir parallel zur D319, dann geht der Radweg links nach oben in Richtung zur Straße. Ein anderer Reisender macht, was wir auch schon gemacht haben: Er kapituliert schon beim Anblick des Anstiegs und steigt ab. Wir schalten rechtzeitig das kleine Wunderwerk zu und begehen eine klare Wettbewerbsverzerrung.


Nach dem Ort geht es wieder abwärts zum Kanal, auf den letzten Metern überholen wir eine Gruppe von Männern, die mit Nordic Skating Equipment unterwegs sind. Bergab müssen sie zu Fuß gehen, aber einige sitzen unten und ziehen die Skates schon wieder an. Es sind acht bis zehn Männer im Alter von ca. 55 bis 75 Jahren, wir werden sie heute noch öfter sehen.


Am Doubs ist es gelungen, den Fluss relativ naturnah zu erhalten und durch kleine Schleusen schiffbar zu machen

Gegen halb eins finden wir bei Kilometer 51 an der Écluse 38 eine Treppe fürs Mitgebrachte. Eine kleine Libelle gesellt sich zu uns und bleibt bis kurz vor Ende der Mahlzeit auf unserer Serviette sitzen. Zwischendurch kommen die Skater vorbei, wir ziehen die obere Schicht aus und fahren weiter. Kurz vor Beaume-lès-Dames überholen wir sie wieder.


Unbeirrbarer Gast beim Mittagessen

Inzwischen geht es zügig vorwärts, denn wir haben jetzt ein System zur Nutzung unserer 250 zusätzlichen Watt. Ab Kilometer 50 gönnen wir uns 50 Watt zusätzlich zu unserer eigenen Leistung, ab Kilometer 70 schalten wir 130 Watt zu und auf den letzten zehn Kilometern hauen wir raus, was noch drin ist. Heute klappt das sehr gut, am Ende hat mein Akku noch 18 Prozent verfügbar.


Penichette-Romantik kurz hinter Laissey

Die Skater holen uns übrigens bei unserer Kaffeepause in Laissey ein, inzwischen sind die Teilnehmer von ihrem Tun ziemlich gezeichnet. Ich frage, wie lange sie noch so weitermachen wollen, und wir erfahren, dass die Gruppe genau unsere Strecke skatet. 96 Kilometer in ca. sechs Stunden.


Unser Gesprächspartner wundert sich, dass wir nicht zelten. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich entscheiden musste – entweder diese Frau oder Camping. Er lächelt und meint, dass die Dame wohl auch nicht rauche. Jetzt wird es Zeit, weiterzufahren.


Die Zitadelle von Bisanz, eines von Vaubans besten Stücken

Acht Kilometer vor Bisanz müssen wir eine Entscheidung treffen: rechts auf bekanntem Weg in die Stadt oder links auf unbekannter Strecke. Wir biegen natürlich links ab und erreichen kurz nach halb vier unser Hotel. Wobei, es ist das richtige und das falsche zugleich.


Wir kennen es aus 2019, wollten auch genau dort hin, haben gestern Abend aber ein anderes Haus der gleichen Gruppe gebucht, etwa zweieinhalb Kilometer außerhalb von Centre ville und hinter dem Bahnhof. Der Rezeptionist hilft uns beim Umbuchen, findet ein Plätzchen mit Steckdose für Emil und Erich, wir gehen duschen, essen und hinlegen.


Um kurz nach sieben geht es raus in die Bisanzer Nacht. Von Westen her bauen sich über der Zitadelle schwarze Wolken auf, ab etwa halb neun soll es schütten.


An der ersten Ecke gehen wir links, am Bankautomaten auf der gegenüberliegenden Seite sind zwei Damen beschäftigt, die exakt unseren Anforderungen bezüglich Restaurantempfehlungen entsprechen: über 50, ordentlich angezogen, gut frisiert. Anfangs sind die Damen etwas zurückhaltend, aber nachdem wir ihnen versichert haben, dass wir bereits zum fünften Mal in Bisanz sind und gerne ins Poker d'As gegangen wären (was heute Ruhetag hat), ergreifen sie die Initiative.


Sie begleiten und geleiten uns einmal quer durch die Stadt an den Platz, an den wir wollten. Sie erzählen ununterbrochen. Sie bezweifeln, dass auf dem Platz ein Denkmal von Victor Hugo steht. Am Ende entlassen sie uns widerwillig am Denkmal von Victor Hugo. Wir haben den Verdacht, sie wären am liebsten mitgegangen.


In der Brasserie sind wir gut aufgehoben. Den Apéritif nehmen wir auf der Terasse, als der Regen losbricht, ziehen wir mit Tellern, Karaffen, Gläsern usw. nach innen. Das Essen ist gut, wir lassen uns Zeit. Hinter uns sitzen an drei zusammengeschobenen Tischen vier Erwachsene mit fünf oder sechs Kindern zwischen fünf und neun Jahren. Die Alten haben ihren Spaß, die Kinder auch. Unser Kellner spritzt dem agilsten Mädchen die Sahne aus der Siphonflasche in den Mund. Die Stimmung steigt bedenklich.


Wir halten bis kurz nach zehn durch, die Kinder rennen draußen durch den Regen. Wir machen noch ein bisschen Duolingo. Irgendwann gibt es keinen Grund mehr, nicht ins Hotel zu gehen ...


Wenig Steigung, wenig Strom, ordentliches Tempo