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Montag, 12. Juni 2023

La France avecque ... des bonnes nouvelles de l'Amélie

Abschied vom rechten Ufer der Gironde


12. Juni 2023


Schon wieder die Ersten beim Frühstück!


Aber das zählt alles nicht. Heute müssen wir über Wichtigeres sprechen, übers Eierkochen. An vielen Frühstücks-Buffets in Frankreich findet man ein einfaches Prinzip: kleine Körbchen aus Metall hängen an einem Gestänge ins mehr oder minder heiße Wasser. Nebenan stehen Eieruhren, und je nach Wassertemperatur variieren die zeitlichen Vorgaben für weich, fest, hart. Am Ende sind die Eier manchmal wirklich so, wie man sie haben wollte.


Heute nun eine neue Variante.


Das Wasser ist mit einer starken Essiglösung angereichert, das riecht schon mal nicht extrem appetitlich. Diese Lösung löst – nomen est omen – während des Kochens die Farbe aus der Schale der Eier und diese schwimmt dann braun-schaumig auf der Wasseroberfläche. Das sieht auch nicht besonders appetitlich aus.


Aber es kommt noch besser: Ab einem gewissen Stadium des Kochprozesses bewegen sich die Eier aus ihren Körbchen raus und tanzen durch das heiße Wasser und den Schaum. Das sieht wenigstens sehr lustig aus, ist aber nicht jedermanns Sache. Denn wenn alle Eier mit farblich ausgekochter Schale durchs Wasser rotieren, weiß erstens keiner mehr, welches sein Ei war, und zweitens in welcher Phase von weich, fest, hart es sich gerade befindet.


Eine tolle Lösung.


Gegen halb zehn geht es mit Verve auf die Strecke, die wir gestern Abend kurzfristig ausgeguckt hatten. Überhaupt gestern Abend: Das Essen war gut, der Service auch. Wir saßen bis zehn auf der Terrasse und schauten dem Meer dabei zu, wie es mit nahezu rasender Geschwindigkeit ans Land flutete. Gegenüber liegt die Südspitze der Île d'Oléron mitten im Wasser, ob's da auch ebbt und flutet?


Also, wir fahren nicht an der Küste entlang, sondern quer durchs Land, um Zeit und Kraft zu sparen. Wir müssen heute bis in die Mitte der linken Gironde-Seite kommen, damit es moprgenbisa Cap Ferret reicht. Insgesamt läuft es sehr gut, und der Weg ist inhaltlich wie optisch einer gute Lösung (sic!). Kurz vor Royan gesellt sich noch ein Rennradfahrer mit Frau zu uns und macht den Vorschlag, wir mögen lieber nicht an der Küste, sondern über die Weinstraße direkt auf der östlichen Seite der Spitze fahren.


Royan, wo Tradition und Modern eng beeinander liegen


Royan ist hässlich wie immer, wir sind gut angekommen und fahren direkt zur Bac. Leider hat man uns auf dem Weg wieder ein bisschen durch die Pampa und entlang der Küste geschickt. Aber wir waren auch selber blöd. Wir haben nicht geschaut, wann die Bac fährt und stehen jetzt neun Minuten nach Abfahrt der letzten Vormittags-Bac vor verschlossenen Türen.


Mittagspause entre mer et terre


Der junge Mann an der Kasse sagte freundlich „Midi quarante-cinq“ und meint damit die Abfahrtszeit der ersten Nachmittags-Bac. Also haben wir jetzt knapp anderthalb Stunden Zeit, setzen uns am Hafen auf eine Bank, essen das Mitgebrachte unbd jammern über unsere schlechte Vorbereitung.


Um Viertel nach zwölf klingelt der innere Wecker, wir verlassen die gastliche Bank und rollen zum Fähranleger. Ticketkauf und Einchecken sind schnell erledigt, die Überfahrt verbringen wir mit Spanisch und Italienisch aus dem Telefon.


12.30 Uhr an einem beliebigen Hafen in Royan


In Le Verdon-sur-Mer angekommen, entscheiden wir uns für den offiziellen Radweg, den wir so noch nie gefahren sind. Ein entgegenkommender Franzose unterstützt unsere Entscheidung mit einem Video des Weges, das er unterwegs aufgenommen hat und uns jetzt voller Freude präsentiert. Was wir bei ihm sehen, bestätigt sich auf den folgenden Kilometern: gut befahrbare Piste auf den nächsten rund 50 Kilometern.


Der Sohn spielt am hashtag, der Vater schreit ihn an: „Hängengeblieben, oder was?“


An der Plage d'Amélie machen wir am Hotel des Pins Kaffeepause. Das Hotel sieht nach dem Besitzerwechsel aus wie immer. Ein paar Kleinigkeiten, wie z.B. Außengastronomie, Namen an der Straßenfront und frische Farbe auf den Außenwänden, sind verändert, die Karte liest sich besser als früher. Der Café crème kostet 3,50 Euro.


35 Kilometer geradeaus


Das Wichtigste erfahren wir auf Nachfrage von der Tochter der neuen Eigner: Der Tochter der Vorbesitzer geht es gesundheitlich besser. Wir hatten spekuliert, dass die Eltern ihr Hotel, den Tod der Tochter vor Augen, verkauft hatten. Nun können wir getrost neu spekulieren, z.B. dass die Ehe der Betreiber so ruiniert war, dass sie nicht mehr zusammen arbeiten wollten.


Wir dagegen arbeiten uns nach Plage d'Amélie weiter in Richtung Hourtin-Plage.Das sind noch ca. 35 Kilometer schnurgerade Asphaltstrecke durch Pinienwälder und entlang wenig befahrener Verbindungsstraßen (vulgo: langweilig). Im Vorüberfahren wird uns erstmals der Sinn der häufigen Sandstrecken im Wald klar. Sie sollen im Brandfall ein Überspringen des Feuers von Waldstück zu Waldstück erschweren bzw. verhindern.


Hier sieht's ja aus wie auf dem Campingplatz


Tja, und dann passiert es: Gattin und Gatte quartieren sich am Camping de la Côte d'Argent in Hourtin-Plage ein. Da gibt es ein richtiges Hotelzimmer zum bislang günstigsten Preis dieser Reise. Aber keine Sorge, vom 1. Juli bis 31. August kostet es 50 Prozent mehr.


Da gibt es ein Spaßbad für Kinder jeden Alters (sie nicht, er schon), und es gibt sogar ein Restaurant, in dem man abends ordentlich essen kann. Mit dem Kellner ist es ein bisschen schwierig, er spricht mehr Deutsch als er kann.


Morgen früh macht uns die Chefin des Restaurants um 8.45 einen Kaffee, dann geht es südwärts nach Cap Ferret.


Montags von Plage zu Plage