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Freitag, 16. Juni 2023

La France avecque ... l'hébergement de haute qualité (deuxième tentative)

Unser neuer Reisebegleiter


16. Juni 2023


Heute gibt's ein feines Frühstück unten im Hotel. Da ist alles so, wie man es sich das vorstellt und wie man es gerne zu Hause selber machen würde. Mit feiner Marmelade, mit leckerem Baguette, mit guten Croissants. Und dann auch noch in einem sehr schönen, liebevoll gestalteten Umfeld.


Nach dem Auschecken lassen wir uns von unserem Garmin durch Bordeaux leiten – bis zur Autoübergabe am Gare Bordeaux-Saint-Jean. Der junge Mann am Avis-Counter schaut unsere Räder an und meint, es wäre vielleicht günstiger, ein größeres Auto zu nehmen, und verkauft uns für 15 € Aufpreis pro Tag einen Astra mit Kombi hinten dran, der tatsächlich die Räder und das gesamte Gepäck sehr gut aufnimmt.


Platz für uns und all die Champagner- und sonstigen Kisten ist auch noch genug. Jetzt muss Frau Google wieder ran. Sie schickt uns auf der A10 in Richtung Tours, wo wir beginnen werden, unseren Frankreichaufenthalt in den einschlägigen Wein- und Käseregionen abzurunden.


Auf der nun folgenden Autobahn stellen wir fest, dass eine Geschwindigkeit von 120 km/h nicht ganz gesund ist. Außerdem weiß man überhaupt nicht, wo man sich bewegt. Im Gegenteil: Man kriegt von der Umgebung, in der man ist, überhaupt nichts mit. Irgendwo in der Ferne ist es grün und bis man zu Ende geguckt hat, ist man schon durch das Grüne durchgefahren. Es ist tatsächlich wie auf der Autobahn hier.


An einer passenden Raststätte essen wir ce que reste, dann geht es weiter nach Tours, wo wir – die Älteren werden sich erinnern – noch eine wichtige Verabredung haben: Der kleine Brustgurt möchte aus dem Bällebad abgeholt werden.


Um halb drei rufe ich im Hotel an, um mitzuteilen, dass ich den Termin um 15 Uhr nicht werde einhalten können, sondern erst um 16 Uhr ankommen werde. „Keine Sorge“, sagt der Mann am anderen Ende der Leitung. Um 16 Uhr steige ich aus dem Auto und gehe zum Hotel, die Gattin hält ein paar Meter weiter im Halteverbot ihrer Wahl.


Im Hotel sage ich der Rezeptionistin, warum ich gekommen bin. Sie schaut mich verständnislos an. Der herbeigerufene Kollege schaut ebenso ahnungslos, die Kollegin geht ganz weit weg – ich denke bei mir, sie holt den Gurt.


Ein weiterer Kollege lässt sich die Sache vortragen. Er greift zum Telefon, spricht niederländisch hinein und legt wieder auf. Wir stehen alle sprachlos beieinander. Vom Hilton Garden Inn auf der anderen Seite kommt ein dicklicher Kollege im leicht aufgeblähtem, teils aus der Hose hängendem weißen Hemd.


Er lässt sich den Sachverhalt erneut schildern, denkt nach und geht wieder zum Garden Inn. Alle anderen schweigen. Ich fange an zu schreien. Erstmal auf Deutsch, dann auf Französisch, dann auf Englisch. Mann, was bin ich polyglott aufgeregt.


Der Kollege vom Garden Inn kommt mit einem Laptop zurück. Er will unbedingt die E-Mail von Hilton sehen. Ich sage ihm die Referenznummer. Er versteht sie nicht und will die E-Mail sehen. Ich sage ihm die Referenznummer und was ich von ihm und Hilton halte. Meine Frau ruft an und sagt mir, was sie davon hält, seit einer Viertelstunde mit laufendem Motor im Halteverbot zu stehen. Er will die E-Mail sehen. Ich hab's satt und gehe.


Auf dem Weg zu unserem Hotel beginne ich einen Chat mit Sarah, meinem freundlichen personal assistant. Der Chat dauert bis zum Hotel und noch einige Zeit darüber hinaus. Am Ende bricht er ohne Ergebnis ab. First class service, if ever there was.


Wir bringen unsere Siebensachen aufs Zimmer, die Gattin hat das Gefühl, dass mit dem Hotel etwas anders ist bzw. nicht mehr stimmt. Wir duschen trotzdem, München ruft an. Enkel ist etwas neben der Spur, insgesamt gute Stimmung.


Gegen halb acht gehen wir zum Essen, es ist genau noch ein weiterer Tisch besetzt – mit unseren Zimmernachbarn. Der Crémant aus Vouvray ist ok, aber deutlich blasser als viele, die wir aus dem Nachbarort kennen. Eine Karte gibt es nicht, wir dürfen aus fünf oder sechs Hauptspeisen wählen. Vorspeisen gibt es nicht, weil die Hauptspeisen so groß sind.


In diesem Hotel ist alles anders und nichts stimmt mehr.


Die Hauptspeisen – Coquelet und Émincé de boeuf, jeweils mit Kartoffeln und Pilzen – sind für Erwachsene knapp bemessen. Wir hoffen, dass es Käse gibt. Glück gehabt! Und der Käse ist auch noch gut. Dessert gibt es auch, jede Kalorie zählt.


Jetzt noch zwei Espressi, dann schnell weg und ein bisschen Duolingo. Morgen wird alles besser.


Centre ville, mirroir, quai, gare

La France avecque ... les toqués

Wie zu erwarten: Es geht bergab


15. Juni 2023


Früh wach geworden, gleich aufgestanden, das kommt bei uns selten vor.


Wir frühstücken alles, was wir gestern bei Madame Lemoine erstanden und nicht gleich verspeist haben. Außerdem buchen wir unser Hotel in Bordeaux, denn Isabelle hat sich gleich um 7.30 Uhr mit einer positiven Nachricht gemeldet.


Ja, und dann sind wir um 8.50 Uhr zum Fährableger gefahren und haben dort unsere Tickets per Internet bestellt. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, weil gar nicht so viele Leute mit an  Bord wollten. Wir packen ab, nehmen alles mit rein, und die Räder kommen mit sechs anderen zusammen aufs Dach der Fähre.


In 30 Minuten quer übers Bassin


Die Gattin kämpft mit Übelkeit, wir setzen uns hin, dann geht's raus auf See. Auf der anderen Seite wiederholt sich der Prozess. Was auf beiden Seiten ebenfalls gleich ist: Aus den Bänken entflohene Austern klammern sich an das Metall der Anleger-Konstruktion, das sieht aus wie eine Hautkrankheit.


In Arcachon angekommen, fällt uns auf, dass wir die 2012 gefahrene Strecke nur technisch umgedreht haben, was bedeutet, dass wir durch ganz viele Einbahnstraßen fahren müssen, um aus der Stadt zu kommen. Auf dem weiteren Weg ändern wir das kurzfristig und können auf einer relativ geraden Straße rausfahren.


Arcachon, von Cap Ferret Welten entfernt


Es geht durch kleine Dörfer und Orte, sie alle leben davon, dass es Menschen zu Urlaubszwecken an das Bassin de Arcachon zieht. In Biganos kaufen wir noch eine Anti-Mückenstich-Jucken-Creme in der Apotheke, dann stoßen wir endlich auf die D1250, die Route de Bordeaux


Irgendwann ist es 12.30 Uhr, der Hunger kommt. Wir haben vorher zwar schon Bananen gegessen, aber es ist auf jeden Fall besser, wenn wir vor Bordeaux noch was essen. Und wir haben uns ja auch gut vorbereitet.


Rastplätze an der Bundesstraße finden sich jedoch nicht so leicht, deshalb sitzen wir bei einem Kart- und Paintball-PlatzWährend ein Kart immer wieder röhrend seine Runden dreht, überlegen wir, dass man Kartfahren und Paintball sehr schön verbinden könnte. Variante 1: Die Paintballer sitzen in den Autoreifenstapel entlang der Kart-Strecke, sie kommen ab und zu hoch und versuchen den Kartfahrer zu treffen. Variante 2: Der Kartfahrer versucht, die sich auf der Strecke abschießenden Paintballer umzufahren. In jedem Fall interessant und man bräuchte ein viel kleineres Gelände.


Die Radreise ist zu Ende


Die weitere Strecke geht schnurgeradeaus, in Cestas gibt's hier noch den dringend erforderlichen Café crème. Die Mittagszeit ist zwar offiziell vorbei, aber die Chefin lässt uns noch kurz auf der Terrasse sitzen. Drinnen wie draußen läuft über Bluetooth-Lautsprecher eine Blues-Playlist, auf die die Dame richtig stolz ist. Und die Gattin fühlt sich trotz der schrecklichen Musik wie in einer Oase (was wiederum die Chefin freut).


Vor Bordeaux geht's noch durch Pessac, wo der Wein bis ins Stadtzentrum wächst. Unser Hotel ist das altbekannte – stadtnah, liebevoll saniert und bezahlbar. Wir installieren uns, waschen, was zu waschen ist, und machen uns gegen 18 Uhr auf den Weg durch eine tolle Großstadt. Los geht's mit den schmalen Straßen kreuz und quer durch unser Wohnviertel.


Beherbergung à la bordelaise


Bei C&A gibt's endlich das heiß ersehnte Erinnerungs-T-Shirt für die Gattin. Schwierig ist dabei die Verarbeitung der Tatsache, dass französische von deutschen Größen so weit entfernt sind, dass wer zu Hause M trägt, hier bequem XL tragen  kann. Passende Shorts hat der Franzose leider nicht im Angebot.


Nach dem T-Shirt ist vor der Oper


Etwas mehr als eine Stunde schieben wir uns mit all den anderen Menschen durch die verwinkelten Gassen und Straßen. Wer nicht (mehr) einkauft,  sitzt schon beim Apéritif. Wir  stehen irgendwann am Mirroir d'eau, der optisch leider von einem riesigen Kreuzfahrtschiff erschlagen wird. Und dann gehen auch wir was essen.


Um die Ecke unseres Hotels setzen wir uns beim Italiener auf die Straße. Der Kellner gibt sich zwar Mühe, aber am Ende wird's ein verunglückter Abend: Was wir zum Apéritif essen wollten, kommt zehn Minuten nach Ende des Apéritifs. Bruschetta mit Lauch und Speck in Käse-Sahne-Sauce ist zumindest irritierend. 


Hier fühlen sich nicht nur Italiener wie zu Hause


Der gewünschte Wein ist nicht da, stattdessen gibt's nur noch den, der auch auf den Nachbartischen steht. Und während wir noch auf unsere Hauptgerichte warten, wird an besagten Nachbartischen schon bezahlt, obwohl die Gäste erst nach uns kamen.


Ein Gutes hat der Italiener: einen Logen-Platz für das Treiben auf der Straße. In puncto Essen wären wir zwei Restaurants weiter vielleicht besser aufgehoben gewesen, wo der Kellner quasi minütlich vor den Gästen kniete.


Von den Austern zum Rotwein