Hoch, Gebirge |
Zum Frühstück gibt es heute unterschiedliche Meinungen. Ich fand, es war eines der besten auf unserer Reise, die Gattin ist da ganz anderer Meinung.
Nach dem Frühstück geht es dann zur für uns üblichen Zeit, also etwa um elf Uhr, langsam auf die Strecke. Google veranschlagt etwa vier Stunden, wir erwarten, dass es ein bisschen im Zickzack über einige Berge der Apuanischen Alpen im Nordosten der Toskana geht.
So fahren wir ein paar Kilometer ganz normal und dann geht es tatsächlich bergauf und noch mehr bergauf und noch mehr bergauf, und diese Alpen werden immer alpiner und die Ausblicke immer wilder. Wir haben wirklich das Gefühl, in der Schweiz zu sein, nur halt auf etwa 50 Prozent verkleinert.
Ein Schild weist in Richtung Chiozza, ich übersehe das i und bin froh, dass die Gattin selbst fährt. Nach einigen Rampen fahren wir auf steiler Straße auf das Städtchen zu und sehen die für Radrennen typischen Sprüche auf dem Asphalt – wir fahren auf der elften Etappe des Giro d'Italia 2025.
Es geht hinauf nach Alpe San Pellegrino, das Schild rechts zeigt 19%, der Weg ist schmal, von oben rollt Gegenverkehr. Die Gattin ist nett, will den Italiener passieren lassen, und kommt aus dem Stand mit dem Auto den Berg nicht mehr hoch. Da ist langsames Zurückrollen und ein zweiter Anlauf vonnöten.
Wahrscheinlich haben die Giro-Fahrer an dieser Stelle auch gedacht, hoffentlich muss ich hier nicht mal mit dem Auto hoch.
Die Strecke führt dann noch weiter durch eine uns völlig absurd erscheinende Toskana. Es geht wieder runter, dann nochmal hoch, und am Ende landen wir auf etwa 800 Metern Höhe in Toana. Dort war die Bergwertung der 2. Kategorie auf der Giro-Etappe. Dort setzen wir uns auf zwei Caffè in die Bar Peter Pan, wo es für 13 Euro ein Mittagessen mit Vorspeise, Hauptspeise, Beilagen, Wasser und einem Viertelliter Wein gibt.
Ein paar Meter später fahren wir durch Vitriola. Hier stehen feine Villen in kleineren und größeren Parks. Einige stehen auch zum Verkauf, aber wer will hier wohnen? Fernab von allem, ohne nennenswerte Infrastruktur? Der Giro war gerade da, und wir kommen in nächster Zeit auch nicht mehr vorbei. Was uns im Vorbeifahren sehr überrascht: Nach gefühlt jedem zweiten Haus befindet sich in der Kurve ein nagelneuer Container-Platz für Plastik, Glas, Papier und sonstigen Abfall. Sieht aus, als gäbe es da ein Förderprogramm der EU.
Wir fahren aus den toskanischen Alpen Toskana in Richtung Modena-Sassuolo-Emilia und bereisen dabei der Reihe nach alle Kreisverkehre Italiens. Die Straßen werden wieder so, wie wir es kennen, nämlich mit automatischer Begrenzung der Geschwindigkeit auf höchstens 40 bis 50 km/h durch entsprechend gestalte Oberflächen.
Die beste aller Ehefrauen regt sich über die durch Gewerbe und sonstige Zweckbauten zerfledderte Landschaft und die Welt der Italiener im Allgemeinen auf, und Mantova ist noch etwa eine Stunde entfernt. Das Restaurant, in das wir heute gehen wollten, hat mittwochs leider geschlossen. Da werden wir sehen müssen, wo und wie wir den Abend verbringen.
Links und rechts der Straßen stehen weite Flächen von Wein, alle ebenerdig, kein einziger Hügel. Rio Saliceto ist einer der Weinorte, die die Trauben der Region verarbeiten.
Viele der von uns befahrenen Strade provinciale sind auf der rechten Hälfte der Straße abgerutscht. Mal geht es nur leicht runter in Richtung Seitenstreifen, dann wieder liegt die Straße wie abgesackt um einige Zentimeter tiefer. Für uns Teutonen ist das eine etwas unangenehme Art des Fahrens. Wenn man den Italiener darauf fahren sieht, könnte man denken, er fühlt sich wie ein Steilwand-Artist.
Wir sind durchaus froh, als wir etwas später als gedacht in Mantova ankommen. Den Weg zum Hotel kennen wir gut, die Modalitäten mit der Zone traffico limitado ebenfalls. Die Damen sind freundlich, wir bringen unser Gepäck nach oben, holen unseren Parkausweis ab und stellen den Wagen vorschriftsmäßig ab.
Es ist mörderisch heiß.
Nach Dusche und Pause machen wir uns auf die Suche nach einem Plätzchen fürs Abendessen, es sollte auf jeden Fall Grana Padano con Mostarda geben.
Die Straßen und Plätze sind relativ leer, die Hitze drückt. Wir schleppen uns langsam und vorsichtig durch das Zentrum Mantovas und schauen hier und da mal rein bzw. auf die ausgehängten Menüs.
Fündig werden wir bei La cucina. Die Atmosphäre wirkt zeitgemäß, die Klimaanlage läuft. Und es gibt Salame di nostra produzione con giardiniera, grana, mostarda e focaccia für den einen und Focaccia a lunga lievitazione con stracciatella di burrata für die andere. Als Hauptgänge nehmen wir Maccheroncini al torchio con stracotto di guancia d’asino bzw. Vitello tonnato con con insalata di cetrioli e ravanelli all’alga nori.
Der Esel schmeckt, das Kalb auch. Und der dazu empfohlene Wein rundet den Abend schön ab. Leider müssen wir hinterher wieder raus aus dem Lokal.
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