Seiten

Sonntag, 5. Mai 2013

5. Mai 2013 – Die Kanalien sind wieder los!

Wir sind unterwegs nach Süden

Ab heute gehen wir mit dem Titel unseres Blogs schlecht um, denn unser aktuelles Ziel liegt gar nicht im Westen, sondern im Südosten. Die Wettervorhersager machen uns Mut, dass es das Wetter gut mit uns meinen könnte, also nutzen wir die vielen Feiertage im Mai, um kurz diverse Brücken zu schlagen.

Aufbruch um kurz nach neun. Der Bauch voll, die Taschen voll und schon nach drei Kilometern die erste 12%-ige Steigung. Unsere Kenntnis des Streckenprofils macht uns ziemlich sicher, dass es für lange Zeit auch die letzte gewesen sein wird.

Passend zur gerade aufkommenden Spargelsaison begegnen uns in Geiselwind zwei Autos voller Holländer, die sichtlich keine große Lust auf ihre Arbeit haben. So, wie Polen und Rumänen in der Gegend als Erntehelfer eingesetzt werden, sind unsere niederländischen Nachbarn hier, um die zum Spargel passende Sauce anzurühren.

Bei Hirschaid stoßen wir auf den Kanal, dem wir nach Süden folgen.

Auf der von Nebel umwehten St 2260 geht es über Schlüsselfeld nach Hirschaid. Die Strecke fährt sich gut; das Wetter hält die Autofahrer vom Fahren ab. Die Sonne gibt sich in der folgenden Stunde außerordentliche Mühe und schafft es gegen halb elf zum ersten Mal, für etwas längere Zeit sichtbar zu sein. Mit ihr kommt allerlei fliegendes Getier ans Licht, das dem individuellen Naturerlebnis einen unangenehmen Touch verleiht.

Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir den Main-Donau-Kanal, die Sonne ist inzwischen so erfolgreich, dass wir die langen Hosen und Langarm-Trikots wegpacken können.

Mittagspause bei Forchheim: links die rote Brücke, hinten der Spargel, unter der Bank die Brennesseln.

Entlang des Kanals rollt es angenehm. Die Piste ist teils asphaltiert, teils aus frisch geschottertem Bessunger Kies gepresst. Von einigen Löchern abgesehen, ist das alles sehr gut befahrbar.

Die eine Kehrseite der Medaille: Offensichtlich kennen viele Menschen den Weg und nehmen die Wetterverbesserung zum Anlass, ihn mit Mann und Maus, Kind und Kegel, Rad und Roller zu bevölkern. Die andere: Zum Mittagessen bei Forchheim haben wir schon fast 70 Kilometer absolviert – wo soll das bloß enden?

Was soll's! Kommen wir halt früher als gedacht in Hüttendorf an (ich dachte bisher, das sei irgendwo im Wendland?!).

Man könnte glatt meinen, wir hätten das schon mal gesehen.

Kurz hinter dem Kraftwerk bei Frauenaurach steht ein älteres Radler-Paar, das uns ein Hotel mit Metzgerei-Restaurant empfiehlt. Wenige Minuten später sind wir da, Mo prüft das Zimmer und wir sind für die Nacht beheimatet. Es ist gerade mal halb drei.

Wir duschen, machen Mittagsschlaf und richten den Rechner ein. Um sieben geht's runter in die Gaststube. Die Karte ist üppig und Metzgerei-lastig. Wir bestellen zwei Omlette-Suppen mit Leberknödel, danach ordert Mo Sauerbraten von bayerischen Jugendlichen. Das muss sie alleine essen, ich nehme lieber das Schäuferle mit Kloß und Salat.

Zu Hause im Aischgrund.

Hinter Mo zahlen acht Mitglieder des örtlichen Sportvereins ihre Mitgliedsbeiträge an den Kassenwart. Das macht einen fröhlichen Eindruck, weil sich die Jungs mit der Zahl der gezahlten Monate ständig überbieten. Irgendwann kommt der Koch des Etablissements hinzu, alle trinken noch ein paar Bierchen und planen gemeinsam ein Fest. Draußen sitzen Männer in Flip-Flops und Mädels in leichten Tops.

19 Grad, Sommer in Deutschland.

Einerseits arbeiten, andererseits dafür zahlen – das ist ein echtes Erlebnis!

Wir laufen noch ein paar Meter im Ort hin und her. Danach geht's aufs Zimmer. Ein bisschen schreiben, ein bisschen Isabelle Adjani auf arte. Das muss für heute reichen.

So kurz können 90 Kilometer aussehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen