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Donnerstag, 9. Mai 2013

7. Mai 2013 – Dietfurt an der Altmühl–Regensburg, 69,29 km

Kachelmann lügt! Alle anderen auch!!

Tage voller Sonnenschein hatten sie uns vorhergesagt, nun haben wir zwar drei schöne Tage hinter, aber vor allem einige ergiebige Regentage vor uns. Ab Freitag soll es im Süden und Südost bis zu elf Liter Regen pro Quadratmeter schütten. Auf solch wetterwendische Wetterfrösche können wir gut verzichten. Egal, ob sie Kachelmann oder sonstwie heißen.

Aber fahren wir doch erstmal los.

Hinter Dietfurt ist die Welt noch in Ordnung (meint man).


Der kürzeste Weg nach Regensburg führt ostwärts über Hernau und Nittendorf, da ist man nach knapp 50 Kilometern mitten in der Stadt. Den nehmen wir natürlich nicht.

Wir fahren die Altmühl (bzw. das, was von ihr übrig geblieben ist) entlang, in vielen Windungen geht es zunächst über Riedenburg, dann Essing bis zur Mündung bei Kelheim

Ein Kanal wie ein Fluss (und umgekehrt).

Wie bei uns üblich, sprechen wir unterwegs wildfremde Menschen an. Diesmal trifft es einen Mann, der sich viel Zeit nimmt und uns erklärt, dass die Altmühl, an der wir fahren, nichts anderes ist als der Main-Donau-Kanal. Man sieht es ihr bzw. ihm bloß nicht gleich an.

Der Einheimische erzählt vom Ausbau des Flusses, erklärt uns, dass der Schiffsverkehr davon abhängt, wann in Rotterdam die großen Schiffe Ladung aufnehmen oder löschen, und sagt, dass die Frachter auf dem Kanal an den entsprechenden Tagen im 20-Minuten-Rhythmus vorbei kommen. „Aber“, so sein Fazit, „rendiern dud sich's ned.“

Zum Abschied gibt er uns noch den Tipp, bei Kelheim auf der nördlichen Donauseite zu bleiben, da kämen wir direkt nach Regensburg.

Freiheit, die sie meinten.

Gesagt, gefahren. Wir passieren die Befreiungshalle, finden tatsächlich einen weiterführenden Weg entlang der Donau und landen nach ein paar Kilometern auf dem Damm bei Kelheimwinzer im modernen Schilda. Irgendwie geht es in allen Richtung nirgendwo hin. Und das sehen nicht nur wir so, sondern auch die beiden Einzel-Radlerinnen, die sich ratlos dort gefunden haben, wohin wir nach einiger Zeit des Suchens zurückkehren.

Beide haben Karten, die sie nicht verstehen. Wir haben ein Telefon, das sie nicht mögen – „Geh' weg mit dem modernen Zeug!“ –, und die ortskundige Engländerin kann auch nicht mehr tun, als uns „good luck“ zu wünschen und kopfschüttelnd weiter zu fahren.

Wir fahren jetzt zu viert. Allerdings nur ein paar hundert Meter, da hält die Eine im Dorf an und lässt uns ziehen. Kurz danach erreichen wir zu dritt die Stelle, an der wir vorhin zu zweit kehrt gemacht hatten. Die höhere Zahl an Mitstreitern macht uns mutig, und wir fahren trotz anderslautender Beschilderung weiter. Unser Tempo wird der neu gewonnenen Begleiterin allerdings schnell zu hoch, so dass wir kurz darauf wieder unter uns sind.

Das mit dem Tempo hat sich schnell wieder erledigt, denn der Weg wird schlechter: mehr grob zugeschüttete Löcher, größerer Schotter und Querrinnen aus etwa 20x20 cm großen, unregelmäßig verlegten und schlecht verfugten Steinen. Da wird das Vorwärtskommen zur Glückssache.

Auch ohne Donau hat das Tal seinen Reiz.

Bei Poikam verlassen wir die inzwischen wenig erfreuliche Piste längs des Kanals und fahren auf den fein asphaltierten KEH11 und KEH15 in nördlicher Richtung. Vor Bergmatting geht es auf eine noch kleinere Nebenstraße, und schon nach kurzer Zeit passieren wir den örtlichen 4-Sterne-Golfclub.

Mo hat durchaus das Gefühl, dass man sie während dieser Passage etwas schief anschaut. Wahrscheinlich wirkt sie im Umfeld der (nicht nur) hier vermehrt parkenden Hässliche-Fresse-Autos etwas untermotorisiert. Was soll's, wir machen erstmal Mittagspause und verzehren die letzten von zu Hause mitgebrachten Vorräte.

Auf den verbleibenden Kilometern nach Regensburg fahren wir zuerst über die Naab, dann an der Donau entlang, vorbei am Max-Buchhauser-Garten nach Stadtamhof.

Eine verblüffende Begegnung am Europakanal.

Die Steinerne Brücke wird derzeit saniert und ist deshalb leider teilweise gesperrt. Wir schieben uns und die Räder mit dem Besucherstrom hinüber und erreichen nach kurzer Suche das Hotel, in dem wir schon vor etwa 17 Jahren auf unserer ersten Eltern-Kind-Radtour eine Nacht verbracht hatten.

Es ist kurz vor zwei, auch heute haben sie ein Zimmer für uns. Wir satteln ab, parken vor dem Haus und machen uns fix fertig, denn wir haben ja noch was vor.


Hat ein bisschen gedauert, bis wir die Brücke so leer hatten.

Gegen drei durchqueren wir die Innenstadt in südöstlicher Richtung, fahren auf der Kumpfmühler Straße zwischen Dörnberg Park und Schloss Emmeram hindurch und über die Bahngleise. Kurz darauf erreichen wir das Haus einer alten Freundin von Mos Familie, wo wir zum Apfelstrudel eingeladen sind.

Es entwickelt sich ein sehr schöner Nachmittag im Garten; mit der fast 90-Jährigen kann man gut und entspannt reden, was wir auch ausgiebig tun. Sie hat drei Apfelstrudel gebacken, einer schmeckt besser als der andere, leider scheitern wir an der Aufgabe, sie alle aufzuessen.

Gegen sechs verabschieden wir uns, fahren ungewollt ein innerstädtisches Rennen mit der Regensburger Studentenschaft und sind froh, dass wir unsere Räder kurz drauf im Refugium des Hotels abstellen können.

Oberpfälzer Herrengedeck mit Salat.

Im Hotel empfiehlt man uns drei Adressen fürs Abendessen. Wir laufen sie alle ab und bleiben im letzten hängen. Das Essen ist schneller auf dem Tisch als das Bier, was uns zu denken gibt. Wir essen die genießbaren Teile, speziell bei Mo sammelt sich ein großer Berg Fett auf dem Teller. Da wir unserem Unmut Luft machen, bekommen wir nebst mehreren Entschuldigungen am Ende 30 Prozent Nachlass auf den Preis. Eine höhere Qualität wäre uns lieber gewesen, aber das ist zumindest eine faire Geste.

Zurück im Hotel kommen wir nochmal auf die eingangs erwähnte Problematik mit dem Wetter und beschließen, die Tour morgen abzubrechen. Wir können uns ja leicht merken, wo wir waren, und von hier den nächsten Versuch starten.

Die Schlingel entlang der Donau.

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