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Dienstag, 26. September 2017

„Die schlimmste Tour, die ich je gemacht habe!“

24. September 2017: Das Frühstück ist OK, die zuständige Mitarbeiterin sehr bemüht. Das kann man der Kollegin an der Rezeption nicht vorwerfen. Sie ist offensichtlich schon lange im Job, und er hängt ihr (wie auch die Gäste) zum Hals raus. Sie verlangt explizit Bargeld, akzeptiert dann widerwillig die EC-Karte.

Wir sind noch später dran als gestern.

Eberbach – wo Tradition und Moderne sich wirklich nahe stehen

Zunächst über die nahe Neckar-Brücke, dann links am Fluss entlang in Richtung Heidelberg. Der Weg ist nur partiell asphaltiert, aber insgesamt gut befahrbar und geht zum Teil ordentlich rauf und runter. Da spürt man die Ausläufer des auslaufenden Odenwalds.

Das Wetter wird immer besser, die Sonne kommt immer früher und verbrennt den Nebel quasi vor unseren Augen.

Zur Sonne, zur Freizeit!

Hirschhorn, an der Grenze von Baden-Württemberg und Hessen, berühmt für seine Trachtenjanker-Knopf-Tradition

Da links will doch wirklich niemand hin!

Wir kurbeln über bessere Waldwege, schrecken ahnungslose Tiere auf und wollen in Neckargemünd auf die andere Seite wechseln, verfahren uns aber rettungslos an der umfangreichen Baustelle vor, um und über die Brücke.

Irgendwann klappt es dann doch, wir finden einen Zugang und können die Brücke überqueren. Mit reichlich Zeitverlust geht es leicht aufwärts in Richtung Heidelberg. Auch auf dem weiteren Weg erkennen wir nichts mehr, entweder hat sich die Welt zwischen Miltenberg und Heidelberg tatsächlich total verändert oder unsere Erinnerung ist völlig verblasst.

Mensch, Heidelberg, was hast du dich verändert 

Schließlich erreichen wir die Bergstraße (vulg. B3), der wir nordwärts in Richtung Frankfurt folgen werden. Vorher verfahren wir uns nochmal, weil die Gattin lieber einem in ruhigere Gefilde weisenden Radwegs-Schild nach Weinheim folgen möchte. Danach kaufen wir noch ein bisschen ein: Wasser bei Lidl in Handschuhsheim, Schinken beim Metzger in Dossenheim, der keine Brötchen hat, und Brötchen beim Bäcker in Dossenheim, der nur ein paar Meter entfernt ist.

Unsichtbare Romantik, Teil 726: das Heidelberger Schloss

Die nun einsetzende Romantik des Weges, der stete Wechsel des Radwegs von der einen auf die andere Seite der B3 und die berührende Schönheit der baulichen Ensembles von Gewerbegebiet, Eisenbahnunterführung, Autotunnel und Sparkassen-Protz in Schriesheim, Hirschberg und natürlich: Weinheim, entlockt meiner Begleiterin den oben zitierten Ausruf.

Am Friedhof im Norden Weinheims verbringen wir kauend und kopfschüttelnd unsere Mittagspause, danach überlegen wir, ob wir wirklich bis nach Hause mit dem Rad fahren wollen.

Eine Entscheidung fällt zunächst nicht, in Sulzbach, Hemsbach und Laudenbach entspannt sich die Lage etwas, Heppenheim, Bensheim und Auerbach gehen erträglich ineinander über. Nach Zwingenberg geht es schnurgeradeaus, erst sanft rauf, dann leicht hinab, an Seeheim vorbei und direkt in die neu eröffnete Kaffeebar an der Heidelberger Landstraße in Eberstadt.

Der Kaffee ist gut, den Kuchen vom Vortag gibt's zum halben Preis, und während ich drinnen bestelle, kommt die Gattin draußen mit dem Rest der Welt ins Gespräch. Am Ende ist neuer Lebensmut eingekehrt, und wir nehmen die restlichen 40 Kilometer auf uns. Vorbei an der WG in der Heidelberger Straße, an der ersten eigenen „Wohnung“ in der Neckarstraße, vorbei am hässlichen neuen Logo von Merck.

Ab Arheilgen ist uns dann alles bestens vertraut. Und am Ende reicht die Kraft sogar noch für die drei Hügelchen zwischen Neu-Isenburg und Frankfurt. Nach der langen Abfahrt erreichen wir den REWE am Depot. Heute gehen wir nicht mehr raus, sondern düsen uns einige einfache Pizze auf. Außerdem gibt's hier ja nirgendwo Bier, nur diesen Apfelwein ...


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