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Sonntag, 29. April 2018

Hochzeitsreise 2018 - das Idiom wechselt

19. April 2018 - früh aufgewacht und gesehen, dass die Eintracht das Pokalspiel gewonnen hat. Nico Kovac kann damit sicher sein, dass er in der nächsten Saison Trainer des amtierenden Pokalsiegers (gewesen) sein wird.

Wir stehen um sieben auf, erst ein bisschen Büro, dann Frühstück. Da Angebot ist begrenzt, das Schippchen fürs Müsli angekettet, die umgedrehten Kaffeetassen kleben auf den Untertassen. Und: Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin. Das Publikum im Frühstücksraum ist besonders: stark tätowierte, stark übergewichtige Menschen. Nur ein „normaler“ Gast, der genau wie wir etwas ratlos vor dem Angebot an Speisen steht. Wir haben keine Zeit, uns über all das Gedanken zu machen. Der Preis von 77 Euro stimmt auch beim Auschecken noch, wir sind insgesamt nicht unzufrieden.

Um 9.20 Uhr geht es dann endlich los. Die neue Technik weist uns den Weg, und das macht sie wirklich ausgezeichnet. Der Weg ist noch wie gestern: staubig und von Löchern durchzogen. Erfreulicherweise haben die uns voraus gefahrenen Fahrradfahrer eine gut sichtbare Spur durch den breit gestreuten Split gezogen, sie macht es leichter, die unzähligen Gefahrenstellen unversehrt zu passieren. Die Wege an Rhein, Main, Doubs, Loire usw. haben uns einfach verdorben.

Wie im echten Leben: Man muss wissen, woher der Wind weht

Wir fahren am Nürnberger Hafen vorbei, weiter zum Rothsee, essen bei Hilpolstein eines der Brote, die noch von gestern übrig sind und verfahren uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit, weil wir die Fehler des Jahres 2013 eins zu eins wiederholen. Wir folgen ja der alten Aufzeichnung.

Gegen eins finden wir bei Kilometer 52 eine schöne Bank, essen den Rest des mitgebrachten Proviants und fragen uns, wie wir noch weiter fahren sollen. Ergebnis: Wir machen es halt einfach.

Deutsche Wasserscheide von Main und Donau, da schwappt kein Tröpfchen drüber

Der Kanal ist wohl die größte verkehrsfreie Wasserstraße Europas. keine Menschen weit und breit (außer den Mitarbeitern der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die sich um die Instandhaltung kümmern müssen), keine Schiffe nirgendwo, ein Milliardengrab.

Ab Rappersdorf geht der RMD in den alten Ludwigs-Kanal über (ein Milliardengrab aus alter Zeit), die Umgebung wird schöner, der Weg lässt uns keine Zeit, sie zu bewundern, da wir uns weiter auf die Löcher und den zum Teil üppigen Splitbelag konzentrieren müssen, um Unfälle zu vermeiden.

Weiter südwärts, zunehmende Romantik

In Dietfurt an der Altmühl sitzen wir nach 15 Uhr bei Valentina, essen ein Banana Split deluxe und fünf Kugeln Eis mit Sahne. Beides ist gut, die beiden Cappucini weniger, sie folgen mehr dem deutschen Kaffee-Ideal, nur halt mit Milch-Mützchen. Gegen 16 Uhr rappeln wir uns auf, es folgt die bisher schönste Strecke: 18 Kilometer bis Riedenburg.

Kleine Stärkung bei Valentina

Wilde Wasser vor Riedenburg

Das Hotel reservieren wir gleich am Ortsausgang von Dietfurt (was mer hat, des hat mer), der Wind kühlt die überhitzten Körperteile, zwei Gänse folgen uns über einige Kilometer - man könnte meinen, sie streiten sich im Flug über den günstigsten Platz für die Ei-Ablage. Aber dieser Eindruck ist wohl der nahenden Vermählung geschuldet.

Keine Atempause, gleich gibt's Abendessen

Die Dame im Rollstuhl, die uns den Weg zum Hotel weist, spricht mit oberpfälzischer Färbung. Da rollt das R etwas tiefer und vor allem viel weiter hinten im Hals. Unser gebürtige Oberpfälzerin entwickelt heimatliche Gefühle.

Das Hotel liegt im Zentrum von Riedenburg, es gefällt uns gut. Wir sind spät dran, es ist viel zu tun, also hopp-hopp. Beim Abendessen macht die Gattin schlapp und schafft nur die Hälfte ihres Kalbsschnitzels, also lässt sie den Rest für morgen einpacken. Meine Ochsenbackerl überleben nicht, das Bier ist gut, es wird auch nicht eingepackt.

Um zehn liegen alle im Bett. Es reicht.

Die nächsten 100 Kilometer durch Staub und Schlaglöcher

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