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Mittwoch, 30. Mai 2018

Stadt, Land, Fluss - 4. Tag: Sonne, Schafe, Storchennester


Wir stehen immer früher auf, heute um halb sieben. Das Frühstück im EG besteht aus vielen in Plastik abgepackten Grausamkeiten, sehr wenigen Brötchen und sehr guten Rühr- und Spiegeleiern. Der Koch sitzt missmutig an der Theke / Rezeption, eine Kanne mit Kaffee steht auf der Warmhalteplatte, Besteck und Geschirr muss man sich selber holen.

Hier weiß man noch, was mit Selbstbedienung wirklich gemeint ist.

Um halb neun fahren wir schon am Deich, links macht die Gattin das erste Foto des Tages, rechts kehrt der ursprünglich außereuropäische Mitarbeiter (Achtung: N-Wort!) vor dem gepflegten Anwesen im norddeutschen Kolonialstil. Ein geschwätziger Einheimischer kommt von dort hoch auf den Deich: "Und?" "Muss!"

Das erste Bild am Morgen - nicht weit von Hoopte gibt der Himmel schon sein Bestes

Ein ständiger Begleiter an diesem Tag

Land. Wirtschaft.

Die Strecke ist sehr schön, leider gibt es nirgendwo eine Einkaufsmöglichkeit. Wir fragen einen örtlichen Radfahrer, wo wir Getränke bekommen können. Er schickt uns zum Melkhus am Ortsende von Sassendorf.

Das ist zwar nicht, was wir suchen (weil eher Café und keinesfalls Lebensmittelladen), aber die Damen sind sehr nett, füllen kostenlos unsere Wasserflaschen auf und lassen sich bereitwillig auf ein Schwätzchen am Vormittag ein. Und der Hund des Hauses ist ein echtes Schmuckstück!

Die südlichste Stadt Schleswig-Holsteins

Mystischer Strom der Elben

Gegen elf erreichen wir den Lidl in Bleckede, kurz darauf setzen wir mit der Fähre über die Elbe. Die Fähre ist schnell, der Fährmann freundlich, der Preis erträglich.

Bei Bleckede über den Fluss

Es stellt sich die Frage, ob das seit 13.16 Uhr anders ist

Zur Mittagspause kaufen wir uns im Restaurant "Treibholz" in Stiepelse ein. Für ein Korkengeld von fünf Euro dürfen wir einen der Tische im Schatten belegen und unser Mitgebrachtes verspeisen.

Norddeutsche Architektur, die Weltkriege, Teilung und Wende überdauert hat

Auf dem weiteren Weg sehen wir zauberhafte Orte, Wohnlagen wie aus dem Bilderbuch (also etwa Oevelgönne, aber ohne die Laufkundschaft von Oevelgönne) und unendliche viele Häuser, Reetdächer usw., die wohl keine echte Chance mehr haben.

Ab und zu überholen wir immer mal wieder eine junge Frau mit schief über den Rücken gehängtem Rucksack. Sie fährt super und überholt uns immer wieder, wenn wir Futter-, Trink- oder Pinkelpausen machen. Irgendwann ist sie dann weg.

Dömitz: wunderschön, aber wahrscheinlich nicht zu retten, ...

... da wird auch der liebe Gott nicht helfen können

Wir kommen gegen halb fünf im Hotel an, wir hatten bereits am Vorabend gebucht (wg. des Außenbades), auf den ersten Blick ist es besser als erwartet.

Die Rezeption macht ihren Job zunächst etwas über-professionell, d.h.: Die junge Frau spult gnadenlos ihr Programm ab und lässt uns nicht zu Wort kommen. Klar, sie weiß besser als wir, worauf es im Haus ankommt, aber ab und zu könnte sie ruhig mal Luft holen. Immerhin: Frische Handtücher fürs Außenbad gibt's problemlos. Besagtes Außenbad ist klein und von örtlichen Buben mit dem Sand des umliegenden "Beach Club" kontaminiert, aber das kühle Wasser ist super und die Jungs sind gerade auf dem Heimweg.

Zusammen mit uns kommt eine Truppe älterer Radreisender ohne Gepäck an. Alle tragen Trikots auf denen steht, dass sie krebskranken Kinder helfen. Alle sind gut drauf und um keine Antwort verlegen.

Unser Zimmer am Kopfende des Hotel-Riegels ist sensationell. Toller Blick übers Land, ordentlich eingerichtet, sehr schönes Bad. Das industriell / maritime Design des Hauses wirkt allerdings trotz seiner Geschichte etwas übertrieben. In einer heißen Phase (wie gerade Ende Mai 2018) heizt das Zimmer zu sehr auf. Und weil man wg. der Mücken die Fenster nicht öffnen kann, wäre eine Klimaanlage mehr als nur nützlich.

Um halb acht gibt's Abendessen, wir haben Glück, auf der Terrasse ist noch ein Tisch frei. Der Service ist gut, hat aber manchmal Probleme mit dem Timing, das Essen ist nicht schlecht: 2x Pommersche Hochzeitssuppe (Hühnerbrühe mit Gemüse), 1x Bachforelle in Butter gebraten, 1x Rinder-Schmorbraten, 1x Vanilleeis mit heißen Kirschen. Nur beim Convenience-Produkt par excellence macht die Küche alles falsch: Der "Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern" bleibt zu lange im Rohr, das Flüssige wird fest.

Wir gehen schlafen. Das Zimmer ist heiß und lüften nicht möglich wg. s.o..

110 km in den Westen der DDR

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