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Freitag, 3. Juni 2022

Deutschland ohne e – die 20. Etappe: Wir strengen uns an, alle anderen auch, irgendwie

Nicht nur in Afghanistan wird mit Mohn Geld verdient


Wer hätte das gedacht: unsere längste Etappe auf dieser Tour.


Nach diesem Frühstück fällt der Abschied aus unserem Hotel noch schwerer. Wir reden noch kurz mit einem anderen Radfahrer-Paar, das sich auf einer Runde um Berlin abstrampelt, dann geht es bergab an die Elbe.


Schon nach wenigen Kilometern fähren wir bei Sandau über den Fluss, dann kürzen wir ein bisschen durchs Gewerbegebiet ab. Wir wollen ja bis Magdeburg kommen.


Bis Tangermünde läuft es ausgesprochen gut. In der Einfahrt kaufen wir noch was ein, dann ereilt uns eine Baustelle. Das senkt erstmal die Stimmung, die Stadt macht den ersten Eindruck aber schnell mehr als wett.


Du gommst hier nisch dursch

Durch die Elbauen im Süden der Stadt fahren wir weiter. In Bittkau machen wir nach 54 Kilometern am Heldenplatz für beide Weltkriege Mittagspause. Bei Bertingen sind sich dann Nord- und Südsee so nah wie nirgendwo sonst auf der Welt.


Wir trinken am örtlichen Campingplatz einen sehr guten Affogato, dazu gibt's Mohnkuchen, und kurz drauf erreichen wir über eine größere, für Radfahrer natürlich gesperrte Baumaßnahme, die Fähre bei Rogäz, wo uns der Fährmann freundlich für voreiliges Befahren der Fähre rügt.


Wer diesen Job macht, muss Humor haben, anders könnte er den Tag nicht überstehen.


Manchmal braucht man einen Übersetzer

Ahnungslos wie wir nun mal sind, fahren wir danach munter auf eines der größten Wasserbauwerke zu: den Mittellandkanal, der die Ems über die Weser mit Elbe und Havel verbindet. Bei Magdeburg stehen wir dann plötzlich an einem Aquädukt, wie wir ihn im Prinzip von der Loire kennen.


Allerdings in einer Größe, wie wir es uns nicht hätten vorstellen können.


Irgendwann ist genug gestaunt, nur ein, zwei Ecken weiter beginnt die große Straße durch das Gewerbegebiet, das unsere Einfahrtsschneise nach Magdeburg sein soll. Wir sind fast am Ziel.


Denkste!


Wer eine Jahresendfigur hat(te), braucht auch eine Hochwasserschutzanlage

Die Stadt Magdeburg, ohnehin von einer leistungsfähigen Eisenbahnlinie im Kern geteilt, hat sich entschlossen, diese Teilung weiter voranzutreiben. Und Google weiß absolut nichts davon.


Bis zur Ernst-Reuter-Allee geht alles glatt, dort treibt uns die dritte Baustelle dieses Tages endgültig zur Verzweiflung. Google schickt uns links, wo nur rechts möglich ist. Google schickt uns zurück, wo wir geradeaus weiter müssen. Das kostet Nerven und Zeit, und von beidem ist nach mehr als 100 Kilometern kaum noch etwas übrig.


An der richtigen Stelle kann Wohnen sehr schön sein, auch in Magdeburg

Viel später als erwartet kommen wir dann doch am Hotel an und haben wenigstens noch die Zeit, uns ein bisschen frisch zu machen, bevor wir an den Tisch dürfen. Das Haus hat seine besten Tage schon länger hinter sich. Das Restaurant ist geschlossen, hier wird nichts mehr investiert, nur noch ertragen.


Das Essen im „Partner-Restaurant“ gegenüber war einerseits in Ordnung – gemischte Antipasti für zwei, 1x Tagliatelle mit Seezunge, 1x Fasanfilet mit Papardelle und Gemüse, Zabaione für zwei –, andererseits kann man sich einem der Tripadvisor-Advisors voll und ganz anschließen: „This was a bit of a strange experience.“


Gut gelaufen, bis Magdeburg

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