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Montag, 29. Mai 2023

La France avecque ... se baigner dans la Loire

Samen-Teppich entlang des Kanals


28. Mai 2023


Heute war's eher langweilig, dafür aber ziemlich heiß.


Um halb acht gibt's Frühstück. Wir haben gestern schon gut eingepackt, auch das Paket mit inzwischen unnötigen Trikots, Strümpfen usw., das Ineke jetzt wieder an uns zurückschicken wird. Insgesamt sind wir schnell mit allem fertig, um kurz nach halb neun fahren wir vom Hof.


Das erste Ziel ist Bourbon-Lancy, das wir auf der Voie verte schnell erreichen. Den langen und steilen Aufstieg in die Altstadt versüßen wir uns mit zwei Cafés au lait und einer Tarte au pomme bei Patrick et Cathérine. Danach verfahren wir uns erstmal und müssen ein zweites Mal bergauf zum Radweg.


Auf dem weiteren Weg nach Cronat geht es zwischendurch zwei Mal heftig aufwärts. Wir schalten den Motor zu, das wirklich stark übergewichtige Pärchen auf dem Tandem muss es ohne Hilfe schaffen. Und sie schaffen es! Der Fahrradanhänger wackelt zwar beängstigend hin und her, aber die Beiden kommen gut nach oben.


Traumhaus im Grünen, hinter Hecken versteckt


Die Temperatur steigt, die Sonne brennt, wir fahren stromlos durch immer gleiche Äcker- und Weidelandschaft. Das geht so bis Kilometer 62, wo wir nach dem nächsten happigen Anstieg am Pique-nique-Platz in Devay ankommen und an einem von Vögeln völlig verschissenen Bank-Tisch-Ensemble unseren Proviant verspeisen.


Lange halten wir uns ob der Umgebung nicht auf, das nächste Ziel heißt Décize, wo unser Loire-Kanal auf den Canal du Nivernais trifft, am dem wir 2019 von Nord nach Süd gefahren sind. Auch diesmal feiert die Stadt ihre Braderie, es riecht nach altem Fett und Kirmeskram.


Wenn wir kommen, feiert Décize


Eigentlich würde es uns jetzt reichen, aber nochmal wollten wir nicht im bekannten Hotel nächtigen, deshalb haben wir in Nevers gebucht. Das sind  weitere 30 Kilometer in der Hitze entlang des langweiligen Kanals. Die Gattin ist derart konzentriert, dass ihr eine Flasche vom Rad fällt und sie drüber fährt. Eine Flasche weniger.


Ob wir hier wirklich fahren dürfen?


Bei Fleury-sur-Loire erwartet uns auf der anderen Seite des Kanals eine sehr willkommene Abwechslung: La Halte Nautique, ein Camping- und Anlegeplatz mit Bewirtung. Heute ist Feiertag und der Franzose kommt im Familienverbund zum Essen.


Wir nehmen nur zwei Café au lait, zwei Softeis von Langnese und einen Liter Wasser. Später stellen wir fest, dass die Flasche perfekt in den frei gewordenen Flaschenhalter passt. Der Kellnerin ist es am Ende selbst peinlich, dass sie uns für besagte Bestellung 15 Euro abnimmt, aber es ist ja Feiertag ...


Mit uns rastet ein nicht grüßender Bikepacker (der erste seiner Art), den wir später bei seiner Bio-Pause passieren. Das kann er schlecht verarbeiten, deshalb holt er uns bald ein und versucht, sich bei uns anzuhängen. Das wiederum ist nicht in unserem Sinne, wir stoppen nach einigen Metern und lassen ihn vorbei.


En passant sucht er mein Rad mit professionellem Blick nach dem Motor ab. Ohne Ergebnis. Er nimmt es hin, kann aber sichtlich nicht begreifen, dass andere – zumal eine Frau! – mit Gepäck so schnell unterwegs sind, wie er ohne. So vergeht die Zeit am Kanal mit lustigen Spielchen unter Radfahrern.


Eines Nachmittags in Nevers

Wir sind froh, dass wir nach rund sieben Stunden endlich in Nevers ankommen. Unten im Fluss baden die Einheimischen, wir genießen die Skyline und beziehen unser Hotelzimmer. Die Rezeptionistin hat einen schönen Platz für unsere Räder, das Zimmermädchen spricht akzentfrei Deutsch; sie hat es im Land gelernt, nachdem ihre Familie aus dem Kosovo geflohen war.


Best Western Nevers, in einigen Bereichen eher second best


Fürs Abendessen lässt uns die örtliche Gastronomie wenig Auswahl, von 15 Restaurants haben sonntags zwölf geschlossen. So landen wir auf einer Terrasse an einer belebten Kreuzung. Die Karte ist fleischlastig, es gibt „günstige“ Apéro-, Cocktail- und sonstige Angebote. Entscheidend ist, dass schnell bestellt, schnell geliefert und schnell Platz gemacht wird für die nächsten Gäste.


Der Abend ist immer noch warm. Der Blick auf die anderen Tische zeigt, dass langsam wieder die Zeit im Jahr beginnt, da Menschen weniger anziehen, als es ihnen und dem Rest der Welt guttut. Ein paar Meter weiter fällt ein Mann rückwärts aufs Pflaster. Das beschert ihm eine Platzwunde am Hinterkopf und einen Rettungswagen-Einsatz.


Rund um die angrenzenden Straße brettern örtliche Poser auf dezent aufgebohrten Mopeds. Die Kellnerin ist überfordert, drei Mal muss ich die Caraffe d'eau selbst an der Bar holen.


Länger als gedacht, leider unvermeidlich

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