Seiten

Samstag, 27. Mai 2023

La France avecque ... le prieuré

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“


24. Mai 2023


Proxi ist gegenüber, wir fangen den Tag wie gestern an: Der Gatte kauft ein, die Gattin bereitet das Frühstück vor. Eier zum Mitnehmen gekocht, Kaffee gekocht – Maschine mit allem in der Küche, sogar Butter im Kühlschrank.


Dann kommt erstmal Google und weigert sich, wie gestern schon, Bilder hochzuladen. Das beeinflusst die Laune und kostet Zeit. Und es führt dazu, dass man später aufräumt, packt und abfährt.


Wenigstens sind es nur ein paar Meter bis zum Kanal. Außerdem zeigt die Sonne, dass es wirklich einen Unterschied macht, wenn sie scheint.


Die Sonne macht den Unterschied


So langsam geht es aufs Ende der Kanalbegleitung zu. Wir umrunden den Étang de Montchanin, durchqueren Montceau les Mines, wo sich in den letzten Jahren baulich viel getan hat, es im Inneren aber immer noch ziemlich marode und lieblos aussieht.


Eine Bank ist nirgendwo in Sicht. Wir beschließen also, gleich die erste nach der Stadt mit unserem Mittagessen zu belegen. Und dann zieht sich die D974 durchs Land, eng an den Kanal geschmiegt und bankfrei. Kurz vor Ciry-le-Noble fahren wir entnervt rechts ran, setzen uns auf einen etwa 50 Zentimeter hohen und mehr als einen Meter breiten Betonkreis, der hier als Blumentopf genutzt wird, und essen alles auf, was wir haben.


Zwischendurch kommt ein echter Schleusenwärter. Er telefoniert, trägt einen Zopf-Dutt und fährt mit dem Auto die Schleusen ab. Dort drückt er die richtigen Knöpfe oder zieht an bunten Leinen und fährt dann weiter. Wir fangen ihn ab und fragen, warum die Schleuse nach einer Durchfahrt vorhin das ganze Wasser wieder abgelassen hat. Es hätte ja auch ein Schiff aus der anderen Richtung kommen können und das Wasser wieder gestaut werden müssen. Seine einfache Antwort: „C'est pareil.“


Ein Glück, dass sie an dieser Stelle war


So lernt man im Vorüberfahren, wie es die Franzosen mit den Schleusen halten. Ohne Proviant geht es weiter, wir durchqueren Ciry-le-Noble und erreichen in Génelard das Centre d'interprétation de la ligne de démarcation, die während der deutschen Besatzung Frankreichs die Kollaborateure von der Résistance trennte. Das Rad der Gattin ist so beeindruckt, dass es sich hinlegt. Das Bajonett an ihrem Garmin funktioniert weiterhin.


Die Baufirma, die dringend einen Neubau bräuchte


Wo Franzosen mit den Deutschen kollaborierten


Kurz darauf erreichen wir Palinges und machen Station in Charlott's Pub. Die muntere Vierzigerin betreibt eine Live-Musik-Bar, zapft vorbeireisenden Radfahrern aber auch gerne zwei Café au lait und hält ein Schwätzchen über Störche, Frösche und gute Nachbarschaft. In ein paar Tagen feiert sie ihr einjähriges Jubiläum.


Frisch gestärkt geht es mit Tempo weiter in Richtung Paray-le-Monial. Rechts schlängelt sich die Bourbince südwärts, links klebt der Kanal an der D974. Irgendwann geht es links hoch zum Château de Digoine, irgendwann führt uns der Kanal nach rechts in die Stadt.


Was uns dort nach rund 80 Kilometern erwartet, ist sensationell: das Hotel Le Prieuré. Das Haus wurde gerade umfassend renoviert und den dafür Verantwortlichen ist der Spagat zwischen Sakralbau und modernem Hotel unglaublich gut gelungen. Von den Farben über die Möblierung bis in die kleinsten Details stimmt einfach alles. Sogar das Personal wirkt irgendwie christlich geprägt, aber weltoffen. Und wir haben die 27-qm-Junior-Suite inklusive Frühstück zu einem Preis von 80 Euro gebucht.


Dennoch ist nicht alles göttlich. Unsere Fahrradgarage hat keine Steckdose, die Pferdchen werden morgen also mit den restlichen acht Prozent ihrer Energie laufen müssen. Für uns gelten ähnliche Bedingungen – das hauseigene Restaurant hat Ruhetag. Wenigstens müssen wir nicht im Zimmer bleiben.


Schlichte Eleganz im Hotel des Priors


Nach dem Erholungsschlaf steuert die Gattin eine auf dem Weg liegende Apotheke an, um dem Husten mit pharmazeutischer Keule den Garaus zu machen. Ich nutze die Gelegenheit und frage die Apothekerin nach einer guten Adresse fürs Abendessen. Sie schickt uns ein paar Straßen weiter, wo wir den nächsten Treffer landen: L'évidence.


Das kleine Menu garniert die Küche mit Apéritiv, Amuse bouche und Pré-Dessert, so dass aus drei am Ende sechs Gänge werden. Die (jungen) Kellner haben ihren Beruf gelernt, die  Weinbegleitung ist sehr gut, und zum Hauptgang gibt's einen ausgezeichneten Pinot noir mit nur 12 Prozent Alkohol.


Je später der Abend, desto beeindruckender die Basilika

Wir kommen gut, zufrieden und glücklich zurück ins Hotel. 


Die letzten Kilometer im Burgund, morgen sind wir in der Auvergne

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen